Bundesgartenschau

Mannheimer Buga: Was die Silphie-Pflanze alles kann

Sie blüht derzeit in strahlendem Gold auf der Buga - die Silphie-Pflanze. Sie ist ein echtes Multitalent, wie Buga-Besucher dort erfahren

Von 
Peter W. Ragge
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Diese Kressepackung ist aus der Pflanzen-Faser gemacht: Silphie-Feld auf der Bundesgartenschau mit Sitzmöbel aus Recycling-Kunststoff. © Michael Ruffler

Mannheim. Ihr herrliches Gelb zieht viele Blicke ebenso an wie zahlreiche Bienen: Ein Silphie-Feld steht auf der Bundesgartenschau, ganz am Ostrand des Experimentierfelds auf dem Spinelli-Gelände, gerade in voller Blüte. Die Pflanze ist ein echtes Multitalent, denn sie nährt Insekten, kann Energie liefern sowie der Herstellung von Papier und Pappe dienen. Angepflanzt wird sie hier von der PreZero Stiftung, der Umweltsparte der Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland) aus Neckarsulm.

Obst, Gemüse, Biolachs - zehn Produkte dieser beiden Discounter-Ketten sind derzeit in Kartons verpackt, die mit Silphie hergestellt werden. Auch die Buga-Gastronomie nutzt das bräunliche Papier aus der Pflanze, das PreZero unter dem Namen „OutNature“ vermarktet. Und der Auftritt auf der Bundesgartenschau dient dazu, die Pflanze und ihre Verwendungsmöglichkeiten noch populärer zu machen.

PreZero hat Seilbahn-Gondel gestaltet

„Regionale Verbundenheit“ nennt Marcus Sagitz, Leiter Marketing bei PreZero International, als Hauptgrund für das Engagement des Unternehmens aus Neckarsulm bei der Bundesgartenschau. Der erst 2018 gegründete Umweltdienstleister ist ja auch in Hoffenheim aktiv, die dortige Rhein-Neckar-Arena derzeit nach ihm benannt. Man habe die Bundesgartenschau unterstützen, aber sie auch nutzen wollen, „um das Publikum für Umweltthemen zu sensibilisieren“, so Sagitz.

So hat das Unternehmen eine der Seilbahn-Gondeln gestaltet und mit dem Schriftzug „Kreislaufwirtschaft - Von oben betrachtet ’ne runde Sache“ versehen, um für Kreislaufwirtschaft zu werben und gegen Ressourcenverschwendung einzutreten. Zudem hilft das Unternehmen der Buga beim Abfallmanagement mit 15 Sammelstationen, wo Wertstoffe wie Verpackungen und Altpapier getrennt vom sonstigen Restabfall gesammelt werden.

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Auf dem Spinelli-Gelände bietet das Unternehmen gleich neben dem Sportfeld von Pfitzenmeier drei Sitzgelegenheiten - zwei Bänke und einen bequemen Liegestuhl, den gleich zwei Personen gemeinsam nutzen können. Hergestellt sind sie aus wiederaufgearbeitetem Hartplastik, jedoch nicht aus PET-Getränkeflaschen. „Die haben ihren ganz eigenen Kreislauf und werden wieder zu Flaschen“, betont Sagitz.

„Wir wollen Abfällen ein zweites Leben geben und zeigen, welche Alternativen es gibt“, beschreibt er das Ziel des Unternehmens, das Ressourcen schonen, Wertstoffkreisläufe schließen, bei der Entsorgung helfen und umweltfreundliche Verpackungen entwickeln wolle.

Silphie dient den Insekten

Bei der Suche nach neuen, umweltfreundlichen Verpackungslösungen stieß PreZero auf die Silphie. Über 1200 Pflanzen wachsen derzeit auf der Bundesgartenschau, umgeben im Halbkreis die drei Sitzgelegenheiten sowie vier Infotafeln in einem kleinen Mustergarten von über 300 Quadratmetern.

Derzeit werde die Pflanze auf etwa 10 000 Hektar vorwiegend von Landwirten in Süddeutschland angebaut, informiert Michail Ginsburg, Geschäftsführer von „OutNature“, der Marke des Umweltdienstleisters PreZero. „Sie ist eine hervorragende Energiepflanze, wird derzeit meist ausschließlich für die Produktion von Strom, Biogas und Wärme genutzt“, sagt Ginsburg. „Aber die Silphie kann doch mehr!“ Und dafür will ProZero werben.

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Schließlich könne die Pflanze zunächst den Insekten dienen, denn die gelben Blüten werden gerne angeflogen. „Sie blüht auch nie gleichzeitig, sondern an der gleichen Pflanze gibt es nacheinander mehrere Blüten“, erläutert Ginsberg, wodurch Bienen gleich mehrere Monate hier Nahrung finden. Zudem deckten die breiten Blätter der Silphie den Boden ab, was Bodenerosion, die ja als Folge des Klimawandels zunehme, verhindert werde.

Nach der Ernte lasse sich die Pflanze doppelt verwenden. „Die Silphie-Fasern eignen sich hervorragend zur Papierherstellung, den Rest kann man dann immer noch zu Biogas machen“, sagt Ginsburg. Das entlaste die Ressource Holz, verkürze Transportwege aufgrund des regionalen Anbaus und spare so Kohlendioxid ein. Möglich mache das ein neues biothermisches Verfahren, bei dem die Pflanzenfasern vor der Bioenergieerzeugung separiert und die gehäckselte Sillage dann an Papierhersteller geliefert werde.

Was passiert mit Silphie-Pflanze nach der Buga?

„Die können aus dem Rohstoff Papier- und Kartonageverpackungen herstellen“, sagt Ginsburg. Weißes Papier wäre zwar nicht möglich. „Wir wissen, dass Kunden teilweise Weiß erwarten, aber unsere Philosophie ist, bewusst mit der braunen Verpackung zu zeigen, dass es sich eben um etwas anderes handelt“, unterstreicht er.

Verpackungen aus Silphie seien schließlich „besonders nachhaltig“, denn sie ersetzten Kunststoff und die Verwendung von Holz, das viel langsamer nachwachse. „Eine Silphie-Pflanzung braucht nur eineinhalb Jahre, ehe man sie ernten kann“, erläutert er, „und dann wächst sie auch wieder vollständig nach“. Im ersten Jahr treibe die Pflanze mit tiefen Wurzeln in den Boden aus, im zweiten schieße sie in die Höhe, dann folge die Blüte.

Die zweite Blüte der Pflanzen werden die Mannheimer allerdings nicht sehen: Die PreZero-Fläche soll nach der Bundesgartenschau, wie das gesamte Experimentierfeld, wieder abgeräumt werden.

Redaktion Chefreporter

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