Großprojekt

Neubau der Hochstraße Süd in Ludwigshafen: Mehr als die Hälfte steht

Aktuell tut sich nichts auf der Baustelle für die neue Hochstraße Süd in Ludwigshafen. Über die Feiertage und den Jahreswechsel ruhen die Arbeiten. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz

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Julian Eistetter
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Die neue Hochstraße Süd in Ludwigshafen ist im Jahr 2024 Stück für Stück gewachsen. Ende des kommenden Jahres soll sie weitgehend fertig sein. © Julian Eistetter

Ludwigshafen. Kurz vor Weihnachten sind noch einmal die Betonmischer angerückt. In der Nacht zum 18. Dezember wurde in einer achtstündigen Aktion ein weiterer Abschnitt der neuen Hochstraße Süd in Ludwigshafen betoniert. Es war gewissermaßen der letzte Kraftakt eines herausfordernden Jahres auf der Großbaustelle im Herzen Ludwigshafens. Seit 21. Dezember ruhen die Arbeiten für etwas mehr als zwei Wochen.

Am 7. Januar geht es für die Baufirma dann weiter, es gilt einen ambitionierten Zeitplan einzuhalten. 2025 soll die neue Brücke im Wesentlichen fertig werden, die Freigabe ist dann in ziemlich genau einem Jahr vorgesehen. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Neubau der Hochstraße Süd: Wo stehen wir gerade?

Betonpfeiler und Übergangskonstruktionen sprießen auf dem rund 520 Meter langen Abschnitt zwischen Konrad-Adenauer-Brücke und Weißer Hochstraße rasant aus dem Boden. Nachdem der Zeitraum vom Abriss der Pilzhochstraße im Sommer 2020 bis zum Beginn der Arbeiten für den Neubau Anfang 2024 für viele zu lang erschien, gehen die tatsächlichen Brückenbauarbeiten jetzt zügig voran. Dafür gibt es auch allenthalben Lob aus der Kommunalpolitik. Mit dem kurz vor Weihnachten betonierten Abschnitt sind nach Angaben eines Verwaltungssprechers nun etwa 60 bis 65 Prozent der neuen Brücke bereits betoniert.

Die Hochstraße Süd

  • Die 1,5 Kilometer lange Hochstraße Süd wurde 1959 eingeweiht.
  • Der Abschnitt westlich der Konrad-Adenauer-Brücke wurde wegen seiner 27 pilzförmigen Pfeiler Pilzhochstraße genannt. Die Konstruktion war bundesweit einzigartig.
  • Risse im Beton machten im Sommer 2020 den Abriss des 520 Meter langen Abschnitts erforderlich.
  • Die Arbeiten für den Neubau haben Anfang 2024 begonnen und sollen bis Ende 2025 dauern.

 

Der Gesamtzeitplan ist trotz einer leichten Verzögerung im Bereich der Mundenheimer Straße, der wegen der dort verlaufenden Bahnlinie besonders herausfordernd war, nicht gefährdet, so der Sprecher. Auch der Kostenrahmen für den Brückenneubau, rund 90 Millionen Euro, wird nach derzeitigem Stand eingehalten.

Was passiert im Jahr 2025 auf dem Baufeld?

Im kommenden Jahr werden die restlichen Brückenteile betoniert. Dafür müssen im Bereich der Berliner Straße, aber auch auf dem Baufeld entlang der Dammstraße noch weitere Fundamente und Pfeiler hergestellt werden. Für die nächste Übergangskonstruktion wird wie bei den vorangegangenen Abschnitten ein Traggerüst aufgebaut. Auf dieses werden dann Schalungen montiert, in die später der Beton fließen kann. Nach Angaben des Rathaussprechers sollen sämtliche Brückenteile bis Herbst 2025 fertig betoniert sein.

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Zu diesem Zeitpunkt ist die Brücke aber noch längst nicht fertig. Die einzelnen Brückenabschnitte müssen abgedichtet und anschließend die sogenannten Kappen erstellt werden. Dabei handelt es sich um die äußeren Ränder des Bauwerks, die später nicht befahren werden. Sie dienen unter anderem dem Schutz der tragenden Brückenkonstruktion und der Verankerung von Schutzeinrichtungen wie Leitplanken und Geländern. Diese Ausstattung erfolgt relativ am Ende der Arbeiten an der neuen Hochstraße Süd. Zuvor werden noch die neue Fahrbahn sowie die Beleuchtung hergestellt.

Welche Fallstricke gab es und gibt es womöglich noch?

Als besonders mühsam hat sich die Vorbereitung des Baufeldes für die eigentlichen Brückenarbeiten erwiesen. Im Untergrund erwartete die Arbeiter die eine oder andere Überraschung. Projektleiter Eberhard Küssner von der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen berichtete mehrfach von Leitungen, die in keinen Plänen aufgetaucht waren. Das alles zu ordnen und zu verlegen, nahm reichlich Zeit in Anspruch.

Nachdem nun aber mit der Mundenheimer Straße die wohl kniffligste Stelle für den Neubau geschafft ist, dürften beim weiteren Bauablauf keine unliebsamen Überraschungen mehr auf die Verantwortlichen warten. Probleme macht aber die im Westen anschließende Weiße Hochstraße, die parallel zum Ersatzneubau umfassend saniert wird, da auch sie Schäden aufwies. Diese sind teilweise gravierender als angenommen, deren Behebung also aufwendiger.

Nach Angaben des Stadtsprechers bereitet dieses Bauwerk den Fachleuten auch jetzt noch Kopfzerbrechen. „Während der fortschreitenden Sanierungsarbeiten sind neue Probleme aufgetaucht, die möglicherweise zu Verzögerungen führen“, sagt er. Derzeit werde eine Umstellung der Bauabläufe geprüft, um das aufzufangen. Die Verkehrsfreigabe der gesamten Südtrasse könne dann „voraussichtlich wie geplant stattfinden“ - also Anfang 2026.

Was unterscheidet die Brücke von der Pilzhochstraße?

Die neue Hochstraße wird genauso hoch und genauso breit sein wie die abgerissene Pilzhochstraße. Das war Voraussetzung dafür, dass der Bau deutlich schneller und ohne Planfeststellungsverfahren beginnen konnte. Dabei profitierte Ludwigshafen vom sogenannten Planbeschleunigungsgesetz. Optisch unterscheiden sich beide Bauwerke aber durchaus - insbesondere im Bereich der Pfeiler.

Während die Pilzhochstraße für ihre namengebenden, massiven Rundpfeiler bekannt war, kommen die Stützen der neuen Brücke schmaler daher. Man habe sich bewusst für eine filigranere Variante entschieden, um das Bauwerk möglichst schlank wirken zu lassen. Die Form der neuen Pfeiler ist elliptisch, so dass sie gerade beim Anblick von der Seite schmal wirken. So soll auch vermieden werden, dass Angsträume entstehen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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