Ilvesheim. Wer in den vergangenen Tagen und Wochen von der Seckenheimer Straße in den Mühlenweg eingebogen ist, wird es vielleicht bemerkt haben: Am Feuerwehrgerätehaus in Ilvesheim stehen Baugerät und Bauzäune. Was tut sich dort? Die Antwort: Der Saal im Obergeschoss wird barrierefrei umgebaut, dafür entstehen derzeit ein Aufzug und Treppen. Die gesamte Anlage soll außerdem als Übungsturm für die Feuerwehr nutzbar sein. Wie die zuständige Architektin mitteilte, sind die Fundamente schon gegossen, die Montage kann beginnen. Der Stahlbau folgt voraussichtlich Ende des Jahres, Anfang 2024 könnte dann der Aufzug in den Turm eingebaut werden.
Ort mit großer Bedeutung
Doch weshalb wird der Saal im Obergeschoss überhaupt ausgebaut? Das Feuerwehrgerätehaus in Ilvesheim ist mehr als nur ein Unterstand für die Fahrzeuge der Brandschützer. Es ist ein Gemeinschaftsort mit großer Bedeutung für die gesamte Gemeinde. Besonders seit die Mehrzweckhalle wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist, weichen immer mehr Veranstaltungen ins Obergeschoss des besagten Feuerwehrhauses aus. So hat zum Beispiel der Neujahrsempfang der Gemeinde dort stattgefunden, auch die Verpflichtung des neuen Bürgermeisters Thorsten Walther soll dort über die Bühne gehen. Mit dem Bau des Aufzugsturms wird nicht nur eine Verbesserung für Menschen mit Einschränkungen geschaffen, durch die neue Anlage entsteht darüber hinaus ein zweiter Rettungsweg.
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Auch nach Fertigstellung des Aufzugs wird es Veränderungen am Feuerwehrhaus geben. Diese betreffen vor allem die Betriebsabläufe der Feuerwehr - und waren auch Thema in der letzten Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause. Architektin Jacqueline Schmidt stellte dabei noch einmal die Konzeptstudie zum Feuerwehrgerätehaus vor (abrufbar im Internet unter bit.ly/3P8V0sQ).
Wichtig: Dabei handelt es sich nicht um beschlossene Baumaßnahmen. Die in der Studie genannten Arbeiten müssen vom Gemeinderat erst noch diskutiert und bewilligt werden. Darauf weist auch Architektin Schmidt ausdrücklich hin. Zwingend erforderlich sind laut Kostenaufstellung aber die Neuverteilung der Elektroleitungen sowie eine neue Tür im Erdgeschoss - aus Brandschutzgründen.
Wenn man alle Maßnahmen zusammennimmt, die in der Studie genannt werden (auch die zwingend erforderlichen), kommt man auf eine Summe von mehr als 660 000 Euro. Diese Zahl ist aber eine erste, ganz vorsichtige, Schätzung, also nicht wirklich belastbar.
Mehrere Bereiche betroffen
Doch um welche Bereiche im Feuerwehrgerätehaus geht es genau? Ein wichtiger Punkt ist der Waschraum für Atemmasken. Er ist nach heutigen Standards zu klein und müsste umgebaut werden. Die alte Kegelbahn im Untergeschoss wird nicht mehr genutzt. Ein Teil davon könnte zum Kleiderlager werden, der andere könnte dem Aufenthaltsraum für Jugendliche zugerechnet werden.
Auch im Erdgeschoss haben sich die Anforderungen mit der Zeit geändert. Für Damen und Herren muss es eigentlich getrennte Umkleiden sowie Duschen geben. Dies macht aber größere Umbauarbeiten im Feuerwehrgerätehaus nötig.
Und nicht zuletzt im Obergeschoss (wo sich der eingangs erwähnte Saal befindet) stehen Änderungen an. Zum Beispiel muss es ein behindertengerechtes WC geben - was auch Auswirkungen auf die bestehenden sanitären Anlagen hat. Hier hat die Feuerwehr selbst schon mit Umbauarbeiten begonnen - und damit wichtige Vorarbeit geleistet.
Der zum Zeitpunkt der Gemeinderatssitzung noch amtierende Bürgermeister Andreas Metz bezeichnete die Damenumkleide als „Priorität“. Er hob aber hervor, dass das Feuerwehrgerätehaus „insgesamt in seiner Funktionalität immer noch geeignet“ sei. Beim Bau sei vorausschauend geplant worden.
Christian Kliebisch (Freie Wähler) forderte einen Zeitplan für die weiteren Maßnahmen. „Eventuell ist es auch besser, die Schritte nacheinander zu beauftragen, damit der Batzen nicht zu groß wird“, sagte er. Hans-Jörg Habermehl (Grüne) betonte zwar, das Gebäude sei gut geplant worden. Es sei „allerdings in die Jahre gekommen“. Eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen sei schwierig, man müsse die Sanierung schnell angehen. Er äußerte die Befürchtung, dass der Umbau noch deutlich teurer werden könnte, zum Beispiel wenn beim Umbau Schadstoffe zu Tage treten würden.
Feuerwehr als Taktgeber
„Die Feuerwehr muss bei den Entscheidungen für die einzelnen Maßnahmen den Takt vorgeben“, erklärte Dominik Dieter (CDU). Den geplanten Aufenthaltsraum im Untergeschoss begrüßte er. Außerdem betonte der CDU-Rat die Notwendigkeit von Behindertentoiletten im Obergeschoss: „So etwas ist heute Standard“.
Rolf Sauer (SPD) erklärte ebenfalls, dass nur die Feuerwehr wisse, was sie genau brauche. Der SPD-Fraktionsvorsitzende zeigte sich äußerst unzufrieden mit der Raumsituation vor Ort: „Der Aufzug steht immer noch nicht. Das Ziel, aus dem Feuerwehrhaus einen Ersatzraum für die Mehrzweckhalle zu machen, haben wir nicht so wirklich erreicht“. Er habe außerdem schon früh auf die höheren Kosten hingewiesen, wenn man den Saal im Obergeschoss für mehr Veranstaltungen nutzen wolle, sagte Sauer. Damals habe man ihm das nicht geglaubt.
Architektin Schmidt betonte, dass es nicht ganz einfach sei, die aktuelle Baumaßnahme (Aufzugsturm) und die in der Studie genannten Arbeiten voneinander zu trennen. „Zum Beispiel ergeben sich durch den Bau der Aufzuganlage neue Anforderungen an den Brandschutz, die dann aber das gesamte Gebäude betreffen.“
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