Die Buga 2023 in Mannheim soll die nachhaltigste Bundesgartenschau werden, die es je gegeben hat. Die Wirtschaft und die Metropolregion insgesamt hoffen auf eine Initialzündung, die nicht gleich wieder verpuffen soll. Die Erwartungen von Tourismusbranche, Handwerk und Handel sind jedoch nicht alle so hoch wie die der Buga-macher selbst.
Tourismus
2,1 Millionen Besucherinnen und Besucher erwartet Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach. „Das ist die Worst-Case-Betrachtung“, erklärt er - also das absolute Minimum. An mindestens 170 000 davon will Schnellbach Mehrtageskarten verkaufen, wie er bei einer Versammlung des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN) erklärt. Dieses Ziel soll demnach in Zusammenarbeit mit der gesamten Region erreicht werden. Menschen, die die Buga mehrere Tage besuchen und dafür in der Region übernachten, sollen mit dem Angebot angesprochen werden. Zum Vergleich: Bei der Buga 2019 in Heilbronn wurden 17 000 dieser Karten verkauft. Die Zahl der Gäste betrug 2,3 Millionen.
Mit 80 000 zusätzlichen Übernachtungsgästen im Vergleich zum Jahr 2018 erzielte die Stadt Heilbronn dabei einen neuen Rekord. Insgesamt übernachteten 418 500 Gäste dort. Die Buga und die experimenta seien der Türöffner hierfür gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung von Heilbronn Marketing von Februar 2020.
Das Stadtmarketing Mannheim schätzt die Zahl der Übernachtungsgäste, die wegen der Buga anreisen, auf zehn Prozent der Gesamtbesucherzahl - also mindestens 210 000 Menschen. Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (DEHOGA) erklärt, dass auch der Verband auf sehr viele Gäste hoffe, eine Prognose zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht gegeben werden könne.
Eine komplette Auslastung der Hotelbetten erwartet Ohl jedoch nicht, da die Kapazitäten in Mannheim mit rund 9000 Betten groß seien. Deshalb sind die Erwartungen des Umlands gedämpft: Die Stadt Weinheim hoffe, dass Buga-Gäste auch dort übernachten, allerdings ist dies wegen der Kapazitäten in Mannheim nicht nötig, teilte eine Sprecherin mit. Sie hoffe dennoch, dass sich das Publikum auch die Parks und Gärten in Weinheim ansehen möchte und deshalb dort auch übernachte.
Inwiefern die Region nach der Buga 2023 für Touristen attraktiv bleibt, könne noch nicht in Zahlen ausgedrückt werden, erklärt Geschäftsführer Schnellbach. Dies sei zwar ein Ziel der Buga, allerdings komme es auch darauf an, ob die Menschen nach der Pandemie lieber wieder ins Ausland reisen möchten, erklärt eine Sprecherin der Buga.
Handwerk
„Es gibt wahrscheinlich kein besseres Konjunkturprogramm für eine Region“, ist Geschäftsführer Schnellbach überzeugt. Mehr als 60 Prozent des bereits vergebenen Investitionsvolumens seien an Unternehmen im Umkreis von 60 Kilometern vergeben worden. Insgesamt stehen noch etwa 60 Millionen der insgesamt 150 Millionen Euro zur Vergabe aus. „Durch aktuelle Themen rund um den Klimaschutz und die Energiewende erfährt das Handwerk eine besondere Bedeutung. Ohne sein Mitwirken lassen sich Klimaziele nicht erreichen“, erklärt eine Sprecherin der Handwerkskammer Mannheim. Deshalb sei das Handwerk nicht nur beim Bau, sondern auch bei Veranstaltungen auf der Buga beteiligt.
Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, erklärt, dass das Handwerk bereits gut eingebunden sei. Nun gehe es darum, auch andere Branchen abzuholen, sagt er. ZMRN-Geschäftsführerin Kirsten Korte meint, dass dies beispielsweise durch Präsentationen auf der Buga möglich sei.
Abgesehen von der Einbindung spielt nach Ansicht Schnabels auch das tagtägliche Geschäft der Unternehmen eine Rolle: „Während der Veranstaltung dürfen die Abläufe der anderen Unternehmen in der Stadt nicht gestört werden.“ So müsse beispielsweise noch eine Lösung für die Parkplatzsituation um Spinelli gefunden werden.
Wie viele Arbeitsplätze nach der Buga erhalten werden können und wie viele bis jetzt geschaffen wurden, kann Buga-Geschäftsführer Schnellbach nicht sagen. Er rechne jedoch damit, dass während der Veranstaltung 700 bis 800 Menschen allein auf dem Gelände arbeiten werden.
Handel
Die Erwartungen, dass die Buga auch dem Handel neue Kundinnen und Kunden beschert, ist „sicher nicht all zu groß“. Das erklärt Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. „Will man in der City davon profitieren, braucht man jedenfalls Buga-Attraktionen und sicher auch verkaufsoffene Sonntage in der Innenstadt“, sagt er. Hieran werde derzeit gearbeitet.
Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Bergstraße, ist optimistischer. Wegen der Einflüsse vorheriger Bundesgartenschauen auf deren Regionen erwarte er „positive Effekte“ auf den Handel und den Besuch von Sehenswürdigkeiten auch im Umland Mannheims. Allerdings hauptsächlich im Zusammenhang mit Übernachtungsgästen, die nicht in Mannheim unterkommen.
Sponsoring
Unternehmen wie das Modehaus Engelhorn sind auch eine Partnerschaft mit der Buga eingegangen. Erst am Montag wurde der Energiekonzern MVV als zweiter Platinpartner verkündet. Die MVV beteiligt sich demnach mit mindestens 500 000 Euro an der Veranstaltung - es gebe jedoch auch individuelle Lösungen. Deshalb sei es auch je nach Partner unterschiedlich, wie viel Logopräsenz ein Unternehmen haben wird oder wie viele Freikarten dieses bekomme, sagt Schnellbach. Auf die Frage, wie die Unternehmen die Partnerschaft für sich nutzen können, antwortet er: „Wir bieten den Unternehmen ein positives Image und eine Bühne.“ Die Partnerschaft mit der Buga verbinde die Unternehmen mit den Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung.
Kai Kemper, CEO der Agentur GO7 in Mannheim, hilft bei der Sponsorensuche. Er sagt: „Die Unternehmen gehen die Partnerschaft nicht nur wegen des Images ein.“ Zwar sei dies ein positiver Aspekt, doch die Buga als eine Art Gütesiegel gebe es in dieser Form nicht mehr. „Sponsoring beinhaltet auch immer eine Form von Nachricht“, erklärt er. Einer der wichtigsten Aspekte sei es in diesem Fall, sich als guter Arbeitgeber darstellen zu können und vor allem die Region als attraktiven Wirtschaftsstandort zu vermarkten. „Es ist wichtig, gesellschaftliches Engagement für die Region zu zeigen“, fährt Kemper fort. Die Reichweite, die Unternehmen durch die Buga gewinnen, in Neukunden und damit Umsätze und Gewinne umzurechnen, funktioniere nicht mehr. Dazu gebe es zu viele andere Aspekte.
Auch Förderer und Stiftungen können eine Partnerschaft eingehen. „Die Buga bietet interessierten Förderern und Stiftungen die ideale Plattform, um ihre zivilgesellschaftlichen Aufgaben in Taten umzusetzen“, sagt Miriam Long, geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur Zielgenau in Darmstadt, die Stiftungen an die Buga vermittelt.
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