Bundesgartenschau

Seilbahn bleibt auch nach der Buga in Mannheim erstmal stehen

Eigentlich sollte sie gleich nach der Bundesgartenschau weg. Aber die Gondeln der Seilbahn prägen noch länger die Silhouette Mannheims. Wie lange sie bleibt und ob sie weiter Gäste transportiert

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Peter W. Ragge
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Die Kabinen und Masten der Seilbahn, hier über der Feudenheimer Au, werden noch einige Monate länger die Silhouette Mannheims prägen. © Markus Prosswitz

Mannheim. Sie ist „das Beste, was uns passieren konnte“: Das sagt Michael Winnes, Geschäftsführer vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), über die Seilbahn der Bundesgartenschau. Denn sie könne „helfen, den Menschen das Verkehrsmittel nahezubringen“. Und das soll sie weiter: Die Strecke bleibt nach Ende der Bundesgartenschau am 8. Oktober noch ein paar Monate weiter in Betrieb – auch um Werbung für dieses Verkehrsmittel zu machen.

Seilbahn soll in Mannheim auch nach der Buga genutzt werden

„Sie ist eine ideale Anlage für eine urbane Seilbahn“, so Julia Schwärzler von der Hersteller- und Betreiberfirma Doppelmayr. Schon während der Bundesgartenschau haben immer mal wieder Besuchergruppen von Städten und Verkehrsverbünden, aber auch aus Skigebieten oder von Freizeitparks die Mannheimer Seilbahn besichtigt. In einer Tagung mit 170 Verkehrsfachleuten aus dem ganzen Bundesgebiet ist sie präsentiert worden. Und jetzt will Doppelmayr die Seilbahn zumindest vorübergehend weiter als Referenzstrecke nutzen.

Das österreichische Familienunternehmen, in Wolfurt (Vorarlberg) zu Hause und als Weltmarktführer auf sechs Kontinenten zu finden, ist Eigentümer der Mannheimer Seilbahn. Zunächst war davon die Rede, dass sie gleich nach der Bundesgartenschau weiterverkauft wird – nach Österreich oder Italien.

Buga Seilbahn zwischen Spinelli und Luisenpark © Bernhard Zinke

„Derzeit sind wir mit zwei Kunden im Gespräch“, so Thomas Pichler, geschäftsführender Direktor der Firma Doppelmayr, beim Start der Anlage. „Noch ist sie nicht verkauft“, so Julia Schwärzler jetzt. „Wir haben Gespräche geführt, und das Ziel besteht weiter“, wobei sie offenlässt, ob das komplette System an einen Kunden geht oder Komponenten veräußert werden.

Nach der Buga wird die Seilbahn weiter getestet

Doch zunächst bleibt sie in Mannheim. Getestet werden sollen „verschiedene Einstellungen“, heißt es. Schon während der Buga ist die Geschwindigkeit variiert worden, zwischen dreieinhalb Meter pro Sekunde bis auf sechseinhalb Meter pro Sekunde – als Reaktion darauf, wenn sich zur Stoßzeit mittags Warteschlangen gebildet haben.

Es gibt definitiv keinen Publikumstransport mehr.

Nun sind weitere Tests vorgesehen, womöglich wird sogar noch mal ein ganz neues Seil gezogen. Details der Tests stünden noch nicht fest. In den Kabinen sitzen dann aber „nur noch unsere Ingenieure“, betont Julia Schwärzler: „Es gibt definitiv keinen Publikumstransport mehr.“

Der Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums als Genehmigungsbehörde begrenzt nämlich den öffentlichen Betrieb. Genau geregelt ist auch der Abbau. Die Antriebsstation auf Spinelli, die Umlenkstation im Luisenpark sowie alle Masten müssen weg; die beiden Fundamente in der Feudenheimer Au komplett, alle anderen bis zur Tiefe von 1,50 Metern.

Danach muss alles wieder begrünt werden. Dabei bleibt es auch. „Der Zeitplan wird eingehalten“, versichert Chrakhan Ismail, Projektleiterin der Seilbahn von der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Das bedeutet einen Rückbau bis Ende März.

Seilbahn hat sich in Mannheim bewährt

Schnell, leise, umweltfreundlich – aus Sicht der Betreiber hat sich die Mannheimer Seilbahn bewährt. „Die glücklichen Fahrgäste sprechen für sich“, so Nadine Haas, Projektleiterin der Firma Doppelmayr. Aber Mannheim ist für Doppelmayr auch der Beweis, dass „der Vorteil einer Seilbahn die sehr schnelle Umsetzung ist“. Im Herbst 2020 hatte Doppelmayr den Auftrag erhalten, im April 2021 die Genehmigungsunterlagen eingereicht, im Januar 2022 war die Baugenehmigung da und schon im Herbst standen die Masten, und das Seil war gezogen.

Die Bundesgartenschau hat gezeigt, dass eine Seilbahn in der Stadt funktioniert und schnell erstellt ist – also auch ideal als Zwischenlösung
Jürgen Follmann Professor an Hochschule Darmstadt

„Der Zeitraum ist nicht gerade lang und zeigt, dass sich eine urbane Seilbahn trotz aller Herausforderungen mit kleinem Fußabdruck am Boden schnell umsetzen lässt“, so Haas. Gerade die Strecke zwischen Luisenpark und Spinelli habe, ergänzt Chrakhan Ismail, ja „einige Herausforderungen geboten“.

So verweist sie darauf, dass die Einflugschneise der Rettungshubschrauber zu zwei Krankenhäusern, eine Bundesbahnstrecke, eine Wasserstraße, Sportanlagen und ein Schützenverein auf der rund 2,1 Kilometer langen Strecke überquert werden. Für Haas der Beweis, „dass man in Deutschland urbane Seilbahnen bauen kann“.

Die Umlenkstation auf der Freizeitwiese im Luisenpark. © Michael Ruffler

„Die Bundesgartenschau hat gezeigt, dass eine Seilbahn in der Stadt funktioniert und schnell erstellt ist – also auch ideal als Zwischenlösung“, meint Jürgen Follmann, Professor an der Hochschule Darmstadt, Mobilitätsexperte und Verfechter urbaner Seilbahnen. Nun müsse nur der Schritt „von der Attraktion zur Integration“ gelingen, hofft Ingo Strater vom Bundesverkehrsministerium, sprich von der temporären Strecke zum regulären Nahverkehrsmittel.

Hat die Seilbahn in Mannheim Zukunft? 

Aus Sicht der Bundesregierung sei dafür „ der Weg frei“, denn Seilbahnen würden inzwischen aus dem Topf der Nahverkehrsförderung ebenso mitfinanziert wie Bus- und Stadtbahnstrecken. Die Mannheimer Bundesgartenschau könne „ein wichtiger Impulsgeber“ sein, dass Seilbahnen eben nicht nur als touristische Ziele betrieben werden wie in Koblenz, Köln und Berlin, sondern „als Verkehrsmittel, das begeistert, Teil des normalen Netzes werden“.

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar ist dazu bereit. „Es gibt ein paar sehr konkrete Projekte, an denen gearbeitet wird“, so Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, der Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund ist. Es gebe zwar noch „einen Bedarf an Entbürokratisierung“, gerade wenn es um die Regelung geht, was mit einer Seilbahn überfahren werden darf, so Specht.

Aber wenn es darum gehe, für einen besseren Klimaschutz den Anteil des Öffentlichen Nahverkehrs zu steigern, gehe das nur, wenn Seilbahnen einbezogen werden. Das setze aber die richtigen Verbindungs- und Umsteigemöglichkeiten voraus – weshalb die Seilbahn zwischen Luisenpark und Spinelli keine Zukunft hat.

Seilbahn in Heidelberg hat bessere Chancen als in Mannheim

Laut Winnes hat derzeit aber nicht eine Strecke in Mannheim, sondern die Erschließung des Neuenheimer Feldes in Heidelberg die beste Chance auf Realisierung. Auch die Strecke S-Bahnhof Wiesloch/Walldorf – zum Gewerbegebiet mit SAP/Heideldruck – , eine Trasse von Altrip nach Neckarau als Ersatz oder Ergänzung zur Fähre sowie eine temporär nutzbare Seilbahn während der Sanierung von Rheinbrücken werden vom VRN untersucht. „Die Bundesgartenschau hat ja gezeigt, dass man eine Seilbahn auch kurzfristig einsetzen und dann wiederverwenden kann“, sagt Christian Wühl vom Verkehrsverbund.

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Auch innerhalb Mannheims gibt es erste, noch nicht konkrete Überlegungen. Das betrifft etwa die Trasse den Neckar entlang von der Popakademie über die Kurpfalzbrücke zum Fernmeldeturm oder den Weg vom Hauptbahnhof zur Hochschule und dann über die Möhlstraße zum Luisenpark – beide zur Entlastung bestehender Stadtbahn-/Busstrecken. Die größte Nachfrage von Pendlern wird für eine völlig neue, wegen Überquerung der Friesenheimer Insel aber nicht unproblematische Strecke vom Bahnhof Waldhof hinüber zur BASF-Nord vorhergesagt. Specht will alle prüfen lassen.

Redaktion Chefreporter

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