Mannheim. Die mobilen Lichtmasten, die gelegentlich zu sehen sind, verraten es. Auf dem Spinelli-Areal wird auch nachts gearbeitet. Der Endspurt hat begonnen, denn in 50 Tagen, am 14. April, ist die Eröffnung der Bundesgartenschau. Auf dem Gelände ist mehr fertiggestellt, als der Blick von außen, von den Bauzäunen aus, zulässt. „Und was jetzt noch fehlt, hat in Heilbronn 2019 sechs Wochen vorher auch noch gefehlt“, bleibt Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Mannheimer Bundesgartenschau-Gesellschaft, gelassen.
Ja, viele Bereiche sehen noch wie eine Baustelle aus. „Aber das geht jetzt ratzfatz“, ist Schnellbach überzeugt. In den letzten sechs Wochen werde indes in der Tat bei Gartenschauen oft Tag und Nacht gearbeitet, um die bereits vorgezüchteten Pflanzen einzusetzen.
„Natürlich gehen auch Dinge schief“, räumt Christian Lerch, Bereichsleiter Parkanlage und Infrastruktur, ein. Doch dafür werden in den fünf Wochen vor dem Eröffnungstermin täglich zwei Kolonnen von auf Gartenbau spezialisierten Arbeitern bereitstehen. „Von denen wissen wir heute noch nicht, was sie machen. Wir wollen nur zusätzliche Kapazität haben und haben für die auch Material“, erklärt er, um sie dort einzusetzen, wo etwa ein Radlader aus Versehen ein fertiges Beet überrollt hat oder einfach noch etwas nachzuarbeiten ist“.
Lerch beobachtet bei den beteiligten Firmen und den Mitarbeitern „den unbedingten Willen“ und großen persönlichen Einsatz, alles fertig zu bekommen. Dabei sei das milde Wetter für die Bundesgartenschau-Gesellschaft natürlich günstig, denn Frost könne man nicht mehr gebrauchen, wenn ab Anfang März der Frühlingsflor eingepflanzt wird. Schnellbach widerspricht aber sofort, als ein Mitarbeiter sagt, dass nur „das Allerallermeiste“ bis 14. April fertig werde. „Was für die Bundesgartenschau zu bauen und herzurichten ist, wird alles fertig“, betont er dann. Und ein Rundgang auf dem Spinelli-Gelände bestätigt, wie weit dann doch schon vieles ist - wenngleich manche Dinge noch nicht gezeigt oder fotografiert werden dürfen. Bei den Besuchern soll sich ab 14. April auch ein Überraschungseffekt einstellen.
Außengelände U-Halle
Herzstück der Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Areal ist die U-Halle, der frühere Güterbahnhof dieser riesigen Kaserne der US-Streitkräfte. Zwischen den beiden Gebäudehälften der U-Halle, wo früher die Schienen verliefen, liegen auf einem Abschnitt noch Gleise - bewusst, denn an die frühere Nutzung des Geländes soll an mehreren Stellen erinnert werden. Aber nun ist eine schön gestaltete Fläche mit Bäumen, Beeten, Wegen und einer kleinen Wasserfläche entstanden. Hier wie an anderen Stellen sieht man Reste der früheren Nutzung, indem etwa frühere Lüftungsrohre nun für die Abgrenzung von Beeten verwendet werden.
U-Halle Innen
In der U-Halle läuft der Innenausbau. Überall sind neue LED-Lampen installiert. Besonders weit sind die Gestaltung der beiden Gastronomiebetriebe und die beiden Hallenabschnitte für die Blumenschauen. Auch da hat die Bundesgartenschau-Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit auf Recycling gesetzt. Teilweise werden hier die Polycarbonatplatten wiederverwendet, die ohnehin an der Fassade des Pflanzenschauhauses abmontiert und durch moderne, wärmedämmende Glasscheiben ersetzt wurden. Begonnen hat auch der Aufbau einiger Ausstellungsbeiträge, etwa bei den Staatlichen Schlössern und Gärten. In dem Teil der Halle, die das Nationaltheater nutzen wird, sind alle Wände bereits großflächig mit einem Kunstwerk der Initiative „Stadt.Wand.Kunst“ bemalt.
Eingangshalle
Der Umbau der früheren Panzer-Reparaturhalle zur Eingangshalle ist fast fertig. Hier werden nun noch Boxen aus Holz für Kassen eingesetzt, dazu acht Drehkreuze als Eingangsbereich installiert, größere Eingangstore für Behinderte und Kinderwagen. Es wird hier zudem eine Informationstheke, einen Sanitätsbereich, einen Polizeiposten und einen Souvenirverkauf geben. Davor sind sehr große Blumenbeete angelegt, ebenso zwischen Eingangshalle und U-Halle.
Bühnen
Die Hauptbühne, die mitten im Experimentierfeld auf dem Spinelligelände liegt, ist Austragungsort für die Großveranstaltungen. Das Gelände dafür ist fertig vorbereitet. Die Bühne selbst wird erst Ende März/Anfang April aufgerichtet. Maximal können hier 2568 Menschen auf Stühlen davor sitzen - üblicherweise werden vor der Bühne weniger als 1800 Stühle gestellt. Zudem gibt es viele Stehplätze. Auf der Hauptbühne finden beispielsweise das Joy Fleming-Musical, die Konzertreihe der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz oder die Auftritte von Get Well Soon, Beatrice Egli, Joris und ClockClock statt. Die kleinere Bühne in der Parkschale Käfertal am nordwestlichen Rand des Spinelligeländes kommt erst kurz vor Veranstaltungsbeginn - wie bei Open-Air-Konzertbühnen üblich. Das neue Dach der Seebühne im Luisenpark, wo derzeit die Sanierung läuft, wird nach derzeitigem Zeitplan Mitte März montiert.
Experimentierfeld
Das Experimentierfeld, nördlich der U-Halle, ist in erster Linie der Schauplatz der gärtnerischen Wettbewerbe und zugleich innovativer Ausstellungsbeiträge zu den vier Leitthemen „Klima“, „Umwelt“, „Energie“ und „Nahrung“. Hier wird gerade enorm viel Erde bewegt, gepflanzt und gebaut. Alle großen Beete sind angelegt, viele bepflanzt. Einige Ausstellungsbeiträge sind schon fast fertig, andere entstehen erst. Die historische Heizzentrale ist zum „i-Punkt-Grün der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft“, wo Hobbygärtner beraten werden, umgebaut. Davor entsteht gerade ein Biergarten, daneben bauen die Friedhofsgärtner und Steinmetze ihre 60 Mustergräber auf, wo sie Frühjahrs-, Sommer- und Herbstflor gestalten. Sehr weit gediehen ist der Bau der Kirche auf der Buga, der Mitte März fertiggestellt werden soll.
Holzpavillon „Seeigel“
Der - wegen seiner Form - „Seeigel“ genannte futuristische Holzpavillon der Bundesgartenschau Heilbronn ist dort im November und Dezember abgebaut, nach Mannheim transportiert und dann eingelagert worden. Seit Anfang Februar läuft der Wiederaufbau - und laut Michael Schnellbach geht er trotz der kompliziert scheinenden Konstruktion „überraschend gut, schnell und reibungslos“. In dem sieben Meter hohen Pavillon aus Lärchenholzplatten, der eine Fläche von etwa 500 Quadratmetern und eine stützenfreie Spannweite von 30 Metern bietet, will die Metropolregion ihr großes Kultur- und Freizeitangebot, Wirtschaft und Wissenschaft präsentieren.
Klimapark
Mit dem Begriff „Weite Mitte“ oder Klimapark ist der ganze westliche, größere Teil des Spinelli-Areals gemeint, der mit Sandmagerrasenflächen und speziell angelegten Lebensräumen für Mauereidechsen und Wildbienen naturnah entwickelt wird. Sprich: Dort gibt es keine blühenden Buga-Beete, sondern das Gelände dient nicht nur künftig, sondern schon jetzt rein dem Naturschutz. Daher wird kein Rollrasen verwendet. „Da werden uns Leute fragen, wofür wir das Geld ausgegeben haben“, fürchtet Christian Lerch jetzt schon - denn Naturschutz ist aufwendig, jedoch viel weniger sichtbar als schöne Blumenbeete. So wird im Klimapark das „Wiesendruschverfahren“ angewandt, sprich auf Wiesen in der Region bei Hockenheim oder Sandhofen frisch gemähtes Gras wird dort so ausgestreut, dass sich die Samen öffnen und dort frisches Gras wächst. Aber das dauert. „Das ist der Bereich, wo man deutlich sehen wird, dass wir das Gelände zweieinhalb Jahre später als geplant übergeben bekommen haben“, räumt Schnellbach ein. Andererseits liegt die Fläche nicht an der Strecke, wo die meisten Besucher hinkommen.
Spielplätze
Im Eingangsbereich, gleich hinter der Seilbahnstation und vom Aubuckel aus zu sehen, ist der „Musikspielplatz“ entstanden - mit einem Karussell, bei dem während der Drehung Klänge entstehen, und dem „Saitendschungel“ mit seiner Vielzahl an Kletterseilen, wo Kinder ebenso Töne erzeugen können. Von Käfertal-Süd aus von außen erkennbar ist der riesige neue Spielplatz „Vernetzung“ - ein Klettergerüst mit Rutsche, von einem 200 Meter langen, langsam ansteigenden Steg umgeben. Aber auch alle anderen Spielplätze, die in der Parkschale entlang der neuen Wohnbebauung angelegt werden, sind laut Michael Schnellbach fertig. Alle bleiben auch nach der Bundesgartenschau dort.
Panoramasteg
„Praktisch fertig“ ist laut Christian Lerch der Panoramasteg. Im Oktober wurde er fertig aufgebaut, seit Dezember schwebt er frei über der Au. Nach Tests mit einem Statik-Professor werden noch zwei Schwingungsdämpfer, die schon seit Herbst bereitliegen, eingebaut. Statisch wäre es nicht nötig, erläutert Lerch. „Aber es geht um den Komfort für die Besucher“, erläutert Schnellbach, denn die sollen nicht das Gefühl haben, dass die freitragende Stahlkonstruktion zu sehr ins Schwingen gerät, wenn etwa jüngere Besucher darauf hüpfen würden.
Seilbahn
Die Arbeiten zur Inbetriebnahme sind abgeschlossen, es erfolgen nur noch letzte Einstellungen und dann das Training des Betriebspersonals. Dann ist sie rechtzeitig startklar.
Luisenpark
Neue Pinguinanlage, Südamerikahaus, begehbare Großvoliere für Vögel, Seebühnen-Sanierung und vieles mehr - im Luisenpark wird laut Michael Schnellbach „fast alles fertig“. Zwei Problembereiche gibt es aber. In der neuen Unterwasserwelt „werden nicht alle Becken fertig“, denn in den Salzwasserbecken hat sich die Beschichtung gelöst. „Da werden die Besucher nach und nach erleben können, wie sie eingerichtet und die Fische angesiedelt werden“, erklärt Schnellbach. Nicht betroffen seien Süß- und Brackwasserbecken. Da laufe derzeit durch Mitarbeiter der Zoologie des Luisenparks mit Unterstützung von Mitarbeitern vom Zoo Karlsruhe die Einrichtung. Ein, so Schnellbach, „Knackpunkt“ sei auch noch das neue Restaurant. „Küche und Theke werden funktionieren, aber womöglich ist noch nicht das ganze Interieur fertig, aber das wird dann schon“, sagt er.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kein Beinbruch, wenn zur Buga-Eröffnung nicht alles fertig wird!