Mannheim. Will noch jemand seine Bewerbung als Mannheimer Oberbürgermeister im zweiten Wahlgang zurückziehen, ist nun Eile geboten. Die Frist dafür endet an diesem Mittwoch um 18 Uhr. Bis dahin muss der Verzicht dem Wahlbüro im Rathaus mitgeteilt werden. Andernfalls stünde der Name am 9. Juli dennoch auf dem Wahlzettel, und etwaige Stimmen würden entsprechend gewertet.
Bis zum Dienstagabend hatten von den acht Kandidierenden, die im ersten Durchgang dabei waren, erst zwei verzichtet: Linken-Kandidatin Isabell Belser, die auch von Tierschutzpartei und Klimaliste unterstützt wurde, sowie Thomas Bischoff von der satirischen PARTEI. Mit Spannung wird speziell auf Grünen-Bewerber Raymond Fojkar geschaut. Gespräche über seine Kandidatur fanden dem Vernehmen nach noch am Dienstagabend statt.
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Die SPD versucht vor dem zweiten Wahlgang, zusätzliche Unterstützung für ihren Kandidaten Thorsten Riehle zu bekommen. Er landete am Sonntag mit 30,2 Prozent sehr deutlich hinter Christian Specht. Der auch von Mannheimer Liste (ML) und FDP nominierte Christdemokrat holte 45,6 Prozent. Am 9. Juli reicht eine einfache Mehrheit. Wegen einer Wahlreform gibt es künftig in der zweiten Runde eine Stichwahl zwischen den Ersten. Doch noch gelten die alten Regeln.
Damit Riehle Specht noch überflügeln könnte, wären auch bisherige Stimmen für Parteiunabhängige hilfreich. Zusammen bekamen David Frey, Tanja Krone und Ugur Cakir im ersten Durchgang fast 3,5 Prozent. Alle drei sind politisch eher links als rechts anzusiedeln.
Bewerben will sich nun auch noch eine weitere Unabhängige, Gül Melek Caglayan. Über sie ist nichts weiter bekannt, eine Kontaktaufnahme blieb zunächst erfolglos. Sie muss bis Mittwochabend 250 Unterstützer-Unterschriften vorlegen.
Aufregung gibt es um eine angebliche Äußerung Riehles vom Wahlabend, sein Ziel sei nur gewesen, Specht zu verhindern. Die ML-Vorsitzende Christiane Fuchs zeigte sich am Dienstag irritiert und nannte es „mehr als befremdlich“, die Wahl nicht selbst gewinnen zu wollen.
Riehle zu stark verkürzt
Die Aussage Riehles so zu verkürzen, ist jedoch nicht korrekt. Er hatte am Sonntag im Stadthaus dem „Mannheimer Morgen“ - auch andere Journalisten hörten mit - zur von ihm nicht gewollten Lager-Bildung gesagt, mit dem geschlossenen bürgerlichen und dem aufgesplitteten linken Lager sei im ersten Wahlgang für ihn die einzig realistische Zielmarke gewesen, eine absolute Mehrheit für Specht zu verhindern. Das habe man erreicht.
Dann fügte der Sozialdemokrat hinzu: „Jetzt geht es darum, die Kräfte des progressiven Lagers neu zu bündeln.“ Riehle sowie weitere prominente Sozialdemokraten machten sehr deutlich, dass dies unter seiner Führung geschehen solle und er am 9. Juli gewinnen wolle.
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