Mannheim. Es hängt sogar ein Rettungsring da – wenn auch nur zur Zierde. Das Wasserbecken, das Jörn Schmitt angelegt hat, ist nämlich lediglich 60 Zentimeter tief. „Die Kinder können durchlaufen, sich erfrischen“, bietet er an. Sein Beitrag zur Bundesgartenschau sei ein „Wellnessgarten“, nennt er ihn: „Für mich ist Nachhaltigkeit, dass man Spaß haben muss im Leben“, sagt der Landschaftsgärtnermeister aus Leutershausen. Er hat eine der zehn Musteranlagen gebaut, die zwölf Betriebe vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg zur Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Areal angelegt haben.
Sie sind, von ganz wenigen Kleinigkeiten abgesehen, schon jetzt fertig. „Wir haben das gewuppt in nicht einfachen Zeiten“, äußert sich Reiner Bierig, der Geschäftsführer des Verbands, „unheimlich stolz“ über die Leistung der Betriebe. Sie hätten eben seit Oktober „Vollgas“ gegeben, um den engen Zeitplan zu schaffen.
Rings um die 7500 Quadratmeter umfassenden Gärten ist das Spinelli-Areal zwar noch eine Baustelle, aber es sei ja „eine Mammutaufgabe“, äußert Bierig Verständnis. Dass bei Bundesgartenschauen „die letzten Landschaftsgärtner hinten rausgehen, wenn der Bundespräsident vorne reinkommt, ist nicht unüblich, das ist so“, sagt er.
Ressourcenschonende Materialien in den Gärten
In den nun angelegten Gärten soll man aber alle Hektik vergessen. „Wir bauen die Wohnzimmer für den Sommer“, beschreibt Vorstandsmitglied Bernd Hopp, wie die Mitglieder des Verbands ihre Aufgabe sehen. Dafür zeigen sie auf der Bundesgartenschau nicht nur „viele inspirierende Ideen“, wie Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach lobt. „Total stolz“ mache ihn auch, dass viele Betriebe das Leitthema von der Nachhaltigkeit aufgegriffen hätten.
Jörn Schmitt etwa setzt auf recyclingfähige, ressourcenschonende Materialien – und nicht nur er. „Aus Alt mach Neu“ haben die Mannheimer Firma Morasch und das Unternehmen Kuld Haus und Garten aus Bad Schönborn ihren Beitrag überschrieben. Gebrauchter Naturstein bildet da den Bodenbelag, für einen überdachten Senkgarten haben Daniela Grünwald und Verena Morasch Grabsteine genutzt und sogar ein alter Smart ist bepflanzt.
Senkgärten, also etwa knietief in den Boden gegrabene Sitzgruppen, sind ohnehin groß in Mode – die haben gleich mehrere Vertreter des Berufsstandes in ihre Präsentation eingebaut. Da sei es, so sagen sie, nämlich in heißen Sommern gleich ein paar Grad kühler.
Auch Jochen Seitz vom gleichnamigen großen Landschaftsbaubetrieb in Straßenheim hat solch einen Senkgarten eingeplant. „Auszeit“ nennt er seinen Beitrag – ein kleines grünes Paradies mit Hochbeeten, Sitzblock, Sitzbank mit plätscherndem Wasserfall, Außenküche, Sauna mit Solardach und Pool, alles umgeben von üppiger, wenn auch klimaresistenter Bepflanzung. „Die Leute sollen doch auch Spaß haben“, sagt auch Seitz.
Asiatische und mediterrane Einflüsse in einem Garten
Vorerst noch etwas karg wirkt der Beitrag von Erda Gartenservice Ladenburg und der Firma Jung Garten & Landschaft. „Aber hier stecken 1500 Blumenzwiebeln drin – in ein paar Wochen sieht das ganz anders aus“, betont Erhard Schollenberger. Betritt man den Garten von der anderen Seite, fällt der Blick sofort auf beeindruckende Vertikalbegrünung, eigens mit eingebauter Bewässerung aus Cortenstahl hergestellt. Sonst haben Schollenberger und Jung eher einen schattigen, ruhigen Rückzugsgarten konzipiert.
Asiatische und mediterrane Einflüsse kombiniert Jens Speckis von der gleichnamigen Schwetzinger Firma, wobei der Weg auf dunklem Schiefer beginnt und auf helles Travertingestein führt. Ein kubischer Pavillon teilt beide Bereiche.
Bei der Dossenheimer Firma Böttinger fällt der Blick gleich auf eine Besonderheit: den in der Erde eingegrabenen, wasserdichten „Shire Cellar“. Den habe er zusammen mit einer polnischen Schiffbaufirma entwickelt, erzählt Detlef Böttinger, und beim Prototyp in seinem Garten „super Erfahrungen“ gesammelt.
Der von Böttinger „zukunftsweisend, klimaneutral und energiesparend“ genannte unterirdische Weinkeller hat im Sommer maximal 13, im Winter um die 7,5 Grad. „300 bis 400 Flaschen Wein, dazu ein paar Kisten Zwiebeln, Äpfel, Kartoffeln“ passten da gut rein, sagt er. Umgeben ist sein Garten, der auch ein modernes Modulhaus mit Solardach beinhaltet, von Reben und Obstgehölzen.
Als „Familiengarten“ preist dagegen Eva Posocco von der Firma Ralf Grothe ihren Entwurf mit Ruheplätzen, Minipool, Dusche und Outdoorküche an. Mit einer kleinen Gartenhütte „komplett aus alten Materialien“, hebt Olaf Kadner hervor, kann die Heddesheimer Firma Kadner aufwarten. „Klein aber fein“ hat sie ihren Beitrag mit Senkgarten, Terrasse sowie gemütlicher Natursteinmauer genannt.
Schauplatz vieler SWR- und ARD-Livesendungen wird der Beitrag der Mannheimer Firma Mayer und Bühler sein. Er verbindet unter einem Sonnensegel aus Robinienstangen Nutzgarten, Wildblütensaum und Kräutergarten. „Hier fühlt man sich geschützt und geborgen, wie in der Abgeschiedenheit der Welt“, so Landschaftsgestalterin Patricia Geyer.
Fußballfreunde kommen auf ihre Kosten
Mittendrin ist dann zu all dem der Kontrast: die Firma Becker Sportplatzbau aus Zuzenhausen. „Naturrasen ist eben nicht so belastbar“, erklärt Christoph Diehl, weshalb viele Vereine auf Kunstrasen setzten. Er habe aber die Alternative: Ein Kunstrasen aus nachwachsendem Rohstoff, nämlich aus nachhaltiger Zuckerrohrproduktion. „Wenn er nach 15 bis 20 Jahren sein Lebensende erreicht hat, wird er recycelt – und zu Banden gemacht“, so Diehl. Diesen Kunstrasen könnten Buga-Besucher nicht nur bestaunen: „Während die Erwachsenen sich hier in den Gärten informieren, dürfen die Kinder bei uns kicken“, lädt er ein.
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