Bundesgartenschau

Wie nachhaltig ist die Buga 23 in Mannheim?

Die Bundesgartenschau in Mannheim will die nachhaltigste aller Zeiten werden. Für diesen hohen Anspruch hat sie sich einer externen Prüfung unterzogen

Von 
Peter W. Ragge
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Viel Fläche entsiegelt, die U-Halle teilweise abgerissen, teilweise entkernt: Aktueller Blick auf das Spinelli-Gelände, eines der beiden Areale der Bundesgartenschau 2023. © Buga

Mannheim. Er zögerte, hatte Zweifel. „Ich habe lange nachgedacht, ob ich den Auftrag annehme“, gestand Burkhardt Kühnemann vom Institut für Umwelttechnik. Denn er war sich nicht sicher, ob eine Großveranstaltung wie eine Bundesgartenschau ein Umweltsiegel bekommen kann, ja sogar, ob sie „angemessen ist in der heutigen Zeit“. Aber nun ist der Umweltgutachter vom Gegenteil überzeugt, weshalb Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) eigens nach Mannheim kam, um der Bundesgartenschau das Zertifikat für ihr nachhaltiges Handeln zu überreichen.

„Die Bundesgartenschau in Mannheim sendet hier ein starkes Signal ins Land – Nachahmung ausdrücklich gewünscht,“ lobte die Ministerin. Bei der EMAS-Zertifizierung handle es sich „nicht einfach um irgendeine Zertifizierung“, stellte die Ministerin klar, sondern um das „weltweit anspruchsvollste Umweltmanagementsystem“, dem sich Unternehmen freiwillig „weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus“ unterwerfen. Es sei „ein zentrales Instrument“, dessen Anwendung das Ministerium auch zur Hälfte bezuschusse.

Das Zertifikat

  • Die Bundesgartenschau gGmbH hatte sich Anfang 2021 für die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS (Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung) entschieden. EMAS steht für Eco-Management and Audit Scheme und basiert auf einer Verordnung der Europäischen Union.
  • Die Überprüfung und Zertifizierung erfolgte über das Institut für Umwelttechnik GmbH. Das EMAS-Register führt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag.
  • Nach EMAS sollen sowohl die gGmbH als auch die Veranstaltung selbst zertifiziert werden. Deshalb wird es auch während der Buga vom 14. April bis zum 8. Oktober noch zwei weitere Audit-Termine in Mannheim geben. Grundlage für das Zertifikat ist ein fast 60-seitiger Nachhaltigkeitsbericht mit integrierter Umwelterklärung, der nach Ende der Veranstaltung aktualisiert wird.
  • Auch die Buga Heilbronn 2019 war zertifiziert, die Erfurter Buga 2021 nicht. 

Gewisse Strahlkraft für Mannheim

Natürlich verursachten Großveranstaltungen auch Umweltbelastungen, räumte die Ministerin ein – von Abfall bis zum Energieverbrauch und zu zusätzlichem Verkehr. Und von Bundesgartenschauen erhoffe man sich ja gerade eine „gewisse Strahlkraft“ und „dass sie viele Menschen anzieht“. Bei der Mannheimer Bundesgartenschau sei das positiv zu bewerten, weil sie die Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung vermittle und dazu „eine starke Botschaft“ ausstrahle. Das sei „wahnsinnig interessant“, und an der entsprechenden Ausstellung werde sich auch ihr Ministerium beteiligen, kündigte Thekla Walker an.

Genau auf diese Leitthemen wies Umweltgutachter Kühnemann hin. Nach ersten Zweifeln habe er „wirklich das Gefühl, dass das Konzept etwas ganz Tolles ist, was es so noch nicht gegeben hat“. Natürlich müsse man immer abwägen, ob in Zeiten des Klimawandels solche Veranstaltungen überhaupt verantwortbar seien. „Aber es gibt ganz viele Argumente dafür“, erklärte er. Jedenfalls sei bei ihm „die Überraschung gelungen“, so Kühnemann: „Erwartet hatte ich eine Gartenschau, wie man sie kennt – erfahren habe ich ein Konzept, das bis in alle Details am Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet ist“, sagte er.

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„Wir kommen wieder“

Dabei gehe es in der ersten Phase der Zertifizierung natürlich zunächst nur darum, zu prüfen, ob sich das Management und alle Mitarbeiter an diesem Ziel der Nachhaltigkeit ausrichten, ob das alles realistisch und transparent sei. Das habe sich bestätigt. Aber „wir kommen nach dem Sommer wieder und schauen, wie das dann umgesetzt wird, und schauen auch nach der Bundesgartenschau, wie mit den Resten umgegangen wird“. Es gebe da eine, wie er es nannte, „Folgeüberwachung, die prüft, ob die Absichten weitergeführt werden“, so Kühnemann.

„Wir werden danach Rechenschaft ablegen“, versprach Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau. Er äußerte sich „sehr stolz“, dass seine Gesellschaft das Zertifikat erhalten habe. Die zuständige Umweltbeauftragte der Buga-Gesellschaft, Laura Braun, habe das Thema „mit Leib und Seele vorangetrieben“, und beim ganzen Team sei Nachhaltigkeit „in Fleisch und Blut übergegangen“.

So umweltfreundlich wie möglich 

Ob die Staudengärtner spezielle Sorten, die dem Klimawandel gut standhalten, einsetzen oder viele Teile vom Abriss der U-Halle an anderer Stelle auf dem Gelände wiederverwendet werden – überall versuche man, so umweltfreundlich wie möglich vorzugehen. Auf dem Spinelli-Areal entstünden keine Neubauten, und auf der U-Halle sei Mannheims größte Solaranlage mit 7000 Quadratmetern entstanden.

Die Seilbahn sei bereits in Almere gefahren und werde danach wiederverwendet, verkehre in Mannheim mit Ökostrom und spare pro Stunde 40 bis 50 Busse, nannte Schnellbach einige Beispiele. Wenn ein Besucher doch mit dem Auto kommen wolle oder müsse, werde die Buga zusammen mit der Klimastiftung Baden-Württemberg eine Möglichkeit bieten, eine Ausgleichszahlung zu leisten. Schnellbach sieht in der Zertifizierung jedenfalls „unser Konzept bestätigt“, und Mannheim wolle „auch nachhaltige Standards für Großveranstaltungen setzen“.

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Das bekräftigte Oberbürgermeister Peter Kurz. Die Bundesgartenschau habe die Renaturierung und Entsiegelung einer großen Kasernenfläche „in ungewöhnlicher Dimension“ ermöglicht, und sie stelle „eine Plattform für eines der großen Themen unserer Zeit“ dar. Zwar räumte Kurz mit Blick auf die Buga-Planung ein, dass man „manche Entscheidungen, die vor drei Jahren gefallen sind, heute vielleicht hinterfragen“ könne. Entscheidend sei aber doch, dass sich die Bundesgartenschau-Gesellschaft mit der Zertifizierung einem kritischen Blick von außen unterzogen habe. Dabei seien ihr die Ambition, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, bescheinigt worden. „Dieser Stempel heißt nicht, dass wir nichts besser machen können, sondern nur, dass wir alles im Blick haben, dass wir Rechenschaft ablegen und transparent sind“, erklärte Kurz.

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