Bundesgartenschau

Was auf der Buga unter der Halle aus Mülltonnen zu sehen ist

Handelt es sich um ein Kunstwerk? Manche Besucher rätseln, wenn sie auf der Buga in Mannheim das schräge Gerüst sehen, auf dem 344 Mülltonnen stehen. Aber es geht um Kreislaufwirtschaft

Von 
Peter W. Ragge
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Ein Dach aus Gerüstelementen und Mülltonnen beherbergt die Ausstellung zur Kreislaufwirtschaft auf der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Mannheim. So viele skeptische, zweifelnde, verwunderte Blicke sieht man selten auf der Bundesgartenschau. Aber wer sich eine Weile an der Nordostecke der U-Halle auf dem Spinelli-Areal postiert, kann wunderbar beobachten, wie sich Besucher diesem merkwürdigen Gebilde neugierig nähern, es von oben nach unten betrachten und es dann doch, manchmal zögernd, betreten. Denn das Gebäude, errichtet aus 344 Abfallbehältern, beinhaltet eine Ausstellung zur Kreislaufwirtschaft – sieht aber auch ein bisschen aus wie eine Skulptur.

Ausstellung zur Kreislaufwirtschaft: Alles muss wiederverwertbar sein

„Mission Circular – Welt im Wandel“ nennt sich die Erlebnisausstellung, die das für Abfallwirtschaft zuständige Team vom Stadtraumservice initiiert hat. Gleich als die Bundesgartenschau sich vorgenommen hatte, die in den Mittelpunkt zu stellen, „war uns klar, dass wir dabei sein wollen“, sagt Jürgen Grieb, Leiter Stabsbereich Strategie beim Stadtraumservice. Das baden-württembergische Umweltministerium habe sich auch sofort bereiterklärt, das Projekt zu unterstützen.

„Wenn wir etwas machen, dann wollen wir etwas, das ins Auge sticht, das auffällt“, erinnert sich Grieb an die ersten Überlegungen. Der Stadtraumservice gründete ein Team mit Projektleiter Nils Ehrlich an der Spitze, die auf digitale Ausstellungen spezialisierte Firma musealis aus Weimar, das Architekturbüro Umschichten und die Gestaltungsagentur Rugwind wurden engagiert.

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Die haben aber alle die, so Grieb, „klare Vorgabe bekommen“, dass bei dem Vorhaben „klar erkennbar sein soll“, von wem es komme, also von der Abfallwirtschaft. Und dass zudem „alles wiederverwendbar sein muss“, damit das Projekt nicht gerade den Zielen widerspricht, die mit der Ausstellung vermittelt werden sollen.

„Ich bin ein Abfallbehälter und komme nach Ende der Ausstellung zum Einsatz“

So ist dann, wie Grieb schildert, von der Agentur die Idee einer aus Abfallbehältern gebauten temporären Halle entstanden, „Precyclinghalle“ getauft. „Sie verkörpert die Kreislaufwirtschaft“, so Grieb. Handelsübliche Gerüstelemente bilden die zwischen 2,60 und 5,50 Meter hohe schräge Konstruktion. „Ursprünglich waren Rundbögen geplant, aber das hat sich als statisch nicht machbar erwiesen“, verrät Grieb. Auf der Schrägen sind 240-Liter-Tonnen – 244 grau, 100 grün – montiert, auf der Innenseite Mülltonnendeckel – 157 grau, 32 blau, 28 grün, 29 rot, 54 gelb, 44 braun. Alles ist zerstörungsfrei mit Spanngurten befestigt, die Schraubfundamente und die Gerüstbauelemente würden danach wieder bei anderen Baustellen verwendet. Das gilt ebenso für die Mülltonnen. „Da wir in Mannheim keine grünen Tonnen verwenden, haben wir mit dem Rhein-Neckar-Kreis verabredet, dass er sie nutzt“, sagt Grieb. Darauf weisen auch Schilder alle Besucher hin: „Ich bin ein Abfallbehälter und komme nach Ende der Ausstellung zum Einsatz“, steht da. Die Stadt habe nur die Beschaffung von ein paar Tonnen vorgezogen.

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Das gilt ebenso für zwei 40-Kubikmeter-Mulden. „Die brauchen wir eh immer mal wieder“, sagt Grieb. Nun stehen sie neben der „Precyclinghalle“. In einer wird ein Film gezeigt, eine dient als Treffpunkt für das begleitende Bildungsprogramm, „und die Deckel haben wir als Sonnenschutz-Vordach verwendet“, erklärt Jürgen Grieb.

Schau erklärt: Das ist "geplante Obsoleszenz"

In dem Film dient der Wissenschaftsjournalist und Physiker Ranga Yogeshwar, bekannt durch „Quarks & Co“ oder „Wissen vor Acht“, als Botschafter, der in zehn Minuten in ausdrucksstarken Szenen in das Thema einführt und an die Menschen appelliert, weniger wegzuwerfen und mehr zu recyceln.

In der 21 Meter langen, zehn Meter breiten Halle soll unter dem Dach aus Mülltonnen das Thema dann „spielerisch erlebt werden“, wie Grieb sagt. Fünf „Themenwelten“ genannte Abschnitte hat die Ausstellung. Erklärt wird etwa der Begriff von der „geplanten Obsoleszenz“ – Hersteller gestalten ihre Waren so, dass sie absichtlich früh kaputt gehen oder aus der Mode geraten. Es gibt Informationen zu den Umweltsiegeln vom „Blauen Engel“ bis zum EU-Biosiegel und den Appell „Wir müssen lernen, die Folgen unseres Konsumverhaltens zu bedenken!“ Dazu gehören aber konkrete Tipps, worauf man achten sollte – und was weit über den wiederverwendbaren Kaffeebecher hinausgeht.

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Nachdenklich macht die Vitrine, die zeigt, was alles an Rohstoffen in alten Smartphones und Computern steckt – Gold, Seltene Erden und andere kostbare Metalle. Leicht verständlich wird sichtbar, wie Recycling funktioniert und welche Rolle Mülltrennung dabei genau spielt. Ein großes Schaubild hilft, den Weg vom Inhalt der heimischen Tonne über die Abholung und dann weiter nachzuvollziehen und zu verstehen. Und immer wieder sind kleine Mitmachelemente eingebaut.

Nach der Bundesgartenschau soll das alles auch nicht im Müll landen, sondern recycelt werden. „Wir planen eine Wanderausstellung“, so Grieb, „und sind bereits mit anderen Kommunen im Gespräch“. Im Zuge der Erweiterung des Recyclinghofs Morchhof werde derzeit ferner überlegt, dort einen Schulungsraum für Umweltzwecke und dazu die Ausstellung unterzubringen. „Wir könnten uns auch vorstellen, dort als Blickfang ein Segment des Gerüsts mit den Mülltonnen aufzustellen“, sagt Grieb. Doch entschieden sei das noch nicht.

Redaktion Chefreporter

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