OB-Wahl (mit Video und Fotostrecke)

Unterwegs mit OB-Kandidat Christian Specht: Der Mannheimer in seinem Element

Zwischen Benjamin Blümchen, einem Schrei, Smalltalk und Wahlprogramm: Christian Specht, OB-Kandidat der CDU, gibt Einblicke in einen Tag in seinem Wahlkampf – und legt sich dabei auch körperlich mächtig ins Zeug

Von 
Lea Seethaler
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Ein Tag im Leben des Wahlkämpfers Christian Specht. Auf der Buga trifft er zufällig auf eine Delegation aus Wuppertal - die Stadt richtet 2031 die Buga aus. © Thomas Tröster

Mannheim. „Nun, wie soll man es sagen? Manchmal hat er den Hang, bei vorangehenden Terminen etwas länger zu verweilen“, sagt CDU-Kreisvorsitzender Christian Hötting und grinst, als er mit dem „MM“ und Fotograf Thomas Tröster auf OB-Kandidat Christian Specht (CDU) wartet. Pünktlich zur Eröffnung des Gartens der Partnerstädte auf der Bundesgartenschau ist Specht dann da. Umgeben von einem Menschenpulk kommt er an. Und stellt seinem Begleitteam gleich die Menschen von Haifa über Riesa bis Toulon vor.

Nebenbei: kurze Absprache. Wie bewegen wir uns fort? Immerhin begleitet der „MM“ Specht mehrere Stunden im Wahlkampf. Wie geht es weiter? Im E-Auto. „Wir hätten auch mit dem Fahrrad fahren können, es war ja Stadtradeln“, sagt Specht und blickt in die Runde. Der Fotograf mit Equipment scheint dankbar. Auch Hötting zeigt sich überaus froh.

Das Lächeln auf Spechts Lippen weicht nur kurz einem analytischen, beobachtenden Blick

Specht taucht wieder in die Menge ein. Stets ein Lächeln auf den Lippen. Manchmal weicht sein Grinsen blitzschnell zusammengekniffenen Augen, einem beobachtenden, analytischen Blick. Er schildert Situationen aus Mannheim, hört zu. Es gehe um Herausforderungen der Städte in diesen (Klimawandel-)Zeiten, erklärt er und fasst für den „MM“ die Konferenz der Partnerstädte am Abend zuvor zusammen. Im Smalltalk hört man ihn über das Senken von Emissionen von angelegten Schiffen im Hafen, Photovoltaik und Co. sprechen. Geschickt setzt und lenkt er die Gesprächsthemen.

Dass Specht neben Smalltalk auch Netzwerken und Anekdotenerzählen beherrscht, wird auf dem Weg durch den Luisenpark wieder klar. Ein Junge überquert das Buga-Bächlein per Hängebrücke. Specht schaut hinüber: „An den Gebirgsbach, der damals anders aussah, erinner’ ich mich noch“, sagt er. „Da hab’ ich mit neun als kleiner Junge gern gespielt – und bin mehrfach reingefallen. Das gab Ärger daheim“, sagt er. Und grinst wieder.

Beim Sportplatzfest auf dem 48er Platz auf dem Almenhof spricht Specht mit den Vertretern der Elterninitiative. © Thomas Tröster

Auf dem Rückweg erkennen sich auf Höhe der Vogelvoliere Buga-Deutschland-Chef Jochen Sandner und Specht. „Aaaah“, ruft Sandner. Sie laufen aufeinander zu, Sandner ist in einer Delegation. Mittendrin der OB von Wuppertal, Uwe Schneidewind (Grüne), und Stadträte aus dessen Stadt. „Wir wollen uns das hier auch anschauen, wie Sie das gelöst haben, kommunikativ, wenn nicht alles zum Stichtag fertig wird.“

Schneidewind berichtet von einer „gewissen Grundspannung“ vor der Gartenschau in seiner Stadt 2031. Specht sagt: „Mein Tipp: Fangen Sie einfach sofort an. Die Zeit wird immer knapper.“ Er blickt sich um: „Hat jemand einen Buga-Plan?“ Er bekommt einen, breitet die Karte aus. „Wir hatten da das alte Militärgelände …“, beginnt er und die Leute hängen an seinen Lippen. Er erklärt detailliert. Alle blicken und lauschen. „Ah, es ist Wahlkampf“, tönt es aus der Gruppe. Specht erwidert: „Egal, wie es ausgeht: Kommen Sie nach dem Wahlkampf noch mal wieder“, lädt er die Delegation zum Austausch ein.

Christian Specht: Waldhöfer, Jurist und Erster Bürgermeister

  • Christian Specht ist Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und als Dezernent zuständig für Finanzen, Beteiligungsvermögen, IT sowie Sicherheit und Ordnung.
  • Specht wurde in Mannheim geboren und wuchs auf dem Waldhof auf, wo seine Eltern eine Drogerie betreiben.
  • Er studierte Jura in Mannheim, Heidelberg und Genf. Von 1997 bis 2001 war er Referent beim Raumordnungsverband Rhein-Neckar, seit 2001 dann dessen Direktor und außerdem auch Chef des Regionalverbandes Rhein-Neckar-Odenwald und der Planungsgemeinschaft Rheinpfalz.
  • 2005 wurde er dann zum Bürgermeister der Stadt Mannheim gewählt, 2007 zum Ersten Bürgermeister und 2015 im Amt bestätigt.
  • Specht ist stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses im Deutschen Städtetag.
  • Der 56-Jährige lebt gemeinsam mit seiner Partnerin in Mannheim, er hat zwei erwachsene Töchter

Auf dem Weg zum Ausgang gibt es kaum ein Vorankommen. Specht grüßt und wird gegrüßt – vom Vorsitzenden der Musikalischen Akademie des Nationaltheaters über Politiker-Kollegen bis hin zu Bürgerinnen und Bürgern, die er auf dem Weg trifft. Specht betont, dass er es gut findet, dass der „MM“ ihn an einem Tag am Wahlkampf über die Schulter guckt.

Gerne würde er auch ins Erste-Bürgermeister-Dasein mehr Einblicke geben. „Bei Benjamin Blümchen ist der Bürgermeister immer böse und keiner mag ihn. Ich hab’ mich schon immer gefragt, woher das kommt“, sagt er. „Ich kenn’ den Effekt von meinen Kindern, die meinten immer so: Du, Papa, ist das wirklich so? Aber ich will anders sein.“ Auch, wenn ihm an diesem Tag nicht Karla Kolumna, sondern der „MM“ über die Schulter guckt: Er hat schon nach kurzer Zeit viele Einblicke zu bieten. Nicht nur in den Wahlkampf, sondern auch als Dezernent. In dem Job ist er auch an diesem Wochenende abrufbar. Manchmal ploppen auf seinem Handy Lagen auf, die ein kurzes Telefonat oder eine schnelle Rückmeldung an den OB erfordern.

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Einstieg ins E-Auto auf dem Parkplatz gegenüber der Buga. Specht fährt selbst. Auf der Straße lässt der Transferbus Gäste genau vor der Buga ein- und aussteigen. Warnblinker. „Haben Sie das gesehen?!“, sagt Specht plötzlich. Erstmals an diesem Tag etwas lauter. „Jetzt ist der da ausgeschert, um den Bus zu überholen.“ Das war gefährlich, weil von hinten ein anderes Auto kam.

Er schüttelt den Kopf. Zeigt nach hinten: „Ich wollte eigentlich, dass die Leute da hinten in der Straßenbahn-Schleife ein- und aussteigen. Genau wegen dieser Situation im laufenden Verkehr. Aber die Aufsichtsbehörde hat es nicht erlaubt.“ Er macht eine Pause, sagt: „Das zeigt, da scheitert man auch manchmal.“

Der Sicherheits- und Ordnungsdezernent sowie von ML und FDP unterstützte OB-Kandidat gerät an diesem Tag wahlkampfmäßig wie verkehrsmäßig in Fahrt. Zur ausbaufähigen E-Auto-Ladeinfrastruktur in der Stadt sagt er indes: „Ich kriege das immer ab“, dabei sei die Ladeinfrastruktur „nicht so schlecht“. „Erst vor Kurzem haben wir die P20-Schnellladestation am Maimarkt eröffnet“, betont er.

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Unterwegs mit Christian Specht

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Ankunft beim Spiel- und Sportplatzfest der Elterninitiative am 48er Platz auf dem Almenhof. Specht erkundigt sich, wie die Arbeit mit der Stadtverwaltung läuft. „Es muss aufhören, dass die Ehrenamtlichen von Amt zu Amt geschickt werden“, sagt er. Er versichert zudem den Elternvertretern an diesem neuralgischen Punkt: „Ich werde diesen Platz nie bebauen.“ Specht wirft ein paar Körbe mit Jungs auf dem Basketballplatz – weiter geht’s.

Auch CDU-Fraktionschef Claudius Kranz ist da. Ein Mann spricht die Politiker an. Thema: Fahrradstraße. Specht muss zum nächsten Termin, Kranz übernimmt. „Das, was der Mann da gerade gefordert hat, eine Fahrradstraße auf der Neckarauer Straße bis zum Stollenwörthweiher, das macht überhaupt keinen Sinn“, sagt Specht auf dem Rückweg. „Diese Straße hat eine Erschließungsfunktion, da kann man keine ganze Spur wegnehmen. Sie ist ein Zubringer, etwa für Lkw in Gewerbegebiete und wichtige Anschlussstraßen hängen dort dran“, so Specht.

Der OB-Kandidat zeigt Körpereinsatz: Hier seilt er sich beim Grillfest mit Kindern der Kinderkrebsklinik am Seilgarten ab. © Thomas Tröster

Beim Rausschauen auf die Fahrbahn sagt er dann: „Aber hier, in so einer Straße, wo die Autos langsam fahren, macht wiederum eine Fahrradstraße Sinn.“ Er blickt weiter raus: „Das Gehwegparken zu verbieten, ich kann es mir auf dem Almenhof nicht vorstellen. Der Stadtteil hat eine alte Struktur.“ Er zeigt auf die dicht an dicht abgestellten Autos an den Straßen vor den Häusern. Indes wartet ein Fips-Bus an der Kreuzung. „Wenn ich den Fips sehe, da freu’ ich mich immer“, sagt Specht, der dem RNV-Aufsichtsrat vorsitzt, als er am On-Demand-Shuttle vorbeifährt.

Nächste Station ist das Gelände des TSV 1846. Im Rahmen seiner Wahlkampf-Aktion „Hol dir den Specht in den Garten“ pflanzt er dort einen Baum: „Erst anwässern!“, schreit es von den Zuschauenden. „Beim letzten Mal wollte ich den mit dem Plastiktopf einpflanzen. So viel zu fake“, sagt er und die Menge lacht.

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Dann Besichtigung der im Bau befindlichen Kita des TSV: Geld fehlt, um die steigenden Baukosten aufzufangen: „Da muss die Stadt helfen. Der TSV 1846 ist ein verlässlicher Partner der Stadt. Man kann einen Verein, der in einigen Monaten Kita-Plätze schaffen wird, nicht im Regen stehenlassen. Er ist ja in Vorleistung gegangen und hat investiert. Und macht nicht von vornherein die Hand auf und sagt: Gebt mal!“, sagt Specht.

Weiterfahrt. Kurze Spielstand-Abfrage zum Waldhof-Spiel. Auf dem Weg hat Specht wieder zu nahezu jeder Ecke etwas zu erzählen: Ob Jugendverkehrsschule, die ihm am Herzen liegt, historischem Grenzstein oder Bildungsakademie der Handwerkskammer. Oder zur Straßenbahn: „Letztens wurden bei einer Aktion mit dem Jobcenter ukrainische Flüchtlinge weitergebildet. Da sind auch Eisenbahner dabei, die wissen noch Sachen von der alten Technik, Fähigkeiten, die wir hier gar nicht mehr haben.“

„Der TSV ist ein verlässlicher Partner der Stadt. Wir können ihn beim Thema Kita nicht alleine lassen“

Nächster Stop: Grillfest mit Kindern der Kinderkrebsklinik im Seilgarten vom Rotary Club Mannheim-Brücke und Rosys Kids Corner. Specht sagt: „Das Projekt unterstütze ich schon lange und schaue immer mal wieder beim Fest vorbei.“ Diesmal wird er nicht nur vorbeischauen. Plötzlich lässt er sich Sicherungsgurte anlegen. „Geht der Christian Specht hoch?“, fragt ein älterer Mann und lacht. Ein blindes Mädchen tastet nach dem Arm ihrer Mutter. „Warte, ich will wissen, ob er schreit.“

Sie ist vor Specht gesprungen, er wird jetzt nach oben gezogen. Sein Grinsen weicht nur kurz, als eine Sicherheitsnachbesserung am Gurt gefordert wird. Dann baumelt er wieder grinsend. „Uuua-aaahh“, schreit Specht just in der Sekunde, als er am Seil nach unten saust. Das Mädchen wirft sich nach vorne und lacht: „Und er will OB werden?“ Später gibt sie ihm Tipps.

Weiter zur letzten Station: Spargelfest der Löwenjäger in Käfertal auf dem Gelände von Möbel Peeck. Austausch mit Vereinen, auch mit Geschäftsführer Volker Peeck, Der von der für ihn als Unternehmer schwierigen Corona-Zeit erzählt. Heimfahrt. In der Kurve blickt Specht auf die NTM-Ersatzspielstätte OPAL am Luisenpark: „Oh ja, da hat uns der OB was hinterlassen …“, sagt er. Was er als Erstes macht, falls er Oberbürgermeister werden sollte? „Dann räumen wir in der Stadt auf.“  

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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