Mannheim. Die Bundesgartenschau, kurz Buga, wird schön, ohne Frage. Aber noch braucht es jede Menge Fantasie, sich das vorzustellen.
Zwei Wochen vor der Eröffnung duftet es eher nach Zement als nach Blümchen, Letztere stehen auf fahrbaren Regalen bereit. Einerseits ist das Absicht, da vieles erst in letzter Minute gepflanzt werden soll. Die Blumenshow in der U-Halle beispielsweise. Andererseits ist der Zeitplan sportlich: Zehn Jahre Planung, drei Jahre für die Umsetzung, und dann wird es doch knapp auf den letzten Metern. Zusätzliche Projekte, Lieferengpässe, Nachtfröste und nun die anstehenden Feiertage... Die Veranstalter versichern selbstredend, dass zur Eröffnung alles fertig würde. Na gut, fast alles.
Herzstück mit Photovoltaik
Herzstück im neuen Spinelli-Park mit Ausstellungen und Kulturveranstaltungen ist die U-Halle, von über 20.000 Quadratmetern auf immer noch imposante 13.000 zurückgebaut. Vom Militär wurde darin schweres Gerät wie Panzer verladen, nach dem Krieg von den US-Amerikanern, die sich 2012 aus Mannheim, einem der größten Stützpunkte in Deutschland, zurückzogen.
Ein Mammutgelände, das der Umwandlung harrte. Die Halle wurde teils bis auf das tragende Gerippe geöffnet, teils bleibt sie überdacht und wurde neu mit Photovoltaik bestückt.
Strenge Quadrate, geschwungene Plätze
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – diese Buga soll die nachhaltigste aller Zeiten werden – verwendeten die Planer Fundstücke aus den Bauhöfen der Stadt für die Gestaltung: Frühere Skulpturen vom Marktplatzdenkmal wurden herangekarrt und neu drapiert, dazu Lampen vom Friedrichsplatz rund um den Wasserturm. Am Friedrichsplatz, genau wie im Luisenpark, zeigt sich alles rund und geschwungen, als Kontrast zur streng in Quadraten angelegten Innenstadt.
Hier draußen auf dem ehemaligen Militärgelände bleibt es rustikal und kantig. Staunend spaziert man durch die Hallen, dahinter sind die Bagger weiter zugange. Neu errichtet wurde kein Gebäude, sondern alles umgebaut und umgesetzt. Betonplatten wurden herausgerissen und Flächen entsiegelt. Material wurde an anderen Stellen wieder verwendet, beispielsweise für Zäune oder Sichtschutz. Wie ein roter Faden ziehen sich 17 Zukunftsgärten durch das Experimentierfeld im Spinelli-Park, 2.023 Zukunftsbäume sind auf dem Gelände gepflanzt und sollen nach der Buga im Stadtgebiet verteilt weiterwachsen. Ziel ist eine nachhaltig sanierte Stadt mit Frischluftkorridoren und neuen Freizeitparks. Auf den Grünzug Nordost ist Oberbürgermeister Peter Kurz besonders stolz: Er reicht vom Käfertaler Wald über die Vogelstang-Seen, das Bundesgartenschau-Gelände Spinelli und die Freudenheimer Au bis zum Luisenpark und soll das Stadtklima positiv beeinflussen. Mit einem sechs Kilometer langen Radschnellweg wurden gleich mehrere Stadtteile an die Innenstadt angebunden.
Das nachgestaltete Paradies
Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, sagt: „Jede Bundesgartenschau verändert eine Stadt. Das ist Programm.“ Sie setze neue Grünzüge und städtebauliche Akzente.
Das Ziel sei immer, grüne Infrastruktur in die Stadt zu bringen, für zwei bis drei Generationen. Die Blümchen, von vielen Gartenschaubesuchern stets eingefordert, gehören natürlich dazu. Man baue einen Garten auf Zeit, ein nachgestaltetes Paradies, das man genießen könne: „Aber ja“, sagt Sandner, „Gartenschau heißt Garten schauen.“
Sieben bis zehn Minuten freie Sicht
Also hinaus in den bereits gepflanzten Frühlingsflor. Im Hintergrund der Fernsehturm von 1975, der letzten Buga in Mannheim. Zugleich war es eine der meistbesuchten aller Zeiten, im Luisen- und im Herzogenriedpark fand sie statt. Die Parks waren mit einem Aerobus verbunden, der den Neckar überquerte. Die Kabinenbahn der österreichischen Firma Doppelmayr ist jedem Skifahrer geläufig. Zehn Plätze, schöne Holzsitze, freie Sicht auf den Spinelli-Park und den künstlichen See, angebunden mit einer zackigen Aussichtsbrücke. Noch fehlen Wasser und eine Picknickplattform. Man blickt auf ausgedehnte Schrebergärten, auf Sportanlagen und einen Schießstand, auf den Neckarseitenkanal mit seinen Frachtschiffen und den Neckar, dessen Ufer en passant renaturiert werden. Schon ist das Vergnügen vorüber, die 2,2 Kilometer sind in sieben bis zehn Minuten zurückgelegt. Je nach Auslastung wird die Geschwindigkeit angepasst, um Energie zu sparen.
Nun ist man im Luisenpark, als englischer Landschaftspark angelegt. Schön gemacht zur Buga 1975, noch schöner zur jetzigen. Die Parkmitte Luisenpark ist eine einzige Baustelle. Die riesige Voliere sichtbar, das Gewächshaus fast fertig. Aber die Pinguine und die Bewohner der begehbaren Unterwasserwelt müssen noch ein paar Wochen warten, bis sie einziehen können. So zieht man selbst weiter, zum chinesischen Garten mit seinem Teehaus. Geöffnet seit 22 Jahren, die Kamelien blühen bereits aufs Schönste. Da sind sie endlich, die Blümchen.
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