Mannheim. Im Wettstreit um das Mannheimer Rathaus fordert die SPD nun Klarheit über die Wahlkampffinanzierung von Christian Specht, den gemeinsamen Kandidaten des bürgerlich-konservativen Lagers. Die Öffentlichkeit solle erfahren, ob es einen etwaigen Einfluss auf spätere Entscheidungen des Christdemokraten durch Dritte gebe. Die CDU sprach von „völlig falschen und haltlosen Behauptungen“. Offenbar versuchten die Sozialdemokraten jetzt in einem „einigermaßen fairen“ Wahlkampf, noch „schmutzige Wäsche zu waschen“.
Auch die Specht-Unterstützer Mannheimer Liste und FDP wiesen die Vorwürfe der SPD als haltlos zurück. Was von Specht als Mannheimer Stadtoberhaupt zu erwarten wäre, hätten sie in ihrem gemeinsamen Wahlprogramm für alle einsehbar öffentlich dokumentiert.
OB-Wahl in Mannheim: Specht hatte Kosten für Wahlkampf nicht genau beziffert
An diesem Sonntag, 9. Juli, ist der entscheidende zweite Durchgang bei der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl. Im ersten war Specht mit 45,6 Prozent weit vorne gelegen. Thorsten Riehle kam auf 30,2 Prozent. Der parteiunabhängige Kandidat Ugur Cakir, als einziger aus dem ursprünglich achtköpfigen, überwiegend linken Bewerberfeld sonst noch im Rennen, holte am 18. Juni nur knapp 0,9 Prozent.
Die SPD wirft Specht nun vor, Höhe und Herkunft seiner Gelder für den Wahlkampf zu verheimlichen. Und das bei der „ohne Frage kostenintensiven Materialschlacht des selbst ernannten bürgerlichen Kandidaten“. Andere Parteien hätten dagegen präzise Beträge genannt.
Auf Anfrage hatte Riehle die Kosten seines Wahlkampfs Mitte Juni mit bisher etwa 168 000 Euro beziffert, beim – nun im zweiten Wahlgang nicht mehr antretenden – Grünen Raymond Fokjar waren es rund 120 000 Euro. Die CDU sprach damals wie jetzt nur von einer „niedrigen sechsstelligen Summe“.
OB-Wahl in Mannheim: Vor dem zweiten Wahlgang wird der Ton rauer
In den vergangenen Tagen hat sich der Ton im Wahlkampf verschärft. So klagte die SPD vergangene Woche über massive Beschädigungen ihrer Plakate, hinter denen offensichtlich „System stecke“. In einigen Straßenzügen seien Riehles Plakate komplett abgehängt und von welchen „des Gegenkandidaten“ ersetzt worden. Aus dem bürgerlichen Lager wurde auch auf beschädigte Specht-Wahlwerbung hingewiesen.
Indes hat CDU-Stadtrat Thomas Hornung mit einer Äußerung auf Facebook für Empörung im Riehle-Lager gesorgt. Nachdem der Sozialdemokrat einer lokalen türkischsprachigen Zeitung ein Interview gegeben hatte, unterstellte Hornung, Riehle würde um Stimmen der Erdogan-Wähler in Mannheim werben. Der Kommentar zog teilweise massive Kritik aus Reihen der SPD und der Grünen nach sich, die Hornung zurückweist. Am 9. Juli sind laut Verwaltung auch etwa 3000 Menschen wahlberechtigt, die neben einem türkischen noch einen deutschen Pass besitzen.
Specht-Lager zuversichtlich - Riehle konzentriert sich auf Stadtteile
Unterdessen wollen die beiden Kandidaten und ihre Mitstreiter in den letzten Tagen vor der entscheidenden Abstimmung potenzielle Wählerinnen und Wähler nochmal mobilisieren – durch eigene Veranstaltungen, den Besuch von Festen, aber auch durch das Verteilen von Flyern und Briefwahlanträgen an Haustüren.
Mit Blick auf den großen Vorsprung im ersten Wahlgang wirkt das Specht-Lager zuversichtlich, erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg das Rathaus für die CDU in einer Wahl zu erobern. Das Riehle-Lager will dagegenhalten und konzentriert sich in den verbleibenden Tagen vor allem auf Stadtteile, in denen der SPD-Kandidat im ersten Durchgang gut abgeschnitten hat, die Wahlbeteiligung aber niedrig war – wie zum Beispiel in der Neckarstadt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Fragen zur Wahlkampffinanzierung sind berechtigt, kommen aber sehr spät