Lampertheim. Bald wird er wieder ins Büro nach Frankfurt fahren müssen: Doch auf ein eigenes Auto will Frank Behrens auch nach der Homeoffice-Phase verzichten. Stattdessen ist der Lampertheimer ganz aufs Fahrrad umgestiegen. Mit ihm samt Anhänger bringt er selbst Elektroschrott zum Wertstoffhof oder Sprudelkisten vom Getränkemarkt nach Hause. „Das ist praktisch und entspannt mich“, sagt der 50-Jährige voller Überzeugung.
Einen Elektromotor zur Unterstützung braucht Behrens dafür nicht. „Ich bin kein großer Freund von E-Bikes. Denn bei den Akku-Materialien habe ich kein so gutes Gefühl, was die Umweltverträglichkeit angeht.“ Daher setzt der Lampertheimer beim Fahren komplett auf Muskelkraft - „ganz im Sinne der Nachhaltigkeit“, wie er sagt.
Für ihn als Ausdauersportler, der unter anderem gerne Marathon läuft, ist das kein Problem. „Aber auch mein Vater, der über 80 Jahre alt ist, fährt ein normales Fahrrad ohne Motor. Und meist kommt es doch eh nicht darauf an, ob man ein paar Minuten früher oder später ankommt“, betont Frank Behrens.
In vielen Fälle sei er als Radfahrer sogar schneller als die Autofahrer. Etwa beim Einkaufen. „Da muss ich zum Beispiel keinen Parkplatz suchen.“ Stattdessen seien die Fahrradständer oft in unmittelbarer Nähe der Einkaufswagen zu finden.
Wenn Behrends dort mit seinem Lastenanhänger aufkreuzt, erntet er noch immer staunende Blicke. „Die Leute sind neugierig, fangen an, sich mit mir zu unterhalten“, schildert er. Auch das gefällt dem Lampertheimer: „Auf Radtouren oder beim Pausemachen kommt man mit etlichen Passanten ins Gespräch. Menschen, die man sonst nie kennengelernt hätte.“ Diesen Austausch hält Frank Behrens für „überaus wertvoll“. „Das ist eine Form von sozialer Nachhaltigkeit“, betont er.
Dennoch empfindet sich der PR-Manager immer noch als „Exot“, wenn er bei einem Kundentermin oder an seiner Arbeitsstelle, einer Frankfurter Agentur, mit dem Rad vorfährt. „Für einen Augenblick habe ich dann oft die volle Aufmerksamkeit der anderen. Es ist so ein Oh-Wow-Moment“, berichtet Behrens. Bewunderung schwinge dabei immer ein bisschen mit, freut er sich.
Für ihn selbst jedoch gehört das Fahrrad schon lange zum Alltag. „Seit meinem zwölften Lebensjahr ist es für mich eine Garantie für Freiheit“, sagt Behrens und lacht. „Kein Wunder, schließlich bin ich in einem kleinen Dorf bei Hamburg groß geworden.“ Dort habe es kaum Busverbindungen gegeben. „Und das Rad hat dafür gesorgt, dass ich rauskam und was erleben konnte.“
Zu viel Benzin, zu viel Stau
Zwischendrin sei er natürlich auch Auto gefahren, erzählt Frank Behrens freimütig. Eine Zeit lang pendelte er zwischen seinem damaligen Wohnort Ludwigshafen und dem Job in Frankfurt. Aus seiner Sicht gab er damals viel zu viel Geld für Benzin aus, stand zu lange im Stau, saß erst hinterm Steuer, dann am Schreibtisch im Büro. „Als ich abends beim Rasenmähen nur noch Rückenschmerzen hatte, beschloss ich, etwas zu ändern.“
Behrens zog mit seiner Frau nach Lampertheim, kaufte dort ein Haus. Die Wahl des neuen Wohnorts sei sehr bewusst gewesen. „Die Stadt ist ziemlich vital, es gibt viele Naherholungsmöglichkeiten und viele gute Wege zum Fahrradfahren“, meint der Wahl-Spargelstädter.
Wie gut die Lampertheimer diese Infrastruktur nutzen können, hat Frank Behrens in den vergangenen Jahren bei der Aktion „Stadtradeln“ gezeigt. Im Jahr 2020 fuhr er dabei fast 100 Kilometer täglich und binnen 21 Tagen insgesamt 1905 Kilometer. Das brachte Behrens den Spitzenplatz ein. 2021 belegte er Rang zwei und auch in diesem Sommer wird sich der „Lampertheimer Radfahrstar“, wie ihn Vertreter der Stadtverwaltung bisweilen nennen, wieder dafür auf den Sattel schwingen.
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