Mannheim. Ein flaches, freies Gelände mit riesigen Mager- und Sandrasenflächen - das soll aus dem Spinelli-Areal werden, wenn am Sonntagabend die Bundesgartenschau zu Ende geht. Bislang war das die Beschlusslage. Doch dagegen regt sich jetzt Widerstand, vor allem von der SPD und von einer ganz kurzfristig neu gegründeten Interessengemeinschaft.
SPD
Für die SPD stellen ihr Fraktionsvorsitzender Thorsten Riehle und Landtagsabgeordneter Boris Weirauch offen die bisherigen Planungen in Frage, das Buga-Gelände weitgehend sich selbst zu überlassen. Sie fordern „eine offene Debatte über die Zukunft des Geländes“. Nach ihrer Ansicht sollten die „Liegenschaften auf Spinelli großzügig erhalten bleiben“. Die Buga sei „ein voller Erfolg, ein wahres Mannheimer Sommermärchen“ gewesen, so Riehle und Weirauch. Der große Zuspruch zeige, „dass es die Menschen über alle Generationen begeistert, im Freien gemeinsam Kultur zu erleben“.
Es fände nach Ansicht der beiden Sozialdemokraten „sicher breite Unterstützung in der Bevölkerung, wenn man zumindest im Sommer diese Freifläche auch im Rahmen von Festivals weiter bespielen könnte und sie nicht komplett dauerhaft zurückbaut.“ Für die U-Halle sei das Forum der Jugend „eine geeignete Nachnutzung“, aber nach Ansicht von Riehle und Weirauch sollte man „überlegen, beispielsweise den Holzpavillon der Metropolregion oder den sogenannten i-Punkt Grün zu erhalten und diese Räumlichkeiten lokalen Vereinen und Initiativen zur Nutzung zu überlassen“.
Weirauch will zudem prüfen lassen, „was von der Grünflächenmodellierung, den Bäumen, Sträuchern und Hügeln, bleiben kann, damit keine Brachfläche entsteht und den Mannheimer ein attraktives Naturparkangebot erhalten bleibt“.
Grüne
Die Gemeinderatsfraktion der Grünen hat eigens eine Veranstaltung „Was wird aus Spinelli?“ organisiert - die mit rund 90 Teilnehmern auf großes Interesse stieß. Dabei machten die Stadträtinnen Gabriele Baier, Stefanie Heß, Regina Jutz und Nina Wellenreuther klar, dass sie auf die alte Beschlusslage bestehen. Sie sieht vor, das Spinelli-Areal vor allem als Frischluftschneise zu sehen und es komplett freizuhalten. Die U-Halle soll weiter zurückgebaut werden und nur noch für das Forum der Jugend, ein neues Jugend-Umweltzentrum, das Lager des Spielmobils und gegebenenfalls Räume für das Eine-Welt-Forum zur Verfügung stehen.
Dass zwei Gastronomiebetriebe erhalten bleiben und ein privater Betreiber einen Teil als Trendsporthalle nutzen will, akzeptieren die Grünen - mehr aber nicht, auch nicht das lange geplante Lapidarium. Auf dem Experimentierfeld soll nach Ansicht der Grünen gemäß der Vorgaben des Naturschutzes der Mutterboden entfernt und durch Mager- oder Sandrasen ersetzt werden, was auch einen Verzicht auf den Erhalt aller Pflanzungen bedeutet. Einverstanden wären die Grünen, wenn der Naturgarten, der Weltacker und der Beitrag der Naturfreunde bliebe. Für pflegebedürftige Anpflanzungen habe man gar kein Geld und kein Personal, so Wellenreuther.
Forderungen nach einer Toilette oder gar einer Fläche für Veranstaltungen erteilten sie eine klare Absage. Paul Hennze, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter, bestärkte die Grünen bei der Veranstaltung in ihrer Haltung. Er wandte sich strikt „dagegen, dass wir die alten Verabredungen über die Zeit nach der Buga jetzt über Bord werfen, nur weil irgendwelche Begehrlichkeiten geweckt wurden“.
CDU
Aus Sicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden Claudius Kranz hat sich die Buga gelohnt, weil auf Spinelli aus vorher mit Beton versiegelten Flächen und Hallen neue, riesige Grünflächen entstanden sind. Bei dem - schon beschlossenen - Erhalt der Spiel- und Bewegungsplätze findet es die CDU wichtig, „dass von Anfang an, auch präventiv, gegen Vandalismus, Müll und Verschmutzung vorgegangen wird“.
Kranz erinnert daran, dass „die CDU mit massivem Druck erreicht hat, dass der Luisenpark Teil unserer Buga wurde“. Dort und im Herzogenriedpark sei Platz für Blumen, „auf dem Sandboden in Spinelli wäre der Aufwand für eine dauerhafte Blütenpracht umweltgerecht nicht umsetzbar“, findet er. Den Rückbau der U-Halle auf fast die Hälfte und die künftige Nutzung für Gastronomie sowie eine private Trendsporthalle trägt die CDU mit. „Wir halten es auch für wichtig, dass das Lapidarium in der U-Halle einen dauerhaften Platz erhält“, so Kranz.
Er kann sich zudem vorstellen, dass im Sinne des „Green Deal“ ein Nachhaltigkeitszentrum in der U-Halle Platz findet. Das Kulturzentrum Forum und die Geschäftsstelle des Stadtjugendrings ist nach Ansicht der CDU in der zentral liegenden Neckarstadt besser beheimatet. Spinelli als - bereits beschlossener - zentraler Betriebshof des Stadtraumservice ist nach Meinung der CDU „der falsche Standort“.
FDP
Die FDP steht zur Entscheidung, dass Spinelli als offen zugängliche, wenig pflegeintensive Grünfläche gestaltet werden soll. „Es gibt eine recht konkrete Beschlusslage“, findet es FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund „schwierig, diese nochmals aufzuschnüren“. Wesentlich sei für sie „eine hohe Freizeitqualität mit Spiel- und Sportangeboten und den Erhalt einer möglichst breiten Frischluftschneise“.
Die U-Halle sollte laut FDP „wie geplant möglichst weit zurückgebaut werden“. Inwieweit Pflanzungen, Geländemodellierungen oder sonstige Anlagen erhalten werden können, müsse mit der Umweltbehörde abgestimmt werden und hänge vom Pflegebedarf und den Betriebskosten ab. „Einen weiteren eingezäunten Park mit hochkarätigen Grünanlagen kann und sollte sich die Stadt nicht leisten,“ meint Reinemund.
ML
Die ML befürwortet den weiteren Rückbau der U-Halle, wobei sie die Unterbringung des Lapidariums mittragen würde. „Der beliebte Weinstand könnte unserer Ansicht nach probeweise fortgeführt bzw. beibehalten werden“, findet ML-Fraktionschef Holger Schmid. Über weitere Details habe die Fraktion noch nicht beraten, „aber generell ausgeschlossen werden sollte die Nutzung des Geländes für Events oder weitere Event-Locations“. Zufrieden stellt Schmid fest, dass sich der „Kampf der ML für die Einbeziehung des Luisenparks und das Weglassen der Au als richtig erwiesen hat“, sagt er: „Ohne Luisenpark wäre die Buga ein Flop geworden.“
LiParTie
Laut Dennis Ulas, Vorsitzender der Fraktion LiParTie, soll das Freigelände „möglichst in den natürlichen Ursprungszustand vor der Kasernennutzung überführt werden, um eine weitreichend Renaturierung zu ermöglichen“. Er kann sich aber „eventuell punktuell Baumpflanzungen vorstellen“. „Trotz Bedenken“ trägt er den Umzug des Jugendkulturzentrums Forum in die U-Halle mit. „Das Lapidarium muss nicht zwingend in der U-Halle untergebracht werden, da es hierfür sicherlich andere geeignetere Flächen im Stadtgebiet gibt“, findet er: „Viel wichtiger und sinnvoller für uns wäre die Unterbringung einer Wildtierauffangstation in der U-Halle“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nach der Buga: Spinelli muss mehr als dröges Brachland sein