Bundesgartenschau

Was eine Mannheimer Buga-Mitarbeiterin jetzt auf der Gartenschau Wangen macht

Sie begrüßte in Mannheim die Besucher, jetzt betreut sie über 900 ehrenamtliche Helfer bei der Landesgartenschau in Wangen: Ingrid Dickes. Und es gibt noch mehr Mannheimer Spuren im Allgäu

Von 
Peter W. Ragge
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Das Gelände der Landesgartenschau 2024 in Wangen im Allgäu. © Felix Kästle/dpa

Mannheim. Ingrid Dickes ist in ihrem Element, das spürt man sofort. Bei der Mannheimer Bundesgartenschau hat sie Tausende von Besuchern begrüßt, an der Info-Theke auf dem Spinelli-Areal Fragen beantwortet, Lagepläne ausgegeben, Probleme gelöst, Leuten geholfen. Danach wechselte sie zur Landesgartenschau nach Wangen, wo sie derzeit arbeitet – und auf manche Dinge stößt, die sie noch von der Bundesgartenschau kennt.

Die promovierte Apothekerin ist durch Zufall zu dieser Aufgabe gekommen. Bis 2022 bei Roche tätig, endete damals ihr befristeter Arbeitsvertrag, weil ihr Projekt auslief. „Ich hatte schon immer Freude an der Natur und an Blumen“, sagt sie und entschloss sich mit damals 60 Jahren, „noch mal etwas ganz anderes zu machen“. Sie schickte eine Initiativbewerbung an die Bundesgartenschau-Gesellschaft – und wurde sofort genommen.

Von der Buga zur Landesgartenschau: Ingrid Dickes vor dem „Cantilever“-Holzbau in Wangen, der bei der Buga war. © LGS Wangen

„Es hat mir unheimlich Spaß gemacht“, erinnert sie sich gerne an die Tätigkeit auf dem Spinelli-Areal. „Wenn man raus schaut, blüht alles, und das Gelände war richtig toll und die ganzen Gespräche mit den Menschen auch“, blickt sie zurück. Zwischen vielen Faltblättern über Mannheimer Kultureinrichtungen, die bei ihr an der Infotheke auslagen, entdeckte sie auch Werbung für die Landesgartenschau Wangen – und schrieb sie an, denn ihr Vertrag in Mannheim endete mit Ende der Bundesgartenschau.

Landesgartenschau in Wangen: Verantwortlich für 930 Helfer

„Ich wollte einfach nochmal so ein schönes Event mit viel Natur erleben“, so Ingrid Dickes. Also bewarb sie sich bei der Stadt im Allgäu. „Ich war vorher noch nie im Leben in Wangen“, gesteht sie, aber die 27 000 Einwohner zählende Große Kreisstadt mit mittelalterlichem Stadtkern gefiel ihr sofort.

Daher nahm sie sich dort eine Ferienwohnung, zu der zwischendurch auch ihr Mann aus der Kurpfalz ins Allgäu pendelt. Sie fing am 2. Januar dieses Jahres dort an und ist verantwortlich für über 930 ehrenamtliche Helfer, die bei der Landesgartenschau ein viel größeres Einsatzfeld haben als bei der Buga Mannheim.

So sieht es auf der Landesgartenschau 2024 in Wangen aus. © Felix Kästle/dpa

Sie übernehmen in Wangen auch die Einlasskontrolle, wofür allein 60 Leute täglich gebraucht werden, sowie Geländeführungen und die Teile der Pflege des Areals. „Drei Teams kommen jeden Morgen um 7 Uhr und sind bis 12 Uhr unterwegs, fegen, machen Müll weg, kümmern sich um alles“, erzählt sie. Dazu kommen jeweils 300 ehrenamtliche Helfer bei den Kirchen und den Landfrauen.

Zum Vergleich: In Mannheim haben sich 110 Mitglieder vom Freundeskreis Buga, ebensoviele bei den Kirchen und die Landfrauen engagiert. „Die Bereitschaft der Einwohner hier ist schon enorm groß, die Landesgartenschau wird von der ganzen Stadt getragen“, sagt Dickes. „Die ehrenamtlichen Helfer laufen herum und strahlen – und das strahlt auf die Besucher aus“, hat sie beobachtet.

Von Wangen aus beobachtet sie aber auch weiter, wie sich das Spinelli-Gelände entwickelt. „Schön, dass es weitgehend geöffnet und zugänglich ist“, findet sie. Es habe sich da ja „viel getan“ nach ihrem Abschied. Auf dem Landesgartenschau-Gelände in Oberschwaben wird sie aber auch immer wieder an das sommerlange Fest in Mannheim erinnert.

Das Logo der Landesgartenschau 2024 in Wangen. © Felix Kästle

So hat Wangen den „Cantilever“ gekauft, den Holzbau des Architekten Juri Troy. Das Gebäude mit dem weit auskragenden, leichten Holzdach, mit einem schweren, aufgehängten Stein am Ende des Daches stabilisiert, diente in Mannheim der Holzbau-Offensive und der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg. Jetzt ist er am neuen Wasserspielplatz aufgestellt, wird gerne als Pausen-, Umzieh- und Erholungsraum genutzt.

Zwei ungewöhnliche Projekte eines Mannheimer Professors

Ein bisschen an Mannheim erinnert, dass es auch in Wangen einen „Garten der Partnerstädte“ und einen Tisch als ganz lange Tafel gibt. Statt eines „Tischs der Nationen“, wie es ihn hinter der U-Halle mit 193 Stühlen für jede UN-Nation gab, ist es in Wangen ein Landkreistisch mit je einem Stuhl für die 39 Städte und Gemeinden im Landkreis Ravensburg.

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Zudem waren im Programm der Landesgartenschau zwei Beiträge aus der Kurpfalz zu erleben, das Frauen-Saxofonquartett „Famdüsax“ aus Mannheim und aus Heidelberg das Huub Dutch Duo mit Musikkabarett, beide auf der Marktbühne. Zwei architektonische Höhepunkte der Landesgartenschau hat ein aus Mannheim stammender Professor entworfen: Achim Menges, 1975 in Mannheim geboren, der das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung an der Universität Stuttgart leitet. Er ist berühmt für seine Digitalisierungs- und Leichtbauforschung sowie ungewöhnliche Projekte, wofür er 2023 den renommierten Leibnitz-Preis erhielt. Sein Institut ist mitverantwortlich für den 23 Meter hohen Aussichtsturm „Wangen Tower“ aus gekrümmten Brettsperrholz-Bauteilen und den weltweit ersten Hybrid-Flachs-Pavillon, der mit robotischer Fertigung hergestellt worden ist.

Auf Menges und sein Team geht ebenso der bionische Holzpavillon „Seeigel“ der Mannheimer Buga zurück, der hier der Metropolregion diente. Während dessen Zukunft offen ist, haben die Wangener schon festgelegt: Ihr Pavillon soll bleiben.

Redaktion Chefreporter

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