"MM"-Interview

Diese wegweisenden Entscheidungen stehen in Ilvesheim 2024 an

Der Ilvesheimer Bürgermeister Thorsten Walther ist seit wenigen Monaten im Amt. Bereits jetzt hat er ein hohes Tempo vorgelegt - und will genau so weitermachen. Das erwartet die Ilvesheimer 2024

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Thorsten Walther hat die ersten Monate im Amt des Ilvesheimer Bürgermeisters hinter sich. Er freut sich über einen „guten Start“. © Marcus Schwetasch

Ilvesheim. Herr Walther, Sie sind seit August im Amt, legen ein hohes Tempo vor. Kommt die Verwaltung mit?

Thorsten Walther: Wir haben ambitionierte Ziele, aber ich bin sehr zufrieden. Ich habe mir den Start ins Amt schwieriger vorgestellt und bin deshalb sehr glücklich darüber, wie gut die ersten Monate liefen.

Zur Person - Thorsten Walther

  • Thorsten Walther (SPD) ist seit dem 1. August Bürgermeister der Gemeinde Ilvesheim.
  • Er setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 21. Mai im zweiten Wahlgang gegen Amtsinhaber Andreas Metz durch.
  • Walther hat Politikwissenschaft studiert und vor seinem Amtsantritt in Ilvesheim bei der Stadt Mannheim gearbeitet.
  • Walther ist bereits seit mehreren Jahren im Ort engagiert. So war er unter anderem Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.

Sie haben mit der neuen Friedhofssatzung ein jahrelanges Diskussionsthema erfolgreich „abgeräumt“. Wie viel davon war schon vorbereitet, als Sie ins Amt kamen?

Walther: Vieles war schon vorbereitet, zum Beispiel die grundsätzliche Ausrichtung, wo es mit den Friedhöfen in den kommenden Jahren hingehen soll. Wir haben das in den letzten Monaten zusammengefasst, auch noch einmal viele Fragen geklärt, zum Beispiel zu den neuen Bestattungsformen. Auch die neue Gebührensatzung haben wir erstellt.

Ilvesheim wird 2024 erneut den Fasnachtsumzug ausrichten. Schafft die Gemeinde das?

Walther: Ich freue mich, dass ich direkt in meinem ersten Amtsjahr einen Fasnachtsumzug miterleben darf. Das wird eine Herausforderung, aber der Umzug ist ein Aushängeschild der Gemeinde. Es ist eine Besonderheit, dass die Verwaltung hier so stark involviert ist.

Wie blicken Sie auf die anstehende Kommunalwahl im Juni?

Walther: Das ist für die Verwaltung eine große Herausforderung, da drei Wahlen gleichzeitig (Gemeinderat, Kreistag, Europaparlament, Anm. d. Red.) stattfinden und wir für deren Durchführung verantwortlich sind. Ich wünsche mir, dass der neue Gemeinderat positiv im Sinne der Gemeinde zusammenarbeitet.

Wie sehen Sie es, dass das passive Wahlrecht auf 16 abgesenkt wurde? Kollidiert das mit Ihren Plänen für einen Jugendgemeinderat?

Walther: Ich glaube nicht, dass das kollidiert. Der Jugendgemeinderat setzt schon früher an. Da muss man nicht 16 sein, um mitzumachen. Ich glaube, dass ein Jugendgemeinderat mit seinen kurzen Amtszeiten besser zu der Lebensrealität junger Menschen passt - im Gegensatz zum Gemeinderat mit seinen fünf Jahren Amtszeit.

Welchen Stellenwert räumen Sie der Bürgerbeteiligung ein?

Walther: Das ist mir ein großes Anliegen. 2024 soll ganz in diesem Zeichen stehen, sei es durch den Jugendgemeinderat, aber auch durch die Bürger-App und den Beginn des Beteiligungsprozesses zur Zukunft der Schlossstraße.

Wie geht es bei der Sanierung der Mehrzweckhalle voran?

Walther: Wir drücken aufs Tempo. Ziel muss sein, dass der Neujahrsempfang 2025 in der Mehrzweckhalle stattfinden kann. Die Halle wird mit ihrer Sanierung auch für die Kinderbetreuung ertüchtigt. Im Frühjahr beginnen die Arbeiten für den Erweiterungsbau der Krippe. Wir stehen weiter bei rund acht Millionen Euro. Wenn die Sanierung der Halle abgeschlossen ist, können wir mit dem Kombibad beginnen.

© Marcus Schwetasch

Die letzte Kostenschätzung für das Bad ist von 2018. Wann kommen dazu belastbare Zahlen?

Walther: Die neue Kostenkalkulation werden wir im ersten Halbjahr 2024 erhalten und dem Gemeinderat vorstellen. In dieser ist auch das neue Wärmekonzept enthalten. Bis dahin ist es nicht zielführend, über Zahlen zu sprechen. Die Ausgangssituation ist nicht einfacher geworden, wir müssen Prioritäten setzen.

Also fallen andere Dinge weg?

Walther: Zumindest sollten wir den Menschen keine anderen Dinge versprechen. Die Finanzierung des Bads fußt auf drei Elementen: unserer hohen Liquidität, einer Kreditaufnahme und Erlösen aus künftigen Baugebieten. Gerade im letzten Punkt müssen wir vorankommen.

Wie steht es denn insgesamt um die Ilvesheimer Finanzen?

Walther: Wir planen für das Jahr 2024 mit einer roten Null, also einem leicht negativen Ergebnis. Wichtig ist, dass wir aus der laufenden Verwaltungstätigkeit einen Überschuss von rund 780 000 Euro erwirtschaften. Diese Mittel benötigen wir für unsere Investitionen.

Wie geht es mit dem Feuerwehrgerätehaus weiter? Hier sind Modernisierungen notwendig.

Walther: Hier muss man zwischen zwei Dingen unterscheiden. Es gibt den Aufzugsturm, der den Raum im Obergeschoss barrierefrei macht. Dieser Bau läuft aktuell. Das andere ist die Modernisierung des Gebäudes an sich. Notwendig ist, dass wir dafür einen Gesamtplan haben. Das werden wir 2024 angehen.

Was ist Ihnen bei der Schaffung von Wohnraum wichtig?

Walther: Wir haben ein Kommuniqué, dass drei Flächen vorsieht: die Sichelkrümme, das Hallenbadgelände (wenn das Bad nicht mehr steht) und die Kanzelbachstraße - in dieser Reihenfolge. In der Sichelkrümme geht es um Mietwohnungen, auch preisgünstig, beim Hallenbad um altersgerechten Wohnraum, die Kanzelbachstraße eignet sich gut für Familien. Diese Richtung müssen wir einhalten. Bei der Sichelkrümme hatten wir kürzlich das erste Treffen des Gestaltungsbeirats. Es gibt drei Entwürfe, die ausgearbeitet und im April in einer zweiten Beiratssitzung vorgestellt werden.

Bei der Fläche, wo heute noch das Hallenbad steht, sorgte die Tatsache für Ärger, dass ein Tennisplatz des TCN in der mittelfristigen Finanzplanung bereits mit Verkaufserlösen eingeplant war. Ist das weiterhin so?

Walther: Diesen Platz haben wir aus der Finanzplanung herausgenommen. Wir haben stattdessen eine Studie beauftragt, die alternative Standorte für den TCN prüft. Das ist die Grundlage, damit wir gemeinsam mit dem Verein belastbare Gespräche führen können. In meinen Augen ist eine Bebauung des gesamten Geländes, also ehemalige Hallenbad-Fläche inklusive Tennisplätze, sinnvoll. Wenn der Verein sich dagegen entscheidet, den Standort zu wechseln, müssen wir das akzeptieren. Allerdings werden wir auch in diesem Fall die Bebauung des Hallenbad-Geländes weiterverfolgen.

© Marcus Schwetasch

Wie stehen Sie zu einem interkommunalen Gewerbegebiet mit Ladenburg?

Walther: Das ist ein spannendes Vorhaben, das man gemeinsam mit Ladenburg denken muss. Wir haben großes Interesse. Unser Fokus liegt aber aktuell auf dem Gewerbegebiet am westlichen Ortseingang Richtung Feudenheim. Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, dass der private Investor Ende 2024 mit dem Bau beginnen kann.

Wie geht es auf dem Spielplatz in der Lessingstraße weiter?

Walther: Die Architektin ist gerade dabei, die Ausschreibungen zu erstellen. Wir wollen bis Ende 2024 mit der Neugestaltung fertig sein.

Ilvesheim dreht an verschiedenen Schrauben für den Klimaschutz. Wie wollen Sie das bündeln?

Walther: Wir haben jüngst im Gemeinderat über die Bemühungen zum Klimaschutz informiert, in einer Sammelvorlage. Aktuell überlege ich noch, welche Berichtsform man für die Zukunft wählt. Das Thema hat sehr viele verschiedene Ebenen und leider auch viele Hürden. Ein Beispiel: Wegen einer Grünzäsur können wir voraussichtlich kein Freiflächenphotovoltaik neben der Autobahn errichten. Bei der kommunalen Wärmeplanung kommen wir voran, wenn auch nur langsam, weil Förderanträge lange brauchen.

In welchen Technologien sehen Sie Potenziale für klimafreundliche Wärme und Energie?

Walther: Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Geothermie-Untersuchung. Wir werden mit Sicherheit nicht an das Fernwärmenetz der Stadt Mannheim angeschlossen werden, wenn wir keine Wärmequelle auf unserer Gemarkung haben. Flusswärmepumpen können ein Puzzle-Teil sein, aber es gibt andere Erzeugerquellen, die effektiver sind. Wir sind nicht in der Position zu wählen, wir müssen alles prüfen.

Wie geht es mit dem Radschnellweg weiter?

Walther: Im nächsten Jahr soll das Planfeststellungsverfahren beginnen. Dies hat auch Auswirkungen auf uns. Zum Beispiel werden wir mit unserem Mobilitätskonzept erst beginnen können, wenn die Trassenführung im Ilvesheimer Norden steht. Hier will die Gemeinde eine Änderung einbringen, sodass der Weg direkt nach der Autobahnbrücke Richtung Kanal abbiegt.

Viele Kommunen beklagen sich, dass Sie die Zahl der Geflüchteten nicht mehr stemmen können. Wie geht es Ilvesheim damit? Wie sieht es mit der Integration aus?

Walther: Wir können aktuell die Zahl aufnehmen, aber wir kommen an Grenzen. Entscheidend ist für mich der Punkt, wie begleiten und betreuen wir die Geflüchteten? Da sind wir schon über der Grenze. Wir können diese Integrationsleistung nicht mehr stemmen. Da muss man die Frage stellen, wie sinnvoll es ist, dass wir Menschen hier haben, die keine Bleibeperspektive haben. Das ist aber eine Entscheidung, die auf anderer Ebene getroffen wird. Meine Aufgabe ist es, die Situation vor Ort in Ilvesheim gut zu managen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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