Freiräume - 230 Hektar Biotope, Freizeit- und Sportanlagen / Frischluft mit neun bis 26 Grad als Beitrag zur Klimafolgen-Anpassung

Wieso der Grünzug Nordost mehr Wohlfühltemperaturen verspricht

Von 
Thorsten Langscheid
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Blick ins Landschaftsschutzgebiet: Hier entsteht zur Zeit der Au-See. In Höhe der Landzunge (Bildmitte) wird der Panoramasteg aufgebaut. © Thorsten Langscheid

Mannheim. Preisfrage: Wieviele Grünzüge gibt’s eigentlich in Mannheim und wo sind sie zu finden? Und zu was sind sie überhaupt nütze? Der wegen der kommunalpolitischen Debatten um seine gut 115 Millionen Euro teure Ausgestaltung bekannteste ist zweifelsohne der Grünzug Nordost. Er ist ein weitgehend unbebautes Band, das (fast) bis zur Innenstadt reicht und durch Luisenpark, Pfeifferswörth und Neckarplatt, Feudenheimer Au, das künftige Buga-Areal Spinelli, den Feudenheimer Bürgerpark, die Vogelstang-Seen und Straßenheim bis an die nordöstlichen Gemarkungsgrenzen Mannheims und darüber hinaus ins Umland führt.

Der Grünzug Nordost ist zwar der prominenteste seiner Art im Stadtgebiet, aber bei Weitem nicht der einzige. Ganz im Gegenteil ist er „nur“ einer von insgesamt sieben Grünzügen, die von außen in die Stadt hinein führen. Eine der Funktionen von Grünzügen ist es, frische, kühlere Luft in Richtung Zentrum der Stadt fließen zu lassen – vor dem Hintergrund steigender Tages- und Nachttemperaturen immer wichtiger für die Klimafolgen-Anpassung.

Doch Grünzüge leisten mehr, als die Aufheizung von Luftmassen auf dem Weg aus dem kühleren Umland ins wärmere, dicht bebaute urbane Zentrum zu verlangsamen – ein Effekt, den man in heißen Sommernächten buchstäblich auf der Haut spüren kann. Dazu genügen ein paar Schritte aus dem Stadtzentrum hinunter zum Neckar oder in den Unteren Luisenpark. Der Temperaturunterschied kann frappierend sein.

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Zusammenhängende, nicht bebaute Bereiche können zudem der Grundwasserneubildung dienen, sie stellen wichtige Komponenten des Biotopverbunds dar und dienen der Gliederung und dauerhaften Trennung von Stadtteilen. Entlang der Freiraum-Achsen sind oft Freizeit-, Sport- und Naherholungseinrichtungen angesiedelt, während auf der anderen Seite entlang der Siedlungsbänder Straßen, Schienen, Wohn- und Gewerbebereiche zu finden sind und den Stadtraum gliedern.

Schnelle Fakten zum Grünzug Nordost

  • Der Grünzug Nordost, so teilt Corinna Brod, die Sprecherin der Mannheimer Bundesgartenschau-Gesellschaft, mit, „ist die Grünfläche, die durch die Bundesgartenschau 2023 entsteht.“
  • Der Grünzug übernehme eine klimatische Entlastungsfunktion für die Stadt.
  • Das Areal erstrecke sich auf 230 Hektar und verbinde die Innenstadt mit den Vogelstangseen.
  • Entlang des Grünzugs werden etwa drei Kilometer Radschnellweg gebaut. Zudem entstehe Fläche für Freizeit, Sport und Naherholung.
  • Vorgesehen seien rund 5500 Quadratmeter Spielstationen und Sportflächen sowie 6 500 Quadratmeter Multifunktionssportfelder und ein Spielplatz, der 1 500 Quadrat-meter umfasse.
  • Diese Flächen – allesamt auf dem ehemaligen amerikanischen Spinelli-Areal – addieren sich auf eine Gesamtfläche von rund 13 500 Quadratmetern.
  • Zum Grünzug gehört auch das Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au mit Au-Gewässer und Panoramasteg.
  • Zusätzlich wird die – ursprünglich unabhängig von der Buga aufgrund einer EU-Gewässerschutz-Richtlinie geplante – Neckar-Renaturierung auf einer Gesamtstrecke von 3,3 Kilometer zum Grünzug Nordost gerechnet.

Zurück zum Grünzug Nordost: Bis zum Abzug der amerikanischen Truppen war der Korridor, wenn man so will, wie mit einem Pfropfen verschlossen: Das mit den Panzer-Hallen dicht bebaute und zum großen Teil asphaltierte und betonierte Gelände der Spinelli-Kaserne wird zur Bundesgartenschau – zum Teil – in eine Freifläche verwandelt, die die genannten Aufgaben eines Grünzugs erfüllt – und das dauerhaft, weit über die Gartenschau im Sommer 2023 hinaus. Mit all seinen Anlagen, vom Au-See über den Panoramasteg, dem Radschnellweg und der Brücke über die Sudetenstraße, stellt der Grünzug Nordost das größte Grün-Projekt in der Geschichte der Stadt dar, wie die Planer im Rathaus und bei der Buga-Gesellschaft betonen.

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Insgesamt rund 230 Hektar umfasst das Areal zwischen Neckarufer und Käfertaler Wald, rund 60 davon bleiben für die Bundesgartenschau reserviert. In der Finanzplanung der Stadt stehen für dauerhafte Investitionen in den Grünzug rund 115 Millionen Euro, etwa 50 Millionen davon kommen als Zuschüsse vom Land Baden-Württemberg. Zum Vergleich: Für das sommerlange Fest der Gartenschau werden Gesamtkosten in der Größenordnung von 41 Millionen Euro veranschlagt, ein geplantes Defizit von rund sieben Millionen sind als städtischer Zuschuss bereits eingeplant.

Der Abriss von Teilen der U-Halle und die Gestaltung derjenigen Teile, die auch nach der Buga stehen bleiben sollen, der Radschnellweg und andere Wege in der Au und auf dem Spinelli-Gelände, der Buga-See, die wasserbaulichen Anlagen in der Au, der Panoramasteg und weitere Bauten, die auch nach 2023 genutzt werden – sie machen dann den Grünzug aus, der größer ist und dauerhafter als das sommerlange Fest. Denn der Grünzug soll wohl kühlere Luft für die benachbarten Stadtteile Feudenheim, Käfertal und die Oststadt heranführen, er soll aber eben auch als Freizeit- und Naherholungsbereich für künftige Generationen von Mannheimern bereitstehen – und als Teil des Biotopverbunds eine ökologische Aufwertung am östlichen Stadtrand bringen.

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Seine Nachhaltigkeitsziele, so die Stadtverwaltung und die beiden mit der Umsetzung beauftragten Tochtergesellschaften Buga-GmbH und MWSP, habe das Grünprojekt bereits erreicht: Mehr Grün, mehr Klimaökologie, mehr Biotope, mehr Freiraum und mehr Platz für die Erholung, bei gleichzeitiger Schaffung von Wohnraum für mehr als 4 000 Bürger – dazu eine verbesserte Fahrradinfrastruktur und entsprechende Wegeverbindungen für Fußgänger – die Bilanz fällt deutlich positiv aus. Und der zuständige Konversionsbeauftragte der Stadt, Klaus-Jürgen Ammer, weist auch darauf hin, dass nach dem langen Ringen mit der Politik, der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung inzwischen „fast vergessen“ worden sei, dass mit den Bundes- und Landesbehörden „vorbildliche Lösungen für den Rückbau, die Bodensanierung und den Natur- und Artenschutz gefunden wurden“.

„Die Gesamtfläche“, so heißt es in der Zwischenbilanz der Stadt, „wird um 71 Prozent grüner. Insgesamt werden mehr als 60 Gebäude zurückgebaut. 1 794 Bäume schaffen es zukünftig, bis zu 236 Tonnen Kohlendioxid im Jahr aufzunehmen und die Luftqualität um mehr als das Fünffache zu verbessern.“ Die entsiegelten, begrünten Flächen nehmen den Angaben zufolge viel mehr Feuchtigkeit auf als das Spinelli-Kasernengelände zu Zeiten der Nutzung durch die US-Armee. Aufgrund der höheren Verdunstung komme es zu einem Kühlungseffekt – und zu „mehr Wohlfühltemperauren zwischen neun und 26 Grad.“

Infos der Stadt Mannheim zum Grünzug

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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