Die Wohnungsnot ist groß, doch Ilvesheim verfügt nur über wenig freie Flächen. So lässt sich das Dilemma der Inselgemeinde in einfachen Worten beschreiben. Dennoch will der Ort seinen Beitrag im Kampf gegen die Wohnungsnot leisten – und die Sichelkrümme im Norden der Gemeinde bebauen. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinderat bereits im März (mehrheitlich) gefällt.
Das Besondere: Ilvesheim bekommt Hilfe im Planungsprozess – in Form eines bundesweiten Förderprogramms mit dem Titel Moro (Modellvorhaben der Raumordnung). Hierbei unterstützen Fachleute die Verwaltung; zunächst ohne dass die Gemeinde dafür selbst Mittel aufwenden muss. Teil des Moro ist ein Beirat, bestehend aus Kommunalpolitikern und Experten. In seiner ersten Sitzung hat dieses Gremium sich ein Bild vor Ort gemacht und Ideen ausgetauscht.
Expertin lobt freien Blick
Die Fläche im Ilvesheimer Norden ist nicht ohne Herausforderungen. Über die 0,6 Hektar große Sichelkrümme spannen sich Stromleitungen, in unmittelbarer Nähe verlaufen Autobahn und Ortsausgangsstraße. Wichtig daher: Die in der Grafik gezeigte Fläche stellt den möglichen Bebauungsplan dar. Das bedeutet nicht, dass der gesamte rote Bereich bebaut wird – das ist sogar aufgrund der örtlichen Gegebenheiten sehr unwahrscheinlich. Trotz der Herausforderungen (Lärm, Wohnumfeld, etc.) sehen die Expertinnen und Experten aber auch viele positive Aspekte.
„Neben all den Einschränkungen, wie zum Beispiel durch den Lärm und die Hochspannungsleitungen, hat man bei der Fläche das Privileg, dass diese relativ frei steht und man freie Sicht auf die Landschaft hat“, findet die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk, die ebenfalls Mitglied des Beirats ist. Stefan Rettich von der Universität Kassel legt den Fokus auf das Thema Ortseingang: „Ich sehe hier eine ganz große Chance, dass die Fläche den neuen Ortseingang bildet. Wenn man die Spitze der Fläche qualitativ bearbeitet, dann hat man einen ganz tollen Auftakt in den Ort.“
Laut einer Mitteilung des Nachbarschaftsverbands gibt es bereits drei Entwürfe. Sie alle vereint, dass „ein Hochpunkt an der Spitze der Fläche einen Ortseingang“ ausbildet. „Im Detail unterscheiden sich die Konzeptionen im Hinblick auf ihre Höhenentwicklung und Bezüge zur Landschaft und Umgebung“. Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) dankt den Experten für ihre Hilfe: „Sie haben Potenziale und Ressourcen der Fläche aufgezeigt, die wir vielleicht vorher nicht so gesehen haben.“ Die Teilnahme am Moro sei für Ilvesheim eine große Chance, weil „wir so einen Austausch in dieser Güte und Qualität ohne das Programm nicht bewerkstelligt hätten“, erklärt Walther.
Räte gespannt auf die Details
„Alle drei Skizzen könnte ich mir vorstellen, und ich bin sehr gespannt auf die Ausarbeitungen“, findet Peter Riemensperger (Freie Wähler). Es sei zwingend erforderlich, preisgünstigen Mietwohnraum auf dieser Fläche zu realisieren, erklärt Hans-Jörg Habermehl (Grüne). „Das heißt, es muss mehrgeschossig gebaut werden.“ Er lobt die interessanten Entwürfe sowie die „überaus wertschätzende und konstruktive Atmosphäre“. CDU-Rat Georg Sommer freut sich, dass die Experten „unsere Vorstellungen und Ideen zur Gestaltung des Baugebiets“ aufgenommen hätten. Rolf Sauer (SPD) nimmt vor allem die Grundsätze für die Entwürfe mit. Es sei wichtig, dass man sich an diese im weiteren Verlauf der Planungen noch erinnere.
Ergebnisse im April diskutiert
Und wie geht es jetzt weiter? Ein Planungsbüro arbeitet die bestehenden Skizzen nun weiter aus. Geplant ist, dass die Ergebnisse im April des nächsten Jahres in einer weiteren Beiratssitzung diskutiert und danach im Gemeinderat öffentlich beraten werden. Ilvesheim ist nicht die einzige Kommune der Region, die vom Moro profitiert. Auch in Ladenburg unterstützen Fachleute die Verwaltung und den Gemeinderat. Dort geht es um die Entwicklung des ABB-Areals (wir berichteten). Beide Treffen, sowohl jenes in Ilvesheim als auch das in Ladenburg, wurden vom Verband Region Rhein-Neckar und dem Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim organisiert.
Die Verbände waren es auch, die sich auf das Moro-Programm beworben und als eine von sechs Modellregionen bundesweit den Zuschlag erhalten hatten. Martin Müller, Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbands, erklärt dazu: „In unserem Antrag konnten wir damit überzeugen, dass gemeinsam mit den Kommunen neue Wege erprobt werden sollen, um dichtere Konzepte mit hohen städtebaulichen Qualitäten zu verankern.“
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