Ilvesheim. Kann Ilvesheim in Zukunft von Flusswärme profitieren? Diese Frage stand im Zentrum des Technischen Ausschusses am Dienstagabend. Dafür hatte die Verwaltung zwei Fachleute der MVV eingeladen. Alexandra Halkenhäuser und Felix Hack erklärten Einsatzmöglichkeiten dieser Anlage und stellten sich den Fragen der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. Derzeit lässt die MVV im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) am Rhein eine solche Flusswärmepumpe errichten.
„Alles, was ich heute Abend zur Übertragbarkeit dieses Konzepts auf Ilvesheim sage, ist keine tiefgreifende Analyse. Vielmehr möchte ich ihnen einen ersten Eindruck geben“, stellte Hack zu Beginn klar. Der Rhein führe deutlich mehr Wasser als der Neckar, der aber auch „kein kleiner Fluss“ sei. Es gebe also auch in Ilvesheim „erhebliches Potenzial zur Wärmenutzung“. Doch wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Pumpe entnimmt Wärme
Vereinfacht gesagt: Eine Flusswärmepumpe entnimmt dem Fluss Wasser, zieht aus diesem Wärme heraus und gibt es danach wieder ab. Das Flusswasser hat auch bei geringen Temperaturen noch genug thermische Energie, dass es das Kühlmittel in der Wärmepumpe zum Verdampfen bringen kann. Dieser Dampf wird anschließend verdichtet, wodurch die Temperatur steigt. Dieser Wärme kann dann in Form von erhitztem Wasser ins Netz eingespeist werden. Kühlmittel und Wasser befinden sich in getrennten Kreisläufen. „Dies wird auch ständig überwacht“, erklärte Hack.
Ein wichtiger Unterschied im Vergleich zum Rhein sind die Strömungsverhältnisse. Im Rhein fließt das Wasser sehr schnell den Fluss hinab, nachdem es die Wärmepumpe durchlaufen hat. Wenn nun keine so starke Strömung herrscht, bestünde die Gefahr, dass das Wasser, das herausfließt, immer wieder aufs neue angesaugt wird. Da es durch jeden Pumpendurchlauf abgekühlt wird, gibt es ein gewisses Vereisungsrisiko. „Dieses Problem lässt sich aber technisch lösen“, erklärte Hack. Eine Möglichkeit sei eine ausreichende Distanz zwischen Zulauf und Ablauf.
Ein Problem, dass es am Rhein gibt, träte in Ilvesheim nicht so stark auf: Niedrigwasser. Da der Kanal gestaut wird und so den Pegel weitestgehend gleich hält, wäre der Zulauf sicherer. „Außerdem werden die Zulaufleitungen recht tief angebracht“, sagte Hack. Das sei auch von Vorteil, wenn das Gewässer im Winter von oben zufrieren sollte. „Dies sehe ich aber angesichts der immer wärmeren Temperaturen eher nicht“, fügte Bürgermeister Andreas Metz ein.
Platzbedarf hält sich in Grenzen
Der Platzbedarf für eine Wärmepumpe ist nicht riesig. Zu beachten ist aber, dass es in Ilvesheim keine bestehende Infrastruktur drumherum gibt wie im GKM, zum Beispiel andere Anlagen, die man mit der Pumpe koppeln muss. „Sitzen die Menschen im Kalten, wenn die Anlage mal nicht laufen kann?“, fragte zum Beispiel Gemeinderätin Sandra Bühler (CDU). Hack erklärte, dass angebundene Haushalte immer eine Absicherung bräuchten. Es gebe viele Möglichkeiten, abhängig von den Gegebenheiten vor Ort, zum Beispiel eine Direktstromheizung oder ein Blockheizkraftwerk. Auf die Frage von Gemeinderat Georg Sommer (CDU), ob es bereits Studien zu Auswirkungen auf die Artenvielfalt gebe, antwortete Hack: „Es gibt Untersuchungen zu Fischen und der Fließgeschwindigkeit, in der das Wasser entnommen wird.“
Laut Experten ist eine Flusswärmepumpe nicht wartungsintensiv, aber laut. Dies ist vor allem bei der Nähe zur Wohnbebauung zu beachten. „Eine solche Anlage ist nicht günstig, aber es gibt gute Fördermöglichkeiten“, sagte Hack. Sowohl für Kauf und Betrieb gebe es unter Umständen Zuschüsse. Auch Machbarkeitsstudien würden mitfinanziert. Ladenburg hat in den Haushalt 2023 Geld für eine Studie eingestellt. Auch in Edingen-Neckarhausen ist die Technologie ein Thema.
Christian Kliebisch (Freie Wähler) fragte, ab wann sich eine solche Anlage rechne. Diese Frage sei laut Hack nicht einfach zu beantworten, da die Frage sei, welche Technologie man gegenüberstelle. Alexandra Halkenhäuser ergänzte, dass man vorab ohnehin die Wirtschaftlichkeit prüfen müsse. „Wenn die Flusswärmepumpe häufiger wird, wird sie auch günstiger“, zeigte sich Sarah Nick-Toma (Grüne) überzeugt. Ein Hemmnis könnten laut Bürgermeister Metz Genehmigungsverfahren sein. Der Kanal ist eine Wasserstraße, also ein wichtiger Verkehrsweg.
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