Am Namen arbeiten sie noch. „Heidelberg Mannheim Health and Life Science Alliance“, wie es im Rosengarten auf die Wand projiziert ist, wäre nicht der einprägsamste Begriff. Noch weniger die Abkürzung „HMHALSA“, die zum Glück noch niemand ins Spiel gebracht hat. „Wenn Sie einen Vorschlag für einen Namen haben, sehr gern“, sagt Bernhard Eitel, der Rektor der Universität Heidelberg. Bei Wohlgefallen werde er dafür „ein Bier“ ausgeben.
Ganz so billig wird alles nicht zu haben sein. Aber entscheidend ist ja erstmal auch, wer sich am Freitag alles zur Präsentation des Konzepts eingefunden hat. Jochen Schönmann, der Beauftragte des Mannheimer Oberbürgermeisters Peter Kurz für Regierungsangelegenheiten, spricht „von einem Podium, das mehr sagt als tausend Worte“.
Ministerin durfte nicht kommen
Außer den Genannten sitzen da natürlich jeweils die drei Spitzen der Unikliniken Mannheim und Heidelberg, die im Januar 2022 fusionieren sollen und wollen (wir berichteten). Doch dass es um noch mehr geht, verdeutlichen die ebenfalls anwesenden Spitzenvertreter des Mannheimer Zentralinstituts (ZI) für Seelische Gesundheit, des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Europäischen Molekularbiologie-Labors EMBL, beide ebenso aus Heidelberg wie das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, dessen Direktor entschuldigt fehlt.
Diese sehr namhaften Einrichtungen wollen mit den fusionierenden Uniklinika eine Allianz eingehen. Die soll vertiefte Kooperationen auf vielen Ebenen ermöglichen. Als Deutschlands führendes Psychiatrie-Forschungszentrum arbeite man zwar besonders in Mannheim bereits eng zusammen, sagt der ZI-Vorstandsvorsitzende Andreas Meyer-Lindenberg. Doch das Projekt sei eine „einmalige Chance, das Ganze auf eine neue Ebene zu heben“.
Darin zeigen sich alle sehr einig. Er gehe mit dem Begriff historisch ja sonst „nicht inflationär um“, so Kurz. Aber die Bildung dieser Allianz sei eine historische Entscheidung. Eitel schwärmt, mit diesem Projekt schaue ganz Deutschland auf Mannheim und Heidelberg. Auch international werde es viel Beachtung finden. Und wenn das Ganze nicht gelinge, „bleiben wir halt Provinz“.
Interessant ist indes, wer angekündigt war, aber nicht auf dem Podium sitzt: Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Grüne aus Heidelberg hatte das Projekt nach einem Brandbrief von Kurz – der die durch Corona noch erheblich verschlimmerten Finanznöte des Mannheimer Klinikums beklagte – auf den Weg gebracht. Erarbeitet haben es seit Juli zwar eigenständig die Verantwortlichen vor Ort. An der Spitze der grün-schwarzen Koalition in Stuttgart wollte man jedoch nach „MM“-Informationen unbedingt den Eindruck vermeiden, das Projekt sei bereits mit der Landesregierung abgestimmt. Daher musste Bauer ihre Teilnahme kurzfristig absagen. In einem von Schönmann verlesenen Grußwort verspricht sie, die politische Entscheidung „mit allen Kräften voranzutreiben“.
Dabei dürften die Kosten eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Aber dazu wollen die Verantwortlichen nichts sagen. Auf zweimaliges Nachfragen hin reagiert Eitel geradezu empört: Dieses Konzept sei „ein Motor, wie es ihn in Deutschland nicht noch einmal gibt“.
Nach „MM“-Informationen werden für den organisatorischen Vollzug der Fusion anfangs jährlich etwa 100 bis 150 Millionen Euro kalkuliert. Sehr viel teurer sind die – allerdings ohnehin teils schon geplanten – Bauprojekte in beiden Städten, etwa die „Neue Mitte“ in Mannheim.
Kurz macht deutlich, dass sich die Stadt nach einem Ende ihrer Trägerschaft weiter für das Klinikum engagieren wolle, auch mit dem Medizintechnologie-Campus auf der anderen Straßenseite. Für den universitäten Bereich kündigt der Mannheimer Dekan Sergij Goerdt an, die Studiengänge in beiden Städten blieben zumindest für eine Übergangszeit von fünf Jahren eigenständig bestehen. Und Klinikum-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes antwortet auf die Frage, ob Heidelberg künftig nicht zu sehr dominieren werde: „Aus Mannheimer Sicht müssen Sie sich keine Sorgen um unser Selbstbewusstsein machen.“
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