Mannheim. Sie wundern sich selbst über diese Zahl, hätten sie nicht für möglich gehalten: 11 000 Stunden haben 110 Mitglieder vom Freundeskreis der Bundesgartenschau während des sommerlangen Fests ehrenamtlich geleistet. Je länger die Großveranstaltung dauerte, umso mehr Aufgaben kamen noch dazu.
„Wir wollten das freundliche Gesicht der Buga sein - das haben wir eingelöst“, ist Gerhard Mandel, der Vorsitzende des Freundeskreises, überzeugt. Dass dies so gut funktionieren werde, obwohl der Verein erst vor drei Jahren gegründet worden ist, hatte er erhofft, jedoch nicht erwartet. Es sei aber gelungen, bei den Besuchern „rüberzubringen, dass Mannheim etwas für Freunde von Blumen zeigt, aber diese Bundesgartenschau eben mehr ist und an die Zukunft denkt“, betont der Vorsitzende. Auf dieses Konzept habe man, wenn man es erklärte, „eine hervorragende Resonanz“ erfahren: „Unsere Begeisterung für die Idee ist ’rübergekommen“, so Mandel.
Es ging uns darum, positive Stimmung zu verbreiten und einen guten ersten Eindruck zu geben
Zunächst war geplant, dass die Mitglieder einfach nur an den beiden Haupteingängen stehen, die Gäste begrüßen und Lagepläne verteilen. „Die sind gerne angenommen worden und haben sich als sehr guter Ansatzpunkt für Gespräche erwiesen“, so die Erfahrung von Reinhard Würthwein, der die Einsätze der Ehrenamtlichen koordinierte. „Es ging uns darum, positive Stimmung zu verbreiten und einen guten ersten Eindruck zu geben“, so der pensionierte Polizeibeamte.
Anfängliche Skepsis schnell verflogen
Anfangs war er „skeptisch, ob das verlässlich funktioniert, denn letztlich war es eine bunt zusammengewürfelte Truppe, in der sich untereinander kaum Leute kannten“, gesteht Würthwein: „Ich hätte nie gedacht, dass daraus in so kurzer Zeit eine so motivierte, so engagierte, so tolle Truppe zusammenwächst“, freut er sich. Man habe „ganz wenig Fluktuation“ gehabt, und wenn man jemand krank geworden sei, „dauerte es nicht eine Minute, bis sich jemand als Ersatz meldete“. Daher sei „keine einzige Schicht ausgefallen!“
Würthwein, der früher im Stab vom Polizeipräsidium Großeinsätze plante, ging auch das Thema Bundesgartenschau generalstabsmäßig an. Er baute eine Struktur auf mit konkreten Einsatzplänen sowie mit 14 besonderen Helfern, die als Wochenverantwortliche stets Ansprechpartner vor Ort waren. „Das hat sich über die Maßen gut bewährt“, betont er.
Um in das Team aufgenommen zu werden und auch um eine Dauerkarte zu erhalten, mussten sich die Helfer anfangs zu 75, 100 oder 150 ehrenamtlichen Stunden verpflichten, „denn wir brauchten ja eine gewisse Verlässlichkeit“, so Gerhard Mandel. Geleistet hätten viele der Mitglieder sehr viel mehr, wofür alle „ein ganz dickes Dankeschön“ verdient hätten. Doch es war auch notwendig, denn zu dem Dienst bei der Begrüßung kamen im Lauf der Buga weitere Aufgaben hinzu.
„Sehr rege angenommen worden“ sei, so Mandel, der Verleih von Mobilitätshilfen wie Rollstühle, Rollatoren und Bollerwagen. Die Freundeskreis-Mitglieder gaben sie kostenlos, nur gegen Pfand, aus, und sorgten auch dafür, dass stets an beiden Eingängen genügend zur Verfügung standen - obwohl manchmal viele am Luisenpark ausgeliehen, aber auf dem Spinelli-Areal zurückgegeben wurden.
Zusätzlich übernahm der Freundeskreis noch, was anfangs nicht geplant war, die Begrüßung von Reisegruppen. 3700 Reisebusse steuerten die Buga an, und 3700 mal stiegen Freundeskreis-Vertreter in den Bus, übergaben dem Fahrer sein Infopaket, hießen die Fahrgäste willkommen und vermittelten erste Informationen. Am Spitzentag kamen 74 Busse an. „Das haben wir alles abgewickelt, auch die Infomappen selbst gerichtet, das hat sich in hohem Maße verselbstständigt“, sagt Würthwein, viele der Mitglieder seien dabei jedoch „zur Hochform aufgelaufen“, lobt er.
„Da haben viele unserer Leute einen Entwicklungsprozess durchgemacht, wurden zu richtigen Kommunikationsprofis“, hat Mandel beobachtet. „Einige von uns gingen nicht aus dem Bus, ehe alle gebrüllt haben vor Lachen“, formuliert es Gertrud Frohburg, die zweite Vorsitzende. Alle hätten „immer einen lockeren Spruch“ gemacht. „Die Resonanz darauf war fantastisch“, weiß Würthwein. Viele Busfirmen hätten gesagt, dass ihre Gruppen noch nirgendwo so herzlich und originell empfangen worden seien.
Zusatzdienst im Aquarium
Als die Bundesgartenschau-Gesellschaft merkte, wie gut die Freundeskreis-Helfer ankommen, bat sie um einen weiteren Einsatzort. Wenn Gäste vom Luisenpark per Seilbahn auf dem Spinelli-Areal ankommen, irritiert sie oft der Kontrast zwischen beiden Geländen - also gab es auch an dieser Stelle eine persönliche Begrüßung mit ein paar Erläuterungen. Und um die Öffnungszeiten der neuen Unterwasserwelt auf nun 11 bis 15 Uhr ausweiten zu können, postiert sich nun auch dort ehrenamtlich ein Freundeskreis-Aktiver.
Als „super spannend“, so Esther Hofherr, hat sich schließlich die Aufgabe erwiesen, bei den Sitzungen der Preisrichter der Blumenhallenschauen Protokoll zu führen. Hofherr leitet mit Jürgen Dörr das zwölfköpfige Team, das - zweimal wöchentlich - die Beispielgärten pflegt.
Allen gemeinsam ist, dass sie das Ende der Buga bedauern. „Einige sagen: Lass uns drei Wochen Urlaub machen, dann machen wir wieder weiter“, berichtet Gertrud Frohburg von den wöchentlichen Stammtischen. „Wir müssen und werden alles tun, um als Gruppe zusammenzubleiben“, kündigt sie daher an - und hat schon erste Ideen dafür.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-was-der-freundeskreis-der-buga-ehrenamtlich-geleistet-hat-_arid,2132769.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Geänderte Stimmung über die Buga: Welch ein Wandel