Herr Walther, Sie sind nun seit 100 Tagen im Amt. Fühlt es sich für Sie auch an wie 100 Tage?
Thorsten Walther: Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Es ist sehr intensiv und herausfordernd, macht mir aber auch große Freude.
Wie kommen Sie mit der Arbeitsbelastung zurecht?
Walther: Die wichtigste Grundlage ist eine gute Selbstorganisation. Der Terminkalender ist sehr voll, da hilft es, die einzelnen Arbeitswochen vorausschauend zu planen. Worüber ich mich sehr freue, ist die gute Zusammenarbeit mit Frau Weidler in meinem Vorzimmer. Das klappt super.
Was hatten Sie vor Amtsantritt so nicht erwartet?
Walther: Die Zahl der Entscheidungen, die man jeden Tag trifft, ist enorm. Das reicht von der Auswahl der Weihnachtskarten bis hin zur Freigabe von Bauaufträgen. Auch die Wochenenden sind gut gefüllt. Ich wusste bereits vorher, wie aktiv das Vereinsleben im Ort ist. Die große Anzahl an Veranstaltungen hat mich dann aber doch überrascht. Ich nehme die Termine sehr gerne wahr. Es ist wichtig, dass es den Austausch zwischen Vereinen und dem Bürgermeister gibt und ich so die ganze Vielfalt der Gemeinde erlebe.
Vereine treffen sich häufig am Wochenende. Wie viel Zeit haben Sie dann noch für Ihre Familie?
Walther: Man muss sich als Familie Freiräume schaffen, deshalb ist frühzeitige Planung wichtig. So ist es möglich, dass man auch unter der Woche hin und wieder Zeit findet. Ein Beispiel: Ich begleite meinen Sohn zu seinem ersten Fußballtraining. Es ist mir sehr wichtig, dass ich da dabei bin. Außerdem muss ein Abend in der Woche frei sein. Ich habe die schöne Erfahrung gemacht, dass die Menschen dafür auch Verständnis haben. Eine der häufigsten Fragen, die ich höre, ist, wie ich Beruf und Familie unter einen Hut bringe.
Thorsten Walther
- Thorsten Walther (SPD) ist seit dem 1. August Bürgermeister der Gemeinde Ilvesheim.
- Er setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 21. Mai im zweiten Wahlgang gegen den parteilosen Amtsinhaber Andreas Metz durch.
- Walther holte 55,9 Prozent, Metz kam auf 43,6 Prozent.
- Walther hat Politikwissenschaft studiert und vor seinem Amtsantritt in Ilvesheim bei der Stadt Mannheim gearbeitet.
- Walther ist bereits seit mehreren Jahren im Ort engagiert. So war er unter anderem Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.
Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt organisatorisch im Rathaus verändert?
Walther: Eine wichtige Neuerung ist der sogenannte erweiterte Führungskreis. So möchte ich die Kommunikation mit den Außenstellen stärken. Zu diesem Kreis zählen unter anderem die Bauhof- und Bibliotheksleitung, aber auch das Jugendzentrum. Außerdem haben wir in verschiedenen Bereichen neues Personal eingestellt. Das hat aber weniger mit einer Umorganisation zu tun, sondern vielmehr mit Weggängen oder Verrentungen. Was mir noch besonders wichtig ist: Zunächst war es mein Ziel, möglichst schnell mit allen Mitarbeitenden der Verwaltung ein persönliches Kennlerngespräch zu führen.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Ihren neuen Kolleginnen und Kollegen in Ihren ersten 100 Tagen empfunden?
Walther: Ich bin sehr erfreut, wie gut ich starten konnte. Das haben mir auch die drei Amtsleiterinnen und Amtsleiter ermöglicht, denen ich an dieser Stelle exemplarisch für das ganze Team der Gemeindeverwaltung danken will. Weil die Verwaltung bereit war, den Weg sofort mitzugehen, konnten wir bereits viele Dinge angehen - darunter auch die vermeintlich kleinen, wie zum Beispiel Radwegausbesserungen, Baumpflanzungen und verstärkte Informationen aus dem Rathaus. Es ist wichtig zu zeigen, dass die Verwaltung an solchen Stellen schnell handeln kann.
Wie bewerten Sie Ihren Start, wenn Sie auf die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat schauen?
Walther: Sehr gut! Die Sitzungen waren alle äußerst konstruktiv. Ein Beispiel dafür ist die jüngste Gemeinderatssitzung, als wir über die Zukunft der Schlossstraße diskutiert haben und der zuerst eingebrachte Antrag von anderen Fraktionen ergänzt wurde. Das Ergebnis ist ausgezeichnet. Wir haben jetzt einen gemeinsamen Zeitplan. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass die Atmosphäre so konstruktiv bleibt. Klar ist, dass auch die Fraktionen diesen Weg mitgehen müssen. Aber das tun sie, ich erlebe eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Wenn wir gerade bei der Schlossstraße sind: Inhaltlich ist ja noch nichts besprochen worden. Haben Sie selbst konkrete Ideen, was aus der Straße werden soll, wenn die neue L 597 fertig ist und deshalb deutlich weniger Verkehr durch Ilvesheim fließt?
Walther: Ja, ich habe Ideen und Visionen. Wenn ich dazu aber jetzt etwas sage, würde ich dem gemeinsamen Beteiligungsprozess vorgreifen.
Haben Sie die Befürchtung, dass es mit der konstruktiven Arbeitsatmosphäre im Rat vorbei sein könnte, sobald ein strittiges Thema wie das Kombibad wieder auf die Tagesordnung kommt?
Walther: Eine konstruktive Arbeitsatmosphäre bedeutet nicht, dass man in allen Themen einer Meinung ist. Die Frage ist doch: Wie kommuniziere ich an so einer Stelle, wie gehe ich damit um? Ich werde meinen Beitrag dazu leisten, dass die Diskussionen konstruktiv sind. Das erwarte ich auch von den Fraktionen. Und es ist wichtig, dass eine solche Debatte nicht die anderen Themen beeinflusst.
Sie führen viele Projekte weiter, die Ihr Vorgänger angestoßen hat, zum Beispiel die Sanierung der Mehrzweckhalle, die Planung des Kombibads oder das neue Wohngebiet Sichelkrümme einschließlich der Beteiligung an einem Förderprogramm des Bundes.
Walther: Ich bin sehr dankbar, dass wir an dem Bundesprogramm für Raumplanung teilnehmen können, um so das neue Wohngebiet in der Sichelkrümme zu planen. Mein Vorgänger hatte diese Bewerbung angestoßen. Bei anderen Projekten geht es darum, Tempo reinzubringen.
Haben Sie ein Beispiel?
Walther: Die Sanierung der Mehrzweckhalle hat eine enorm große Bedeutung, da von ihrer Fertigstellung einiges abhängt. Die Vereine wollen wissen, wann sie die Halle wieder nutzen können. Und auch die Kinderbetreuung ist davon betroffen, da im Zuge der Sanierung mehrere Räume in der Halle für ebendiesen Zweck hergerichtet werden. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir Ende 2024 fertig sind.
Wie kommen Sie beim Thema Friedhöfe voran?
Walther: Ja, in diesem Bereich tut sich viel - seien es die neuen Abschiedsräume und Toilettenanlagen, aber auch die Begrünung und Baumpflanzungen. Außerdem bin ich stolz, dass es gelungen ist, dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats noch innerhalb meiner ersten 100 Tage den Entwurf für eine Neufassung der Friedhofssatzung vorzulegen. Diese Satzung hat die Verwaltung schon lange beschäftigt und es ist wichtig, dass wir den Beschluss fassen, um uns dann auch anderen Themen widmen zu können.
Es gibt aber auch andere Orte, an denen viel zu tun ist. Im Gemeinderat gab es zum Beispiel immer wieder Kritik am Umgang mit der Neckarhalle.
Walther: Ich bin oft vor Ort in der Neckarhalle und sehe dort ebenfalls Optimierungsbedarf. Da müssen wir ein Auge darauf haben. Wichtig ist aber auch das Feuerwehrgerätehaus. Da erwartet die Feuerwehr zurecht einen Plan, wann und wie die diskutierten Baumaßnahmen stattfinden. Spätestens im Haushalt, den ich im Dezember in den Rat einbringen werde, wird es dazu auch öffentlich konkrete Zahlen geben.
Stichwort Haushalt: Welche Schwerpunkte werden Sie im Etatentwurf setzen?
Walther: Wir befinden uns gerade in der Haushaltsaufstellung. Ich will dem Prozess nicht vorgreifen.
Können Sie etwas dazu sagen, wie die Gemeinde Ilvesheim finanziell dasteht?
Walther: Wir werden mit einer schwarzen Null in die Planung gehen. Das ist nötig, weil mit dem Kombibad ein großes Projekt ansteht. Wir stärken den Haushalt aber auch, zum Beispiel mit mehr Einnahmen durch eine neue Friedhofssatzung. Es sind herausfordernde Zeiten für die Gemeinden. Hier müssen wir im Rat auch offen und realistisch diskutieren.
Ihr Ziel ist die Klimaneutralität bis 2035. Sie haben versprochen, einen jährlichen Bericht vorzulegen. Wann kommt der?
Walther: Wir werden im Dezember eine umfangreiche Vorlage in den Rat einbringen. Hierin werden wir über den Sachstand der zahlreichen Bemühungen zum Klimaschutz berichten - von dem Förderprogramm der Balkonkraftwerke bis hin zur Situation in Sachen Freiflächenphotovoltaik. Klar ist: Dies wird nicht ausreichen, um die Energie- und Wärmewende vor Ort zu realisieren. Wir werden im Gemeinderat im kommenden Jahr die Diskussion führen müssen, welche Schritte für Ilvesheim notwendig sind. Mit unserer kleinen Gemarkung wird es nicht einfach werden.
Sie hatten im Wahlkampf einen Jugendgemeinderat gefordert. Wie geht es damit voran?
Walther: Mit dem Jugendzentrum JUZ ist das Thema vorbesprochen. Im kommenden Haushaltsentwurf sind Mittel dafür vorgesehen. Aktuell erarbeiten wir ein Konzept. Im Sommer 2024 sollen die Wahlen zum Jugendgemeinderat stattfinden.
Und welche Ziele wollen Sie bis Ende des Jahres noch erreicht haben?
Walther: Wir werden eine Beschlussvorlage zur Bürgerapp einbringen und das Wärmekonzept für das Kombibad vorstellen. Außerdem wollen wir den Jahresabschluss 2018, den ersten des neuen kommunalen Haushaltsrechts, vorlegen.
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