Wahl

Mannheimer OB-Wahl: Unabhängiger Kandidat David Frey setzt auf Jugend- und Sozialpolitik

Zu den Parteiunabhängigen, die bei der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl am 18. Juni antreten, gehört auch Sozialarbeiter David Frey. Bei seiner Arbeit in der Neckarstadt sehe er, was in dieser Stadt am meisten nötig sei

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Steffen Mack
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David Frey vor den Pflanzbeeten am Neumarkt, ein Projekt zur Quartierentwicklung in der Neckarstadt-West. © Steffen Mack

Mannheim. Als Treffpunkt hat David Frey seinen Arbeitsplatz vorgeschlagen. Seinen Job im ALTER am Alten Meßplatz beschreibt er als Mischung aus Streetworker und Sportwart, so spiele er mit den Jugendlichen hier viel Tischtennis. Aktuell hat der 58-Jährige bei dem gemeinnützigen Projekt eine 20-Stunden-Stelle. Seine Schicht beginnt in zwei Stunden. Bleibt genügend Zeit, bei einem Spaziergang zu klären, wieso er bei der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl am 18. Juni als Parteiunabhängiger antritt.

Er habe Jugendlichen alles vermittelt, „was ich ihnen vermitteln konnte“, sagt Frey. Effektivere Hilfe sei auf höhere Ebene möglich. Sozialpolitik müsse absolut Priorität haben. „Nicht nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die es nötig haben, etwa allein lebende Ältere.“

„Du kandidiersch als OB?“

In der Dammstraße trifft Frey einen Bekannten, Bruno Klemm. „Was machsch du hier?“, schwäbelt der. Als er die Antwort hört, fragt er ungläubig: „Du kandidiersch als OB? Ehrlich?“ Könnte er sich vorstellen, für ihn zu stimmen? Nach kurzem Überlegen bejaht Klemm. Eigentlich wolle er grün oder links wählen. Aber da kenne er die Protagonisten kaum, „außerdem nervt mich der Kretschmann“. An Frey gefalle ihm, dass der „total sozial“ sei. Und dass der 58-Jährige allen Menschen, egal welcher Herkunft oder welchen Alters, mit größtem Respekt begegne.

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Am Ende verspricht Klemm: „Also, eine Stimme hasch jetzt immerhin.“ Mit wie vielen Frey rechne? Der sagt, als Ziel habe er fünf Prozent genannt. Aber er wisse, dass dies für ihn als „No Name“ unrealistisch sei.

Warum er dennoch kandidiert, erklärt er beim Weitergehen. „Ich will im Wahlgang den Fokus verschieben“, hin zu Jugend- und Sozialpolitik. Bisher sei ihm das nicht gelungen, räumt er ein. „Die anderen Bewerber reden immer über die gleichen Themen.“ Bei zwei Wahlforen war Frey dabei, ein drittes soll folgen.

Dass er in diesem Wahlkampf erst wenig mitmischt, führt der Parteiunabhängige auf seinen späten Einstieg zurück. Erst Anfang Mai sei beruflich klar gewesen, dass die Kandidatur zeitlich einrichten könne. „Zum Glück war dann das Max-Joseph-Straßenfest.“ Da habe er sehr viele Menschen gekannt und reichlich Unterschriften gesammelt. Insgesamt sei er auf 293 gekommen.

Doch kurz vor Ablauf der Frist am 22. Mai habe eine Prüfung im Rathaus ergeben, dass nur 246 gültig seien, vier zu wenig. „Bei den Übrigen waren die Unterzeichner nicht wahlberechtigt.“ Also sei er schnell zum Marktplatz, dann zum Paradeplatz. „Mit zwei Leuten habe ich mich nett unterhalten, aber für mich unterschreiben wollten sie nicht.“ Erst als er ihnen gesagt habe, dass ihm nur wenige Minuten blieben, hätten sie sich erbarmt. So sei eine Punktlandung bis 18 Uhr gelungen.

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Was einigen an der Unterschriftenliste laut Frey missfiel, war seine Geburtsstadt: Kaiserslautern. Das verwunderte ihn, Fußball ist nicht sein Sport. Von der erbitterten Rivalität zum SV Waldhof hört er beim Spaziergang zum ersten Mal.

Abitur auf der Schönau

Mit sechs Jahren kam Frey nach Sandhofen. Abitur machte er auf der Schönau, danach ging er zur Bundeswehr. Wegen seines Vaters, „eigentlich bin ich Pazifist“. Anschließend studierte er Sozialpädagogik an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Mit dem Diplom kehrte er nach Mannheim zurück. Seine ersten von mehreren Stationen waren das Jugendhaus Waldpforte und der Internationale Bund in Neckarau, wo er sich um sozial benachteiligte Jugendliche kümmerte.

In der Neckarstadt arbeitet Frey, der in den C-Quadraten wohnt, seit 2018. Zwischenzeitlich war er auch beim Quartiermanagement beschäftigt. Am Spielplatz Ackerstraße berichtet er von bulgarischen Kindern, mit denen sie mal im Holidaypark gewesen seien. „Damit sie wenigstens an einem Tag in den Ferien mal rauskommen. Danach sind sie viel offener gewesen.“

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Die Debatte um die Neckarstadt als „No-Go-Area“ findet Frey nicht gut. Problematisch sei eigentlich nur der Bereich westlich vom Neumarkt und nördlich der Mittelstraße. Er verstehe, dass manche Frauen dort abends allein Angst hätten, weil da vor allem Männer rumstünden. „Zum mediterranen Flair hier gehört halt auch, dass die erst um 20 Uhr rauskommen und dann bis eins, zwei in der Nacht sehr laut auf der Straße miteinander sprechen.“

Stadt soll mehr gegen Müll tun

Von der Stadt wünscht sich Frey, dass sie mehr gegen die Vermüllung tut, illegale Sperrmüllberge schneller entsorgt. Aber vor allem sei deutlich mehr Geld für Quartiermanagement und Projekte wie den ALTER wichtig, damit lasse sich einiges bewegen. Woran will er dafür sparen? Nationaltheater? Stadion? „Da kenne ich mich zu wenig aus“, sagt er. Da müsse er sich im Falle seiner Wahl erst einarbeiten. Die Buga sieht Frey, dem auch Umweltschutz sehr wichtig ist, wegen der Kosten zwar kritisch. „Aber es hat eine Mehrheit dafür gestimmt, das muss man akzeptieren. Das ist Demokratie.“

Sein Wahlkampf koste ihn etwa 200 Euro, sagt Frey, hauptsächlich für Flyer und Fotos. Zehn Plakate hat er auch bestellt, aber die verzögerten sich wegen einer kleinen Panne. Er kann sich auch vorstellen, ein weiteres Mal zu kandidieren, etwa nächstes Jahr bei der Kommunalwahl.

Das Bild zum Artikel wünscht er sich vom Neumarkt, weil dort einiges zur Aufwertung der Neckarstadt getan worden sei. Dann geht es zurück zum ALTER. Gleich beginnt seine Arbeit. Die ihm so wichtig ist.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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