Logistik - Mit nachhaltigen Thermoverpackungen will das Unternehmen Schaumaplast aus Reilingen beim Einsparen von CO2 helfen / Viele Kunden sind bereit, dafür auch mehr zu bezahlen

Wie Schaumaplast aus Reilingen mit nachhaltigen Verpackungen beim CO2-Sparen helfen will

Von 
Alexander Jungert
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Eine Schaumaplast-Mitarbeiterin macht im Labor einen Versuch mit einer Thermoverpackung aus Naturfasern. © Schaumaplast

Mannheim/Reilingen. Was Schaumaplast macht, ist ein kühles Geschäft. Denn das Unternehmen aus Reilingen bei Hockenheim stellt spezielle Thermoboxen her, die etwa für den Versand von Lebensmitteln und Medikamenten eingesetzt werden. In der neuesten Generation der Verpackungen stecken Naturfasern.

Schaumaplast nutzt dabei nahezu 100 Prozent nachwachsende Rohstoffe. Für die Herstellung werden Gras-, Hanf- oder Holzfasern verwendet. Das Unternehmen achtet nach eigenen Angaben darauf, dass keine für den Verzehr geeigneten pflanzlichen Rohstoffe zum Einsatz kommen. Schaumaplast schafft nicht zuletzt aus Abfällen neue Produkte, nutzt unter anderem Jute-Fasern aus alten Kakao- und Kaffeesäcken, die sonst verbrannt würden, sowie Grasfasern aus Grünschnitt, der beispielsweise beim Mähen von Grünflächen rund um Flughäfen entsteht.

Schaumaplast-Geschäftsführer Markus Hoffmann. © Schaumaplast

75 Prozent an Treibhausgasemissionen werden eingespart

Den Naturfasern wird eine minimale Menge an polymeren Bindefasern beigemischt, doch auch diese stammen zum Teil aus recyceltem Material. Die Produkte sollen in ihren Eigenschaften denen der klassischen Thermobehälter ähneln und den Packungsinhalt genauso gut schützen wie diese.

Zudem hinterließen sie nur einen minimalen CO2-Fußabdruck, könnten vollständig recycelt und wieder für die Produktion eingesetzt werden, erklärt Geschäftsführer Markus Hoffmann. Die Boxen mit Naturfasern werden am Standort Nossen (Sachsen) hergestellt, die Rohstoffe kommen aus Deutschland und dem benachbarten EU-Ausland.

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Ein weiteres Projekt ist mit der Technologie des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF entstanden: Thermoboxen aus biomassebilanziertem Styropor. Das klingt sehr technisch. Dahinter verbirgt sich Folgendes: Mit einem besonderen Verfahren lassen sich fossile Rohstoffe, die zur Herstellung von Styropor nötig sind, durch erneuerbare ersetzen. Erdöl oder Erdgas fallen weg, stattdessen werden aus organischen Abfällen wie altem Frittierfett gewonnenes Bio-Öl und Bio-Gas als Ausgangsstoff in der Herstellung verwendet. „Der Kunde erhält weiterhin Produkte mit den gleichen Gebrauchs- und optischen Eigenschaften wie bisher“, verspricht Hoffmann. Bei der Herstellung des Rohmaterials würden rund 75 Prozent an Treibhausgasemissionen eingespart. Und Schaumaplast könne bei dem biomassebilanziertem Styropor weiterhin die gleichen Maschinen und Werkzeuge nutzen.

Neben den Umverpackungen sollen ebenso die Kühlelemente für die unterschiedlich großen Boxen unter Nachhaltigkeitskriterien entwickelt und produziert werden. Für dieses Jahr plant Schaumaplast die Einführung neuer Gelpacks, deren Folien einen hohen Anteil wiederverwerteter Kunststoffe haben sollen und die zu 100 Prozent über den Gelben Sack recycelt werden können. Inhaltsstoff ist normales Wasser.

Schaumaplast - Wurzeln in Viernheim

  • Schaumaplast wurde 1964 im südhessischen Viernheim gegründet und ist in Familienbesitz.
  • Anfang der 1970er Jahre zog das Unternehmen nach Reilingen bei Hockenheim um.
  • Insgesamt hat Schaumaplast 250 Beschäftigte, rund 90 davon am Stammsitz Reilingen.
  • Weitere deutsche Standorte befinden sich in Lüchow (Niedersachsen) und Nossen (Sachsen). Zudem gibt es Niederlassungen in den USA und Polen.

Die nachhaltigen Thermoverpackungen haben ihren Preis - sie kosten mehr als die konventionellen Produkte. Um wie viel mehr, lässt sich pauschal schwer sagen. Das hängt etwa von der Boxengröße, der Wandstärke und der Abnahmemenge ab. Die meisten Kunden schrecken wegen der höheren Preise aber nicht zurück. „Die Bereitschaft, teurere, aber dafür CO2-reduzierte Produkte zu nutzen, steigt - nicht zuletzt, weil immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsziele in ihren Unternehmensstrategien fest verankern“, sagt Hoffmann.

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Transport von Impfstoffen

In Reilingen befindet sich Forschung und Entwicklung von Schaumaplast. Verfahrenstechniker und Ingenieure tüfteln dort an Technologien. In Klimakammern werden Außentemperaturen simuliert, vergleichbar mit einem Labor.

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie spielte Schaumaplast „ein kleines bescheidendes Rädchen“, wie Hoffmann es Ende 2020 beschrieben hatte. In speziellen Verpackungen sind Impfstoffe bei konstanten Temperaturbereichen transportiert worden.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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