Universitätsmedizin - Streit um neues Ärzte-Arbeitszeitmodell

Kündigungswelle unter Anästhesie-Ärzten im Klinikum Mannheim

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
© S. Mack

Mannheim. Im Klinikum gibt es eine Kündigungswelle unter Anästhesie-Ärzten. Entsprechende „MM“-Informationen bestätigt auf Anfrage die Universitätsmedizin. Es handele sich um elf von insgesamt 103 in diesem Bereich tätigen Medizinern, die zum Jahresende aus ganz unterschiedlichen Gründen ausschieden. „Ich bin mir sicher: Wir werden diese offenen Stellen zeitnah wieder besetzen können“, sagt der Ärztliche Direktor Hans-Jürgen Hennes. Sechs Neueinstellungen seien bereits fix.

Hauptgrund für einige Kündigungen soll die Umstellung von Bereitschafts- auf Schichtdienst bei Anästhesieärzten sein. Diese sei wegen arbeitszeit- und tarifrechlichter Vorschriften sinnvoll, so Hennes. Damit ließen sich zusätzliche OP-Kapazitäten schaffen. Beim Bereitschaftsdienst müssen Ärzte im Krankenhaus anwesend sein und bekommen entsprechend Arbeitszeit angerechnet, ohne dass sie durchgängig eingesetzt werden können.

„Im ärztlichen Bereich von Bereitschafts- auf Schichtdienst umzustellen, ist ein allgemeiner Trend in deutschen Krankenhäusern, betont Hennes. „Andere sind da schon viel weiter als wir.“ In einigen Bereichen wie der Radiologie, der Neurologie und der zentralen Notaufnahme habe das Klinikum damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Wegen der nunmehr sicher planbaren Arbeitszeiten seien dort auch die Beschäftigten deutlich zufriedener.

Mehr zum Thema

Land prüft "ergebnisoffen"

Klinikum Mannheim: Fusion mit Heidelberg ist noch fraglich

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Stockende Fusionspläne

Mannheimer Klinikum: Feier mit unterdrücktem F-Wort

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren

Dem Vernehmen nach befürchten einige Fach- und Assistenzärzte jedoch Einkommensverluste. Hennes nennt den Widerstand nicht nachvollziehbar: „Wer im Schichtdienst so viel arbeiten will, wie bisher im Bereitschaftsdienst zulässig war, hat keine finanziellen Einbußen.“

Gespräche mit Betriebsrat

Betriebsratschef Ralf Heller erklärt, man habe eine von der Klinikumsspitze beantragte Arbeitszeitänderung zunächst abgelehnt. Nun würden darüber weitere Gespräche geführt. In der Tat setzten immer mehr Krankenhäuser auf Schichtdienst für Ärzte. „Dies halte ich auch im Sinne des Gesundheitsschutzes für den richtigen Weg“, meint Heller.

Für die christlichen Häuser teilt Sprecherin Nina Luschnat mit: „Sowohl im Theresienkrankenhaus als auch am Diako Mannheim haben wir bereits seit sehr vielen Jahren ein Schichtmodell“, etwa in der Inneren Medizin und in der Notaufnahme. Eine Ausweitung sei aktuell nicht geplant.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Thema : Klinikum Mannheim

  • Eigentumsverhältnisse Mannheimer Klinikum fordert Tempo beim Verbund mit Heidelberg

    Nach zweieinhalb Jahren Debatte um das Mannheimer Klinikum steht immerhin fest, dass es einen Verbund mit der Heidelberger Uniklinik geben soll. Doch die Kritik an der Hängepartie des Landes reißt nicht ab

    Mehr erfahren
  • Finanzen Mannheimer Klinikum: Auch 2023 droht ein Millionen-Loch

    Schon dieses Jahr musste die Stadt Mannheim ihrem Klinikum mit 55 Millionen Euro unter die Arme greifen, auch im nächsten Jahr droht als Folge von Corona ein ähnlich großes Defizit. Wir erklären die Hintergründe.

    Mehr erfahren
  • Medizin Universitätsklinikum Mannheim bekommt Finanzspritze vom Land

    Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Universitätsklinikum Mannheim wegen der Corona-Belastungen zusätzlich mit fast 38 Millionen Euro. SPD-Abgeordnete kritisieren die Summe als unzureichend.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen