Kommentar Fragen zur Wahlkampffinanzierung sind berechtigt, kommen aber sehr spät

Auf der Zielgeraden wird der Wahlkampf zur OB-Wahl in Mannheim stark zuspitzt. Die plötzliche Polarisierung wirkt wenig glaubwürdig, kommentiert Steffen Mack

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Steffen Mack
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Mannheim. Bei feuchtfröhlichen Beisammensein wird gern mal „Dem Spender steigt ein Trullala!“ angestimmt. Ergänzt um die freudige Erwartung, dass sich auch für die nächste Runde wieder ein Spender finden könnte. Letzteres ist in der Politik genauso. Doch dort werden genau deshalb finanzielle Gönner nicht lauthals besungen. Als Gegenleistung für ihr Geld wollen die vielmehr leise eine Politik in ihrem Sinne. Das ist durchaus problematisch.

Auf Bundesebene müssen die Parteien zwar ab 10 000 Euro Spendernamen veröffentlichen. Und große Unternehmen geben mitunter ihrerseits bekannt, wen sie finanziell unterstützen. Im Lokalen dagegen bleibt da in der Regel leider alles im Verborgenen, speziell bei Zuwendungen für einzelne Kandidaten. Dabei wäre für die Wähler schon hilfreich zu wissen, wer wem Geld gibt – und was er dafür im Gegenzug möglicherweise erwartet.

Plötzliche Polarisierung

Dass die Mannheimer SPD öffentlich Klarheit über die Wahlkampffinanzierung von Christian Specht fordert, ist legitim. Aber warum erst jetzt? Speziell die vielen Plakate des Christdemokraten, gemeinsamer Kandidat des bürgerlichen Lagers, sind den Sozialdemokraten sicher schon früher aufgefallen. Mit Fragen nach etwaigen Großspendern hätten sie Specht auch auf den zahlreichen Wahlforen konfrontieren können. Dass sie erst kurz vor dem entscheidenden Wahlgang am Sonntag damit kommen, wirkt in der Tat, als ginge es ihnen vor allem um kurzfristige Zuspitzung zur Wählermobilisierung.

Etwas mehr Feuer hätte diesem Wahlkampf, der ja im Prinzip im Januar mit den Nominierungen des SPD-Kandidaten Thorsten Riehle und von Specht begann, schon viel früher nicht geschadet.

Klar, das ist nicht verboten. Aber etwas mehr Feuer hätte diesem Wahlkampf, der ja im Prinzip im Januar mit den Nominierungen des SPD-Kandidaten Thorsten Riehle und von Specht begann, schon viel früher nicht geschadet. Selbst professionelle Beobachter sind gespalten, ob sie das alles angesichts der offenen Ausgangslage hochinteressant fanden. Oder gerade gemessen an der doch erstaunlich dröge.

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Die Protagonisten haben zwar einhellig den fairen Umgang miteinander gelobt. Aber als Journalist bekam man – übrigens aus beiden Lagern – die ganze Zeit schon hinter vorgehaltener Hand immer wieder mal geklagt, wie fies die Gegenseite da und dort sei. Aufforderungen, entsprechende Vorwürfe öffentlich zu erheben, verhallten fast immer.

Die plötzliche Polarisierung wirkt auch wenig glaubwürdig, weil sie nicht zu den beiden Kandidaten passt. Weder mit dem einen noch dem anderen wird die Welt untergehen. Und aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten, könnte mühselig werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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