Verkehr

Ludwigshafener Hochstraßen - Neues zu Baubeginn, Kosten und Förderung

Das marode Hochstraßensystem hält Ludwigshafen in Atem. Während der Bauausschuss am Montag einen wichtigen Schritt ermöglichte, hat die Stadt eine neue Kostenschätzung und weitere Details veröffentlicht

Von 
Julian Eistetter
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Die Abbruchkante der Weißen Hochstraße vor einigen Monaten. Inzwischen hat sich die Sanierung dieses Bauwerks als "Sorgenkind" des Großprojekts entpuppt.

© Thomas Tröster

Ludwigshafen. Vor etwa drei Wochen sind die Baustellenfahrzeuge und Bagger an den Ort zurückgekehrt, an dem bis Sommer 2020 die Pilzhochstraße stand. Sie sind gewissermaßen Vorboten der großen Veränderungen, die in den kommenden Monaten in der Ludwigshafener Innenstadt anstehen.

Derzeit werden alte Stützfundamente des abgerissenen Bauwerks entfernt, um der Unterkonstruktion des Ersatzbaus Platz zu machen. Die Gründungsarbeiten für die neue Brücke sollen Ende Juni beginnen. Nur rund drei Monate später, im Oktober, startet dann unmittelbar daneben die umfassende Sanierung des angrenzenden Abschnitts der Hochstraße Süd.

43 Millionen für Weiße Hochstraße

Die Modernisierung der sogenannten Weißen Hochstraße für 43 Millionen Euro hat der Bau- und Grundstücksausschuss am Montag bewilligt. Daneben stellte die Verwaltung weitere Details zu aktuellen Kostenschätzungen und den Plänen für die Nordtrasse vor.

Die Entscheidung des Ausschusses ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Erneuerung der Südtrasse des Ludwigshafener Hochstraßensystems. Denn bis Ende 2025 soll die Südtangente wieder vollständig hergestellt und befahrbar sein, ehe dann ab 2026 die Hochstraße Nord abgerissen und durch eine ebenerdige Stadtstraße ersetzt wird.

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Die Weiße Hochstraße wurde im Jahr 1969 fertiggestellt. In Fahrtrichtung Mannheim ist das Bauwerk 850 Meter lang, in der Gegenrichtung rund 1050 Meter. Es ist in fünf Teilabschnitte untergliedert. Die Spannbetonüberbauten werden durch massive Stahlbetonpfeiler getragen. Neben den Brückenbauwerken gehören noch zahlreiche Stützwände für Ab- und Auffahrten sowie Widerlager mit großen Lagerräumen zur Weißen Hochstraße.

Ungenügender Bauwerkszustand

Dass neben der Pilzhochstraße auch dieser Abschnitt grundlegend erneuert werden muss, hatte sich bereits bei der Bauwerksprüfung im Jahr 2019 gezeigt. Damals hatten die Hauptbauwerke Zustandsnoten von 3,0 erhalten, was für einen „nicht ausreichenden Bauwerkszustand“ steht. Bis 2022 verschlechterte sich der Zustand weiter, in diesem Jahr schlossen die Bauwerke mit Noten von 3,5 ab - ein „ungenügender Bauwerkszustand“ und damit die schlechteste von sechs Kategorien.

Entsprechend lang ist die Mängelliste. Erneuert oder ausgetauscht werden müssen die Asphaltdeckschichten, einige Übergangskonstruktionen und die Entwässerungseinrichtungen. Am Beton müssen Schadstellen beseitigt werden. Auch die Schutzeinrichtungen und Geländer entsprechen nicht dem heutigen Standard. Die Arbeiten sollen Mitte Oktober beginnen und 22 Monate dauern. Die Ausschreibung läuft bereits.

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Vergabe für Ersatzneubau steht bevor

Bald abgeschlossen ist dagegen laut Verwaltung das Vergabeverfahren für den Ersatzbau der Pilzhochstraße. Dann werden die Angebote ausgewertet und der Auftrag vergeben. Errichtet wird eine Spannbetonbrücke, für die sich die Mehrheit des Stadtrates im November 2021 ausgesprochen hatte. Sie kostet mehr als 90 Millionen Euro.

Auch bei der Nordtrasse wird es allmählich konkret. So soll laut Stadt noch in diesem Sommer die Ausschreibung für die neue Westbrücke erfolgen. Anfang 2024 sollen die Arbeiten für das Bauwerk über den Güterbahnhof beginnen. Im Osten schließt dieses dann künftig an die neue Helmut-Kohl-Allee an.

Das Planfeststellungsverfahren für die neue Verkehrsachse steht kurz vor dem Abschluss. Die Voraussetzungen für den Baubeginn sind also laut Stadt geschaffen.

So sieht die neuste Kostenschätzung aus

Auch bezüglich der Kosten und der Finanzierung des Gesamtprojekts gab die Verwaltung am Montag neue Informationen heraus. So gehen die Verantwortlichen anhand einer aktuellen Prognoseberechnung davon aus, dass das Gesamtprojekt rund 1,1 Milliarden Euro kosten wird. Dem zugrunde liegt der aktuelle Baupreisindex des Statistischen Bundesamtes.

Die letzte Kostenschätzung im Sommer 2022 war im teuersten Fall von Gesamtkosten von mehr als 1,4 Milliarden Euro ausgegangen.

Förderbescheid bis Juli?

„Sehr positiv“ gestimmt war Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) am Montag hinsichtlich der Förderung von Bund und Land. So habe es vielversprechende Gespräche zwischen ihr, dem Kämmerer Andreas Schwarz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing gegeben. „Wir können uns auf Bund und Land verlassen“, betonte Steinruck im Bau- und Grundstücksausschuss. Den Förderbescheid erwarte sie bis spätestens Juli.

Wie mehrfach berichtet, fordert die Stadt eine Förderung von insgesamt 85 Prozent der Kosten des Hochstraßenprojekts. 60 Prozent soll der Bund tragen, 25 Prozent das Land und 15 Prozent die Stadt. Eine dynamische Übernahme künftiger Preissteigerungen hatte Wissing bislang immer abgelehnt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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