Ilvesheim

Darum hebt Ilvesheim die Friedhofsgebühren zum Teil kräftig an

Es war eine jahrelange Debatte, nun hat sie vorerst ein Ende. Mit der neuen Friedhofssatzung klärt Ilvesheim viele offene Fragen, aber in einem Punkt wird es bald wieder zu Diskussionen kommen müssen

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Torsten Gertkemper-Besse
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Ilvesheim hat eine neue Friedhofssatzung. Das Bild zeigt einen Grabengel auf dem Friedhof Mitte. © Torsten Gertkemper-Besse

Im Kontext von Friedhöfen von „Glück“ zu sprechen, mag etwas vermessen klingen. In Ilvesheim könnte das derzeit aber noch am ehesten zutreffen – hat der Gemeinderat mit seinem Beschluss am Mittwochabend doch den Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Diskussion gezogen. Deutlich vernehmbar war auch die Erleichterung in den Reihen der Verwaltung.

Mit der Entscheidung des Rats kann die neu erarbeitete Friedhofssatzung am 1. Januar in Kraft treten. Sie beinhaltet zahlreiche moderne Bestattungsformen und eine überarbeitete Gebührenkalkulation. Für bestimmte Dienstleistungen werden die Preise erheblich steigen. So will die Gemeinde den sogenannten Kostendeckungsgrad erhöhen, also dafür sorgen, dass sie nicht mehr so viel Geld in die Friedhöfe stecken muss. Laut Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) soll es durch die neuen Gebühren gelingen, 100 000 Euro mehr an Erträgen zu erwirtschaften.

Umfangreiches Zahlenwerk

In manchen Bereichen ist geplant, die Kosten komplett durch Gebühren zu decken, in anderen nicht. „Das liegt daran, dass sonst der Gebührensprung einfach zu hoch wäre“, erklärte Walther. Er betonte, wie auch mehrere andere Ratsmitglieder, dass Ilvesheim sich mit seinen neuen Gebühren immer noch im Rahmen seiner Umlandgemeinden bewege.

Bei der neuen Satzung handelt es sich um ein mehrere Seiten umfassendes Schriftstück. Außerdem gibt es zahlreiche Tabellen, Kalkulationen und Prognosen. Deshalb seien an dieser Stelle nur ein paar Beispiele aus dem Gebührenvorschlag der Verwaltung genannt. Die Nutzungsgebühr für ein Reihengrab (zehn Nutzungsjahre, Verstorbene/r mindestens zehn Jahre alt) liegt künftig bei 1088 Euro, aktuell sind es 650 Euro. Das ist zwar eine spürbare Erhöhung, allerdings liegt Ilvesheim damit noch im unteren Bereich, was den Vergleich mit den Nachbarkommunen angeht.

Auch der Kostendeckungsgrad liegt damit laut Vorschlag nur bei 20 Prozent. Um diesen zu erhöhen, hätte der Gebührensprung noch höher sein müssen. Alle Details zu den neuen Regelungen sind im Ratsinformationssystem zu finden, wenn man die Unterlagen zur Sitzung am 20. Dezember aufruft (ilvesheim-sitzungsdienst.komm.one/bi/si0040. asp). Die Dokumente zur Friedhofssatzung sind unter Tagesordnungspunkt 5 zu finden.

„Wir sollten in Zukunft nicht mehr so lange warten, bis wir die Gebühren anpassen. So vermeiden wir große Preissprünge“, appellierte Peter Riemensperger (Freie Wähler) und hatte damit die anderen Mitglieder des Gemeinderats auf seiner Seite. Die Friedhofssatzung stammt von 2007, die letzte Gebührenanpassung liegt sogar noch weiter zurück. Insofern war die Entscheidung am Mittwochabend ein Schlussstrich unter eine lange Debatte, zugleich aber auch der Startschuss dafür, dass die Diskussionen um höhere Gebühren künftig in kürzeren Abständen geführt werden.

„Ein Meilenstein“

„Die Entscheidung ist ein Meilenstein, vor allem, weil wir dadurch den Weg für neue Bestattungsformen frei machen“, sagte Riemensperger. Wer nun eine Bestattung am Baum wolle, sei nicht gezwungen, auf einen Friedwald in der Pfalz oder dem Odenwald auszuweichen.

Die Bestattung am Baum ist nur eine von mehreren neuen Beerdigungsformen, die nun in Ilvesheim möglich sind. Außerdem gibt es die naturnahe Bestattung (Wiesengrundstück), ein Sternchenfeld sowie die Option auf eine Bestattung von Mensch und Tier. Hierzu gab es vor längerer Zeit einen Antrag der SPD-Fraktion. Dagmar Klopsch-Güntner, die diesen Antrag damals eingereicht hatte, dankte dem Bürgermeister, dass er die neue Satzung „endlich durchgesetzt“ habe.

Auch Ralf Kohl (CDU) zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis – und lenkte die Aufmerksamkeit auf ein Detail, das für seine Fraktion nicht unbedeutend ist: „Nun kann man auch Fahrräder auf den Friedhof mitnehmen, sofern man sie schiebt. So lassen sich zum Beispiel Grabpflege-Utensilien leichter transportieren.“ Grünen-Gemeinderat Hansjörg Habermehl begrüßte die „größere Flexibilität“ durch die neuen Bestattungsformen. Darüber hinaus lobte er die Baumpflanzungen, die jüngst auf den Friedhöfen stattgefunden hätten.

Diese hatte Bürgermeister Walther zu Beginn in seinem Sachstandsbericht gar nicht erwähnt, freue sich aber umso mehr, dass Habermehl sie in seinem Beitrag aufgebracht hatte.

In dem Überblick zuvor hatte der Rathauschef über die aktuellste Entwicklung auf den Friedhöfen informiert. Die Toilette auf dem Friedhof Mitte ist nun saniert, barrierefrei und öffentlich zugänglich. Die Schließzeiten richten sich nach Sonnenauf- und -untergang. In der Trauerhalle des Friedhofs Nord sind die vor wenigen Monaten beschlossenen Kühlzellen eingebaut.

Bestimmte Arbeiten ausgelagert

Vor der Diskussion über die Friedhofssatzung hatte der Gemeinderat bereits über die Fremdvergabe bestimmter Arbeiten auf den Friedhöfen entschieden. Konkret ging es um den Erdaushub für Gräber, der in Zukunft von einer Fachfirma übernommen wird. Dies ist in den Augen von Verwaltung und Gemeinderat wirtschaftlicher – unter anderem deshalb, weil das dafür notwendige Gerät bei der Gemeinde in die Jahre gekommen ist und die Neuanschaffung sehr teuer wäre.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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