Nachhaltigkeit

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

2015 herrschte noch Aufbruchstimmung. Mit ihrer „Agenda 2030“ verabschiedete die UN-Vollversammlung die Blaupause für eine bessere Zukunft. In nur 15 Jahren sollten Hunger und extreme Armut beseitigt werden. Das Ziel: eine gerechtere, wohlhabendere und nachhaltigere Welt. Darauf verpflichteten sich die 193 UN-Mitgliedstaaten. 17 Ziele (auf Englisch „Sustainable Development Goals“, kurz SDG) umfasst die „Agenda 2030“. Sie ist das bisher größte Projekt der UN. 2021 zog UN-Generalsekretär Antonio Guterres eine düstere Zwischenbilanz: „Ob Klimawandel, kriegerische Konflikte, Covid oder Armutsbekämpfung – die Welt ist nicht auf Kurs.“ Die Zeit bis 2030 wird verdammt knapp. Ein Überblick.  

Von 
Walter Serif
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Der Mensch hat seinen Abdruck auf der Erde hinterlassen - und droht, sie zu zerstören. © Petmal/iStock

2015 haben die Vereinten Nationen ihre „Agenda 2030“ verabschiedet. Doch die Zeit vergeht wie im Flug. Es gab bei den 17 Nachhaltigkeitszielen teilweise Fortschritte – aber seit 2020 hält Corona die Welt in Atem. Von Walter Serif

Mehr Arbeit, mehr Hunger, weniger Jobs – Corona hat die Bemühungen der Vereinten Nation (UN) für eine bessere Welt arg zurückgeworfen. Hinzu kommen der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie Wladimir Putins brutaler Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es ist ungemütlicher geworden auf dieser Welt. Aber weil die Hoffnung zuletzt stirbt, hören und singen wieder viele John Lennons „Imagine“. Diese Hymne für Menschen, die sich nach Harmonie und Frieden sehnen, vermag auch Trost zu spenden, selbst wenn Lennons „Give Peace A Chance“ bei Diktatoren wie Putin auf taube Ohren stöß.

2015 herrschte noch Aufbruchstimmung. Mit ihrer „Agenda 2030“ verabschiedete die UN-Vollversammlung die Blaupause für eine bessere Zukunft. In nur 15 Jahren sollten Hunger und extreme Armut beseitigt werden. Das Ziel: eine gerechtere, wohlhabendere und nachhaltigere Welt. Darauf verpflichteten sich die 193 UN-Mitgliedstaaten.

17 Ziele (auf Englisch „Sustainable Development Goals“, kurz SDG) umfasst die „Agenda 2030“. Sie ist das bisher größte Projekt der UN. Der Katalog schreibt die zur Jahrtausendwende beschlossenen Millenniumsziele fort, nimmt diesmal aber die Entwicklungs-, Schwellen- und Industriestaaten in die Pflicht – also alle. Seitdem ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ in aller Munde.

„Niemand darf zurückgelassen werden“, forderte 2015 der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon – und fügte an: „Aber der wahre Test kommt noch, nämlich die Umsetzung.“ Wie wahr! 2021 zog sein Nachfolger Antonio Guterres eine düstere Zwischenbilanz: „Ob Klimawandel, kriegerische Konflikte, Covid oder Armutsbekämpfung – die Welt ist nicht auf Kurs.“ Die Zeit bis 2030 wird verdammt knapp.

Punkt 1 von 2 Keine Armut

Bis 2030 soll kein Mensch mehr in extremer Armut leben müssen. Das wären weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Bis zu 750 Millionen Menschen leben unterhalb dieser Armutsgrenze.

Mehr als eine Milliarde Menschen konnte sich seit 1990 aus extremer Armut befreien. Die Corona-Folgen haben wieder zu einem Anstieg geführt. Besonders betroffen: Subsahara-Afrika, Südasien, Nahost und Nordafrika.

Punkt 1 von 2 Kein Hunger

Alle Menschen sollen ausreichend Nahrungsmittel haben - und sich gesund und ausgewogen ernähren können.

Zwar sank der Anteil der unterernährten Menschen von 2005 bis 2016 um 3,7 Prozent, dennoch haben zwei Milliarden Menschen nicht jeden Tag genug Essen, 811 Millionen müssen hungern.

Hauptursachen: Konflikte, Kriege und der Klimawandel.

Punkt 1 von 2 Gesundheit und Wohlergehen

Die Sterblichkeit von Müttern und Kindern soll sinken, alle Menschen sollen vor übertragbaren Krankheiten wie Aids geschützt werden. Nach aktuellen Trends wird ein Drittel der Weltbevölkerung bis 2030 keinen Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung haben.

Noch sterben pro Tag 16 000 Kleinkinder, zwei Millionen Menschen könnten sterben, weil wegen Corona Arzneien fehlen.

Punkt 1 von 2 Hochwertige Bildung

Das Ziel ist klar: Gleichberechtigter Bildungszugang für alle, gegenwärtig gehen 83 Prozent aller Kinder und Jugendlichen weltweit zur Schule. Seit 2010 ist die Abschlussquote an Sekundarschulen um sieben Prozent gestiegen. Aber: 130 Millionen Mädchen gehen nicht zur Schule.

In Ländern mit niedrigem Einkommen liegt die Schulabschlussquote bei 34 Prozent in den ärmsten 20 Prozent der Haushalte.

Punkt 1 von 2 Geschlechter-Gleichheit

Bis 2030 sollen alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen beendet werden. Es soll keine Gewalt gegen und Ausbeutung von Frauen und Mädchen mehr geben.

Die Wirklichkeit sieht bitter aus: Weltweit waren 736 Millionen Frauen - das ist jede Dritte - zumindest einmal von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Seit der Pandemie ist die Gewalt gegen Frauen gestiegen.

Punkt 1 von 2 Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Es ist unglaublich: 2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, bei der Sanitätsversorgung sind es sogar 4,2 Milliarden. Und 40 Prozent aller Schulen weltweit haben nicht einmal Toiletten.

Die erwartete Steigerung der Nachfrage nach Wasser beträgt Schätzungen zufolge 55 Prozent. Bis 2030 könnten 700 Millionen Menschen gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen.

Punkt 1 von 2 CO2-Emissionen

Die weltweiten energiebezogenen CO2-Emissionen erreichten 2019 mit fast 37 Gigatonnen ein neues Rekordhoch, obwohl im selben Jahr mit über 200 Gigawatt auch ein neuer Rekord beim Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht wurde. In Deutschland beträgt der CO2-Ausstoß elf Tonnen im Jahr, in Afrika südlich der Sahara sind es nur 0,7 Tonnen.

Der Energiebedarf wird bis 2040 um geschätzt ein Viertel steigen.

Punkt 1 von 2 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Die Wirtschaft in weniger entwickelten Ländern soll um mindestens sieben Prozent im Jahr steigen. Aber die Pandemie hat dieses Ziel zunichtegemacht. Während das Wachstum 2019 wenigstens noch um 4,8 Prozent stieg, ist es 2020 um 1,3 Prozent gesunken.

Durch Corona sind weltweit 100 Millionen Arbeitsplätze im Tourismus gefährdet. 160 Millionen Mädchen und Jungen mussten 2020 Kinderarbeit leisten.

Punkt 1 von 2 Industrie, Innovation, Infrastruktur

Corona hat die verarbeitende Industrie stark getroffen. Die Produktion ging 2020 um 8,4 Prozent zurück. Das ist schlimm, denn zwei bis drei weitere Arbeitsplätze entstehen durch einen einzigen neuen in der verarbeitenden Industrie.

Der Anteil der am wenigsten entwickelten Länder am Welthandel beträgt ein Prozent. 55 Prozent leben dort von der Landwirtschaft. Und nur 19 Prozent in diesen Ländern nutzen das Internet.

 

Punkt 1 von 2 Weniger Ungleichheiten

Das Einkommenswachstum der ärmsten 40 Prozent soll bis 2030 jeweils über dem nationalen Durchschnitt liegen. Außerdem sollen alle Menschen gleiche Möglichkeiten haben - unabhängig von Alter, Geschlecht usw.

Die Wirklichkeit: Milliardäre haben ihr Vermögen während der Pandemie um geschätzt die Hälfte erhöht. Ein Prozent der Menschheit besaß 2017 mehr als ein Drittel des weltweiten Vermögens.

Punkt 1 von 2 Nachhaltige Städte und Gemeinden

Alle Menschen sollen Zugang zu angemessenem Wohnraum und zur Grundversorgung haben. Die Verkehrssysteme sollen bezahlbar und nachhaltig sein. 1000 Städte und Regionen haben sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt.

Das Problem: Während 1950 nur 30 Prozent der Menschen in Städten lebten, waren es 2018 schon 55 Prozent. Besonders krass: Rund ein Fünftel der städtischen Bevölkerung lebt in Slums.

Punkt 1 von 2 Nachhaltiger Konsum und Produktion

Weltweit ist die Nutzung der Ressourcen noch immer nicht nachhaltig. Das belegt der globale Material-Fußabdruck. Er bezeichnet die Menge an Materialien, die benötigt wird, um Metalle zu gewinnen. Von 2010 bis 2017 ist die Menge von 73,2 Milliarden auf 85,9 Milliarden Tonnen gestiegen.

Nur zehn Prozent der genutzten Ressourcen sind Teil einer Kreislaufwirtschaft. 17 Prozent der Lebensmittel landen im Müll.

Punkt 1 von 2 Maßnahmen zum Klimaschutz

Der Temperaturanstieg soll auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Ziel bis zur Jahrhundertmitte: Treibhausgas-Neutralität. Gegenwärtig erreicht wohl kein G20-Staat die Ziele des Pariser Klimaabkommens.

Zwei Drittel der jährlichen Schadstoffemissionen entstehen in Entwicklungs- und Schwellenländern. 2020 sank wegen Corona der Treibhausgasausstoß, die CO2-Konzentration stieg aber.

Punkt 1 von 2 Leben unter Wasser

70 Prozent unseres Planeten sind von Weltmeeren bedeckt. Die Verschmutzung und Vermüllung durch Plastik soll deutlich verringert werden. Aber wie? Jede Minute gelangt eine Lkw-Ladung Plastikmüll in unsere Meere.

Acht Prozent der Weltmeere stehen unter Schutz, dieser Anteil soll bis 2030 auf 30 Prozent anwachsen. Aber: 20 Prozent der Korallenriffe und 30 Prozent aller Seegraswiesen sind schon zerstört.

Punkt 1 von 2 Leben an Land

Entwaldung, Artensterben und die Zerstörung der Ökosysteme schreiten voran. Jeden Tag verschwinden bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde.

Der Schutz, die Wiederherstellung der Landökosysteme und deren nachhaltige Nutzung sind die großen Ziele. Werden diese verfehlt, können auch andere nicht erfüllt werden. Beispiel: Kampf gegen den Klimawandel - geht nicht ohne Tropenwälder.

Punkt 1 von 2 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Frieden? Gegenwärtig zieht Russland eine tiefe Blutspur durch die Ukraine. Rund 100 Milliarden US-Dollar kosten die gewaltsamen Konflikte auf dieser Welt pro Jahr.

Gerechtigkeit? 2,16 Billionen US-Dollar versickern jährlich durch Korruption und Bestechung.

Starke Institutionen? Hängt vom Standpunkt ab. 68 Prozent der Weltbevölkerung leben in autokratisch regierten Ländern.

Punkt 1 von 2 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Das 17. Entwicklungsziel ist die Grundbedingung für die Erreichung aller anderen 16: Eine Trendwende hin zu einer nachhaltigen Entwicklung kann nur durch eine globale Partnerschaft gelingen.

Wo stehen wir? Die staatliche Entwicklungshilfe hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt, der Anteil am Bruttonationaleinkommen liegt aber mit 0,3 noch immer klar unter dem 0,7-Prozent-Ziel.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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