Mannheim. Er lehnt sich gelassen zurück, genießt die Aussicht in den Klimapark des Spinelli-Geländes. „Glücklich und absolut zufrieden“ sei er, sagt Jochen Sandner. Deutschlands oberster „Mister Bundesgartenschau“ zieht genau zur Halbzeit des sommerlangen Fests eine sehr positive Bilanz der Großveranstaltung – zumal der 69-Jährige in Mannheim geboren ist und das die letzte von vielen Bundesgartenschauen sein wird, die er verantwortet.
"I-Punkt grün" ist Sanders Lieblingsplatz
Hinter der alten Heizzentrale der Amerikaner auf dem Spinelli-Gelände, in schönen Gartenstühlen, liegt sein Lieblingsplatz auf der Mannheimer Buga. Hier ist der „I-Punkt grün“, die gut frequentierte Anlaufstelle für Hobbygärtner, betrieben von der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Die Firma wird getragen von den Berufsverbänden der Gärtner, Landschafts- und Sportplatzbauer sowie Baumschulen, vergibt die Lizenzen zur Durchführung der Bundesgartenschauen und richtet sie mit den Städten aus.
Seit 2010 ist Sandner Geschäftsführer, nachdem er zuvor von 1997 bis 2002 die Bundesgartenschauen von Potsdam 2001 und dann die in Schwerin 2009 (2005-2010) verantwortet hat. Nach dem Studium war er erst Werbeberater in einer Marketingagentur in Köln, danach lange im Tourismus tätig. Zum Jahresende geht der 69-Jährige in Pension – und daher ist es für ihn jetzt „ein sehr emotionaler Moment“, die Mannheimer Bundesgartenschau noch mal intensiv zu erleben.
Chef der Bundesgartenschau-Gesellschaft kennt Mannheim
Denn hier ist Sandner, wenngleich die Familie aus Ostfriesland stammt, aufgewachsen. In der schwierigen Nachkriegszeit bekam sein Vater Arbeit bei der, wie er noch immer sagt, „Zellstoff“, später SCA und heute Essity genannt. Dadurch durfte die Familie eine Werkswohnung auf der Rheinau, in der Durlacher Straße, beziehen „Da habe ich die ersten vier Jahre meines Lebens verbracht“, sagt er. Dann wechselte der Vater in ein anderes Werk, und die Familie zog aus Mannheim weg.
2023. Bus hat Buga erreicht
- Da staunte Busfahrer Michael Hornetz nicht schlecht: Als er am 15. Juli, gegen 9.45 Uhr mit vollbesetztem Reisebus am Haupteingang des Luisenparks vorfuhr, bekam er von Helfern und Helferinnen des Buga 23-Freundeskreise zwei Freikarten und eine Flasche Buga 23-Wein überreicht. Neun mal war er bereits die Strecke aus dem Kreis Neunkirchen im Saarland nach Mannheim mit Ziel BUGA 23 gefahren und saß an diesem Tag am Steuer des 2023. Busses, der die Buga anfuhr.
- Dass die Zahl des BUGA-Jahres für den Bus der Horst-Becker-Touristik GmbH zur Glückszahl wurde, ermittelte Einlassmanager Manfred Hiel, der die Buchungen und Bewegungen der Bustouristiker immer im Blick behält. Er weiß, dass die Becker-Touristik ein vielfacher „Wiederholungstäter“ ist. Schon 25-mal sind Busse des Unternehmens zur Buga nach Mannheim gereist, und dabei ist es gerade mal Halbzeit.
Daher war es für ihn „ein besonderes Ereignis“, als plötzlich die Stadt Mannheim mit der Idee einer Bundesgartenschau auf ihn zugekommen sei. 2011 habe er dazu mit Konrad Hummel, bis 2016 Konversionsbeauftragter des Oberbürgermeisters, bei der Buga in Koblenz das erste Gespräch geführt. „Und ich finde toll und bin stolz, was daraus entstanden ist“, so Sandner heute.
Freilich erinnert er sich auch, dass der Weg dorthin nicht einfach war. „Es war ja ein bisschen holprig“, weiß er. 2011 – da habe die Stadt gerade erfahren, dass die amerikanischen Kasernen weitgehend geräumt werden, und sich die Frage gestellt, was aus all den Flächen plötzlich werden soll. Aus der Bürgerschaft kam dann die Idee einer Bundesgartenschau auf.
Sandner fand das klasse, hatte er doch in Potsdam selbst gezeigt, wie ehemaliges Militärgelände begrünt werden kann. Umso mehr, so sagt er jetzt rückblickend, hat ihn dann der plötzlich starke Widerstand in Mannheim gegen die Buga-Pläne überrascht. Das mündete in ein Bürgerbegehren gegen die Pläne und letztlich 2013 in einen Bürgerentscheid, bei dem sich nur eine extrem knappe Mehrheit von 50,7 Prozent der Mannheimer für eine Bundesgartenschau im Jahr 2023 ausgesprochen hat.
Problem der Kommunikation
„Da hat man wohl am Anfang einige Bedenken nicht ernst genug genommen“, findet Sandner heute, wenn er an die Einwände etwa von Kleingärtnern oder wegen der Nutzung der Feudenheimer Au denkt. Die Lektion, wie er sagt, müsse für künftige Gartenschauen lauten, „dass man viel mehr mit einer intensiven Kommunikation beginnt“, daran habe es in Mannheim anfangs „gehapert“.
Allerdings seien damals ja auch noch ganz andere Buga-Pläne zur Diskussion gestanden als heute. So sahen die ersten Konzepte nur die Nutzung der westlichen Teilfläche von Spinelli vor – ohne U-Halle, ohne all das, was heute auf dem Experimentierfeld nördlich davon passiert. Dafür wäre die Hälfte der Feudenheimer Au komplett umgestaltet, eingezäunt und mit einem deutlich größeren Gewässer (4,8 Hektar) als heute versehen worden. Die Straße entlang dem Aubuckel sollte entfallen oder stark verkehrsberuhigt werden. Zudem waren mehrere „Buga-Satelliten“ im Stadtgebiet vorgesehen – der Luisenpark wäre nur einer davon gewesen.
Die stark emotionale Debatte darüber hat Sandner nicht vergessen – auch wenn sie heute weit weg erscheint. Als Mannheim 2014 den Durchführungsvertrag für die Bundesgartenschau 2023 unterzeichnete, basierte er zwar noch auf diesen ursprünglichen Plänen des Landschaftsarchitekten Bernhard Schwarz (Büro sinai).
Ende 2014 entschied dann aber die CDU nach einer Mitgliederbefragung, eine Buga in der Au nicht mehr mitzutragen. Und auch für die völlige Verlegung der Straße am Aubuckel und Umleitung des Verkehrs in die Dudenstraße gab es keine Mehrheit mehr.
Sander gefällt das Zusammenspiel der Grünflächen
Dass die Straße auf Dauer bleibt, glaubt Sandner dennoch nicht. „Vielleicht kommt das noch mal auf die Tagesordnung“, denkt er. Doch ansonsten habe die Stadt auf die Widerstände und Diskussionen rückblickend „absolut richtig reagiert“, indem die Pläne geändert und ein Konzept von Landschaftsplaner Stephan Lenzen favorisiert wurde. Erst 2016 fiel dann die Entscheidung, dass die Buga auf Spinelli und im Luisenpark stattfinden soll – verbunden durch eine Seilbahn.
Die Diskussionen darum und das Klima im Aufsichtsrat seien teilweise nicht einfach gewesen, erzählt Sandner. Heute finde er aber, dass sich das harte Ringen um den richtigen Weg gelohnt habe. „Es war gut und völlig richtig, den Luisenpark vollwertig einzubeziehen, ihn zu revitalisieren, dort wieder zu investieren“, findet er.
Der Luisenpark sei „ein absoluter Gewinn“ und „das Zusammenspiel beider Grünflächen, also Luisenpark und Spinelli, eine unheimlich glückliche Situation, eine perfekte Kombination“, denkt Sandner. Auf Spinelli zeige Mannheim beispielhaft, wie in Städten dauerhaft Freiräume geschaffen werden: „Das finde ich ein hochspannendes Konzept!“ Die Seilbahn sorgen zwischen beiden Flächen „für einen emotionalen Moment“. Daher sei die Buga „richtig gut“, und sie komme ja auch beim Publikum prima an.
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