Mannheim. Das Mannheimer Klinikum wird wohl auch im kommenden Jahr viele Millionen Euro Unterstützung aus der Stadtkasse brauchen. Aus heutiger Sicht sei bei der städtischen Tochtergesellschaft für das Jahr 2023 ein „Liquiditätsbedarf von bis zu 47,3 Millionen Euro“ nötig, heißt es in einer Beschlussvorlage für die Sitzung des Gemeinderats an diesem Dienstag (16 Uhr, Stadthaus N 1, online unter bit.ly/3wYTFKQ).
Die Stadträtinnen und Stadträte sollen den Ausgleich dieses möglichen Defizits beschließen. Bereits fürs laufende Jahr hatte der Rat einen 55-Millionen-Euro-Zuschuss fürs Klinikum bewilligt. Damit wird die Liquidität des Krankenhauses für 2022 als gesichert angesehen.
Doch das Klinikum geht davon aus, dass die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nach wie vor durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt werde, wie es in der Vorlage heißt. „Wie sich die Gesamtsituation in 2022 darstellen wird, ist mit Blick auf die Omikron-Variante und vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Herbst/Winter 2021 nicht vorhersehbar.“ Zwar gebe es Ausgleichszahlungen von Bund und Land - erst Anfang Mai zum Beispiel hatte das Land eine Unterstützung in Höhe von knapp 38 Millionen Euro bekanntgegeben. Doch das Krankenhaus gehe davon aus, dass die Ausgleichszahlungen „auch weiterhin nicht ausreichend sein werden mit Auswirkungen auf die Liquiditätssituation in 2023“.
Die Wirtschaftsprüfer schauen sich im Moment den Klinikum-Abschluss fürs Jahr 2021 an. Der wird vereinfacht gesagt nur dann positiv beschieden, wenn auch die Bedarfe für die beiden Folgejahre ausfinanziert sind. Aus diesem Grund muss der Gemeinderat schon jetzt die Zusage für eine Übernahme eines möglichen Defizits im Jahr 2023 geben. Finanzieren will man das unter anderem aus Haushaltsüberschüssen aus dem vergangenen Jahr.
Sonderfall Mannheim
Dass Krankenhäuser wegen der Corona-Pandemie finanzielle Hilfe brauchen, ist nichts Ungewöhnliches. So hatte das Land Baden-Württemberg für seine von ihm allein betriebenen vier Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm einen Finanzrahmen von insgesamt rund 600 Millionen Euro bereitgestellt. Mannheim dagegen ist ein Sonderfall: Die Mediziner-Ausbildung ist zwar Angelegenheit des Landes, der Klinik-Betrieb jedoch Sache der Stadt.
Zuletzt war eine zügige Fusion der beiden Häuser in Mannheim und Heidelberg zu einem auch bundesweit bedeutenden Klinikum geplant. Diese Fusion geriet dann aber wieder ins Stocken. Aktuell arbeitet die Landesregierung in Stuttgart den Angaben zufolge an der Schaffung eines „Klinikverbundes“. Diese Verbundlösung - so heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat - soll zunächst „sowohl eine gemeinsame unternehmerische Führung als auch die Förderung der wesentlichen Baumaßnahmen“ sichern - allerdings unter Beibehaltung der bestehenden Trägerstruktur.
Dennoch rückt aus Sicht der Stadtverwaltung damit die Idee einen wichtigen Schritt näher, das Klinikum „in ein regionales Spitzencluster der Universitätsmedizin einzubringen“ - inklusive einer „Finanzierungsbeteiligung des Landes“.
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