Bis zu 1,4 Milliarden Euro - Ludwigshafen legt Kostenberechnung für Hochstraßenprojekte vor

Die Stadt Ludwigshafen stellt dem Stadtrat am kommenden Montag erstmals konkrete Kostenberechnungen für die Hochstraßenprojekte vor. Es handelt sich um schwindelerregende Summen.

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Julian Eistetter
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Die Stadt Ludwigshafen stellt dem Stadtrat am kommenden Montag erstmals konkrete Kostenberechnungen für die Hochstraßenprojekte vor. Es handelt sich um schwindelerregende Summen. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Für den Ludwigshafener Baudezernenten Alexander Thewalt steht eines klar fest. „Die Frage nach der Förderung muss unbedingt noch im Jahr 2022 geklärt sein“, sagt er. Wie die weiteren Verhandlungen der Stadt mit Bund und Land laufen werden, kann er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht abschätzen, wie er am Freitag im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. Immerhin geht es um gewaltige Summen. Erstmals nach Jahren hat die Stadt eine Kostenberechnung für das gesamte Hochstraßenprojekt öffentlich gemacht. Am kommenden Montag soll sie dem Stadtrat vorgelegt werden. Der Vorlage zufolge könnten die Kosten für den Abriss der beiden Hochstraßen, für den Neubau der Helmut-Kohl-Allee und den Ersatz der Pilzhochstraße sowie für den Abbruch des Rathaus-Centers bis zu 1,46 Milliarden Euro betragen.

Zeitlicher Ablauf

 

Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten für den Ersatzbau der Pilzhochstraße beginnen. Parallel wird die Weiße Hochstraße ertüchtigt. Beide sollen spätestens Ende 2025 fertig sein.

Die Südtrasse wird zu diesem Zeitpunkt dann etwas mehr als sechs Jahre nicht nutzbar gewesen sein.

Im Norden laufen derzeit noch die letzten Verhandlungen im Planfeststellungsverfahren für Hochstraßen-Abriss und Stadtstraßen-Neubau.

Vorgesehen ist, dass die Abrissarbeiten beginnen, wenn die Südtrasse wieder funktionsfähig ist. Der Bau der Helmut-Kohl-Allee beginnt schon etwas früher.

Dieser Summe liegt eine Berechnung mit einer erwarteten jährlichen Preissteigerung um 14,9 Prozent zugrunde, wie sie das Statistische Bundesamt für 2021 errechnet hat. „Es ist also eine Hochrechnung. Ob das letztlich der richtige Ansatz ist, kann ich noch nicht einschätzen. Es liegt nicht in unserer Hand“, sagt Thewalt mit Blick auf die schwer kalkulierbaren Risikofaktoren bis zum Ende der Projektlaufzeit in etwa zehn Jahren. In diesem Zusammenhang nennt die Verwaltung die allgemeine Baupreissteigerung, die durch Corona aus dem Gleichgewicht gebrachten Lieferketten und die Transformation hin zu erneuerbaren Energien in Deutschland. Vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine ganz zu schweigen. Am Ende könne ein Vielfaches der heute errechneten Projektkosten in der Schlussabrechnung stehen.

Eigenanteil von 381 Millionen Euro

Wegen dieser Unwägbarkeiten sind die aktuellen Verhandlungen mit Bund und Land umso wichtiger. Die Stadt Ludwigshafen fordert aufgrund der schweren Vorhersehbarkeit der Preisentwicklung keine festen Summen, sondern prozentuale Quoten. Der Bund soll 60 Prozent der Kosten tragen, das Land Rheinland-Pfalz 25 Prozent. Bei angenommenen Gesamtkosten von 1,46 Milliarden Euro würde die Förderung 1,03 Milliarden Euro betragen, während 381 Millionen Euro als Eigenanteil bei der Stadt verblieben. Nicht alle Kosten sind förderfähig.

Ein weiteres berechnetes Szenario geht für die Projektlaufzeit von jährlichen Preissteigerungen um 5,6 Prozent aus – das entspricht dem durchschnittlichen Wert der vergangenen drei Jahre. In diesem Modell lägen die Gesamtkosten bei 952 Millionen Euro. Ende 2021 wurde mit 721 Millionen Euro kalkuliert.

Die Planungen für das wohl größte Infrastrukturprojekt der Metropolregion Rhein-Neckar in den kommenden Jahren gehen unterdessen unbeirrt weiter, wie die Verwaltung am Freitag mitteilt. Im Planfeststellungsverfahren für den Abriss der Hochstraße Nord und den Bau der Helmut-Kohl-Allee werden aktuell die Verhandlungen mit den Einwendern abgeschlossen. Die Stellungnahme der Stadt soll in Kürze der Planfeststellungsbehörde, dem Landesbetrieb Mobilität (LBM), zugehen.

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Im Zeitplan sind auch die Planungen für den Ersatzbau der abgerissenen Pilzhochstraße im Süden. Im Juni wurden dem LBM technische Unterlagen zur Abstimmung übergeben. Parallel zum Bau der neuen Brücke erfolgt die Modernisierung der Weißen Hochstraße, einem rund einen Kilometer langen Abschnitt der Südtrasse. Sie muss an einigen Stellen für die größeren Belastungen durch Güterverkehre ertüchtigt werden. Die Arbeiten sollen Mitte 2025 abgeschlossen sein.

Südtrasse Ende 2025 wieder frei

Ende 2025 soll dann auch der Ersatzneubau für die Pilzhochstraße fertig sein, kündigt Alexander Thewalt an. „Bis dahin ist dann auch der Fahrlachtunnel wieder freigegeben und die komplette Ost-West-Achse kann wieder für den Verkehr freigegeben werden“, sagt er. Losgehen soll der Bau der neuen Hochstraße Süd im dritten Quartal des kommenden Jahres, sagt der Baudezernent. „Um die Ausschreibung tätigen zu können, brauchen wir aber eine klare Förderkulisse“, erklärt er. Auch deshalb drängt die Zeit in den Verhandlungen mit Bund und Land. Denn die ambitionierten Zeitpläne sollen eingehalten werden.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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