OB-Wahl

Mannheimer OB-Kandidat David Frey zum Verzicht gedrängt?

Mittlerweile sind es bei der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl nur noch drei Kandidaten. Ein Parteiunabhängiger beklagt allerdings, er habe seine Bewerbung unter massivem Druck zurückgezogen

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Steffen Mack
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Wurde der parteilose Kandidat David Frey zum Verzicht auf die Kandidatur bei der OB-Wahl in Mannheim gedrängt? © Steffen Mack

Mannheim. Der unabhängige Mannheimer Oberbürgermeister-Kandidat David Frey erhebt heftige Vorwürfe. Er wird, anders als angekündigt, nun doch nicht mehr im zweiten Durchgang am 9. Juli antreten. Zur Begründung sagte er dieser Redaktion, er sei bei seiner Arbeit zum Verzicht „genötigt und übelst gedrängt worden“. Nach fast zweistündiger Diskussion habe man ihm am Mittwoch gegen 17.45 Uhr 20 Euro für ein Taxi in die Hand gedrückt, damit er eine Viertelstunde vor Fristablauf noch schnell ins Rathaus fahre, um dort im Wahlbüro formell seine Bewerbung zurückzunehmen.

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Frey, der im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag mit 1,4 Prozent das beste Ergebnis unter den drei Parteiunabhängigen holte, arbeitet in einem gemeinnützigen Projekt, dem ALTER am Alten Meßplatz. Die Sport- und Freizeiteinrichtung, in erster Linie für Jugendliche gedacht, wird auch von der Stadt Mannheim finanziell unterstützt. Getragen wird sie vom Verein namens POW e.V.

Zum Verzicht gedrängt? Verantwortliche weisen Anschuldigungen zurück

Die Verantwortlichen wiesen Freys Anschuldigungen auf Anfrage zwar „auf das Schärfste zurück“. Allerdings nur insofern, dass der Vereinsvorstand involviert gewesen sei - ein Mitglied habe ihm das Geld fürs Taxi gegeben. Dazu heißt es von POW, diejenigen, die ihm einen Verzicht auf seine Kandidatur nahegelegt hätten, hätten dies als Privatpersonen getan. Das gelte auch für die 20 Euro. Es sei seine freie Entscheidung gewesen, zum Rathaus zu fahren. Drohungen mit Konsequenzen etwa für seinen Arbeitsplatz habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben.

„Sollten die Bekundungen unserer abweichenden Meinungen und Einschätzungen David Frey emotional zugesetzt haben, dann tut uns das gleichwohl sehr leid“, so der Verein. „Denn wir haben mit ihm immer vertrauensvoll zusammengearbeitet und schätzen ihn als Mensch sehr.“

OB-Wahl in Mannheim: Nun nur noch drei Kandidaten

Für die zweite Runde der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl am 9. Juli gibt es nun nur noch drei Bewerber. Neben Christian Specht (CDU), dem gemeinsamen Kandidaten des bürgerlichen Lagers, und Thorsten Riehle (SPD) tritt der Parteilose Ugur Cakir an. Eine weitere Unabhängige, die im zweiten Wahlgang noch einsteigen wollte, brachte nicht die nötigen 250 Unterstützer-Unterschriften zusammen.

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Frey war am Mittwoch etwa zwei Stunden vor Arbeitsbeginn bei Riehle. Von dem fühlte er sich nach eigenem Bekunden nicht unter Druck gesetzt. Der SPD-Bewerber sprach auf Anfrage von einem „guten, offenen Gespräch“. Der Sozialarbeiter habe dargelegt, wieso er an seiner Kandidatur festhalten wolle. „Das habe ich selbstverständlich akzeptiert.“ Die Hintergründe, wie es doch noch zu seinem Verzicht gekommen sei, „sind mir nicht bekannt“.

Riehle: "Einen weiteren Kontakt gab es nicht"

Der Chef des - direkt neben dem Alten Meßplatz gelegenen - Kulturhauses Capitol erklärte, „natürlich“ kenne er die POW-Vereinsführung, er sei ja auch bei einem Wahlforum im ALTER dabeigewesen. „Einen weiteren Kontakt gab es von mir nicht, es arbeitet auch niemand aus der Vereinsführung in meinem Wahlkampfteam mit.“ So wird das auch von POW dargestellt. Es habe im März eine Anfrage aus Riehles Team an ein SPD-Mitglied im Vorstand gegeben, sich zu engagieren. Das habe man unter Verweis auf politische Neutralität abgelehnt.

Mit Spannung wird unterdessen an diesem Freitag besonders erwartet, ob die Mannheimer Grünen eine Wahlempfehlung abgeben werden. Ihr Kandidat Raymond Fojkar, der auf den zweiten Durchgang verzichtet hat, wollte das nicht. Die Linke Isabell Belser, die ebenfalls nicht mehr antritt, will nun auch über eine Empfehlung entscheiden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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