Mannheim/ Heidelberg. An mangelnder Einsicht der zuständigen Ministerin liegt es nicht. Vom „Mannheimer Morgen“ nach dem Stand der beabsichtigten Fusion der Uniklinika Mannheim und Heidelberg gefragt, teilt Theresia Bauer mit: „Die Region erwartet zu Recht, dass so bald wie möglich eine Richtungsentscheidung des Landes gefällt wird. Je länger die Ungewissheit anhält, desto belastender ist es für die beteiligten Einrichtungen.“ Wann endlich grünes Licht der Regierung zu erwarten ist, kann Bauer indes nicht sagen.
Land prüft ergebnisoffen
Nachdem man zunächst die Lage des Mannheimer Klinikums gründlich analysiert habe, würden aktuell die Gestaltung einer Fusion und die damit verbundene Betriebsorganisation eingehend geprüft, heißt es dazu aus Bauers Wissenschaftsministerium. Ergebnisse seien erst im nächsten Frühjahr zu erwarten. Parallel dazu bereite man eine politische Grundsatzentscheidung vor.
Frühestmöglicher Starttermin ist der 1. Januar 2023
Die Universitätsklinika Mannheim und Heidelberg wollen fusionieren. Alleiniger Träger wäre dann das Land.
Bisher ist das Mannheimer Klinikum eine städtische Tochter. Das Land ist aber bereits über die Medizinische Fakultät – eine Außenstelle der Uni Heidelberg – mit im Boot.
Zusammen hätten die Klinika mehr als 3300 Betten (in Heidelberg sind es aktuell 1988, in Mannheim 1352). Damit wären sie noch größer als die Berliner Charité, die an vier Standorten insgesamt rund 3000 Betten hat, und somit künftig die Nummer 1 in der deutschen Krankenhauslandschaft.
Mit der Fusion soll eine Allianz gegründet werden, an der auch vier sehr renommierte Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich beteiligt sind: das Zentralinstitut (ZI) für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie aus Heidelberg das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und das Europäische Molekularbiologie-Laboratorium (EMBL).
Die genaue Rechtsform der Allianz steht noch nicht fest.
Das Klinikum würde dann „Universitätsmedizin Heidelberg – Campus Mannheim“ heißen.
Ursprünglich war die Fusion schon zum 1. Januar 2022 geplant. Mittlerweile ist der frühestmögliche Zeitpunkt ein Jahr später.
Auf die Frage, wann es nun mit der - von den Beteiligten schon zum Januar 2022 gewünschten - Realisierung klappen könnte, lautet die Antwort so nichts- wie damit vielsagend: „Das Land prüft ergebnisoffen. Ein Zeitpunkt für eine mögliche Fusion kann jetzt nicht genannt werden.“ Dem Vernehmen nach ist damit frühestens Anfang 2023 zu rechnen.
Klinikum-Betriebsratschef Ralf Heller kritisiert die andauernde Unsicherheit. Sie belaste besonders die Beschäftigten. Es sei zwar sehr löblich, wie Bauer sich einsetze („sie ist da die Triebfeder“). Dennoch müsse es endlich ein klares politisches Signal des Landes geben, ob die Fusion nun komme oder nicht. Er verstehe nicht, wieso immer noch die Wirtschaftlichkeit geprüft werde. „Unsere Zahlen kennt doch jeder.“
Möglicherweise liegt da das Problem. In Stuttgart, wo man generell nicht so gern große Summen an den nördlichen Landeszipfel gibt, weiß man natürlich, wie sehr das Klinikum finanziell am Tropf der Stadt hängt. Das Projekt sei doch „aus der Not geboren“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im März dem „MM“. Man könne so etwas nicht nur machen, „damit der Mannheimer Bürgermeister seine finanziellen Sorgen los ist“.
Klar ist, dass die Stadt auch dann noch einige Zeit viel Geld ins Klinikum stecken muss, wenn es wie gewünscht über Heidelberg ganz in die Trägerschaft des Landes übergeht. Vor allem in das zentrale Bauprojekt „Neue Mitte“, für das allein in der ersten Phase etwa eine halbe Milliarde Euro veranschlagt werden.
Befürworter einer Fusion weisen jedoch darauf hin, dass der immense Sanierungsbedarf des Klinikums unstrittig ist und die grün-schwarze Koalition bereits zugesagt hatte, sich daran mit „50 Prozent plus x“ der förderfähigen Kosten zu beteiligen. Auch die in Heidelberg anstehenden Projekte wie der Bau einer neuen Kopfklinik kämen so oder so. Im Gegenzug bringe das durch eine Fusion entstehende größte Krankenhaus zusammen mit der damit verbundener Allianz aus renommierten Instituten beider Städte einen gigantischen Wachstumsmarkt, von dem nicht nur die Region, sondern ganz Baden-Württemberg profitiere.
Gefahr für beide Standorte
Diese Argumentation soll sich nun in Stuttgart durchsetzen. Daran arbeitet vor allem Jochen Schönmann, Leiter Regierungsangelegenheiten im Mannheimer Rathaus. Er nennt die Verzögerungen wegen der Landtags- und der Bundestagswahl „zum Teil verständlich“. Umso wichtiger sei nun Tempo, damit nicht weiter die Weichenstellungen in den Klinika aufgeschoben werden müssten. „Es ist jetzt wichtig, dass das Land seine Entscheidungsprozesse so strafft, dass der Standort nicht im Gegenteil Gefahr läuft, Schaden zu nehmen“, fordert Schönmann.
Klinikum-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes bestätigt: „Dass es da noch keine Klarheit gibt, macht für uns im Bereich der Führungsebene die Personalgewinnung schwieriger.“ Immerhin habe man gerade „zwei Wunschkandidaten“ bekommen. Namen will er noch nicht nennen. Somit bleibt auch das offen.
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