Die „Passagiere“ an diesem Morgen sind rund und schwarz, aber sie können nicht alleine einsteigen. Per Radlader und Hubwagen werden sie geladen. Dann kann es losgehen. Mit Bierfässern als erste Beladung ist die Seilbahn der Bundesgartenschau am Montagmorgen zu weiteren Fahrten gestartet. Sie simulieren voll beladene Kabinen für die Bremstests, die letzte Stufe der Inbetriebnahme.
„Wenn wir etwas machen, machen wir es gescheit!“, betont Nadine Haas, Projektleiterin der Firma Doppelmayr Seilbahnen, denn ihre Kollegen legen jede der Gondeln sorgfältig mit Folie aus. Schließlich soll nichts kaputt gehen, ja nicht einmal ein Kratzer passieren, während die Kabinen beladen werden.
In 54 der 64 Kabinen kommen einfache Wassertanks, wie sie etwa verwendet werden, um Bühnenaufbauten gegen Windstöße zu sichern. 750 Kilogramm sind sie schwer, „mit diesem Gewicht rechnet man, wenn eine Kabine mit zehn Personen voll beladen ist“, erläutert Haas.
Für zehn Kabinen haben sich Doppelmayr als Betreiber der Seilbahn und die Bundesgartenschau-Gesellschaft etwas Besonderes einfallen lassen. Dazu liefern die beiden regionalen Brauereien, Eichbaum aus Mannheim und Welde aus Plankstadt, Fässer an. 50 Liter fasst solch ein Fass, aus dem sonst die Gastronomie zapft. Sie wollen, dass auch während der Bundesgartenschau ihr Gerstensaft auf dem Gelände getrunken wird. Im Vorgriff darauf helfen sie jetzt schon mal bei den Bremstests.
Immer zwölf Fässer stehen auf einer Palette, zwei Paletten werden jeweils in eine Kabine geschoben. Bei Eichbaum, erkennbar an der grünen Banderole auf den Fässern, ist Ureich drin, während die Plankstadter Brauerei ihre Fässer orange kennzeichnet.
„Bisher läuft alles gut“
„Aber Bierfässer sind doch nichts Besonderes“, sagt Alexander Bittner. „In den Alpen gibt es viele Seilbahnen, die Brauereien als Sponsoren haben – die machen ihre jährlichen Tests immer mit Fässern“, weiß er. Seit 40 Jahren arbeitet er in dem Metier, in den Alpen, bei Gartenschauen und zuletzt bei der Floriade in Almere in den Niederlanden, wo ein Teil der Mannheimer Seilbahn ja schon lief. Auch bei der Expo Hannover 2000 war er – deren Seilbahn ja anschließend auch wiederverwendet wurde, nämlich in Tirol.
Nun ist Bittner Betriebsleiter der Mannheimer Seilbahn, wird von April bis Oktober meist im Kommandostand der Antriebsstation auf dem Spinelli-Areal sitzen und die Fahrten überwachen. Mit zwei Kollegen schiebt er an diesem Morgen die Kabinen aus der Garage und schickt sie mit einem Stoß erstmal leer auf die Strecke. „Sobald die vorherige Kabine den richtigen Abstand hat, startet die darauf folgende Gondel automatisch“, erläutert Münip Kocaman, für die mechanische Inbetriebnahme zuständiger Ingenieur der Firma Doppelmayr.
Zwei Tage testen
Bei den Bremstests werde sowohl die Funktionsfähigkeit der normalen elektrischen Bremse bei voller Beladung simuliert als auch die mechanische Sicherheitsbremse. „Wir machen das nacheinander, immer wieder bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, erklärt Kocaman. Dabei sei im Normalbetrieb vorgesehen, dass die Bahn ständig läuft, aber es müsse eben alles getestet werden. Etwa zwei Tage sind für diese Bremsproben vorgesehen.
Wir sind sehr gut im Terminplan
Dann ist die Inbetriebnahme der Seilbahn abgeschlossen, und die Kabinen werden nicht mehr so oft am Himmel über der Au oder dem Neckar zu sehen sein. Einsteigen darf nämlich noch niemand. Zunächst untersuchen drei unabhängige Sachverständige die komplette Anlage und fertigen darüber ein Abnahmeprotokoll. Das geht an das Regierungspräsidium Freiburg, dessen Landesbergdirektion die Aufsicht über alle Seilbahnen in Baden-Württemberg hat. „Von dort kommen sicher noch einige Hinweise und dann die Betriebsbestätigung“, erläutert Chrakhan Ismail, Architektin und Projektleiterin für die Seilbahn bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft, den weiteren Ablauf.
Diese Genehmigung ist wiederum die Voraussetzung, dass der eigentliche Probebetrieb beginnen kann. 50 Stunden muss die Seilbahn dazu laufen. Schließlich wird das Betriebspersonal geschult. „Wir suchen noch Mitarbeiter, auch in Teilzeit“, so Nadine Haas. Neben dem Betriebsleiter werden jeweils ein Maschinist und drei bis vier Angestellte beim Ein- und Ausstieg Dienst tun. Ab 14. April werden die – je zehn Personen fassenden – 64 Kabinen auf der 2049 Meter langen Strecke zwischen Luisenpark und dem Spinelli-Gelände pendeln. Die Fahrt ist im Eintrittspreis enthalten. Dass das alles klappt, daran hat Nadine Haas keine Zweifel. „Bisher läuft alles gut, wir sind sehr gut im Terminplan, haben sogar noch einen Puffer“, so die Projektleiterin zufrieden.
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