Mannheim. Braune Erde überall, nackte Gerippe zahlreicher Rohbauten, neun Kräne, voll beladene Lkw und ein beständiges Rauschen, Piepen und Klopfen: Auf dem Spinelli-Gelände zwischen Feudenheim und Käfertal laufen zurzeit nicht nur die Arbeiten für die Bundesgartenschau 2023, sondern auch die für ein neues Wohngebiet, das am Rande der Buga entsteht. 2029 sollen hier, angrenzend an Käfertal-Süd, den Planungen zufolge etwa 4000 Menschen in rund 1800 neuen Wohnungen leben.
„Großartig“, schwärmt Baubürgermeister Ralf Eisenhauer beim Anblick der entstehenden Gebäude: „Von dort oben hat man einen Blick von der Bergstraße bis zur Pfalz. Diese Weite ist in Mannheim außergewöhnlich.“ Und noch etwas erfreut den SPD-Politiker: „Das ist eines der Projekte, wo die Quote greift.“ Sprich: In Mehrfamilienhäusern mit mehr als zehn Wohnungen müssen 30 Prozent zu einem bezahlbaren, von der Stadt festgelegten Preis angeboten werden.
Forum für bezahlbares Wohnen
- Seit Juli gibt es ein neues Netzwerk, das sich mit dem Immobilienmarkt in Mannheim beschäftigt: das „Wohnungspolitische Forum“. Dazu haben sich zahlreiche Verbände, Vereinigungen und Initiativen zusammengeschlossen, unter anderem der Mieterverein, der Paritätische, die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Gewerkschaftsbund, aber auch politische Parteien wie Grüne, SPD und Linke sowie Initiativen wie beispielsweise das Mietshäuser Syndikat im Rhein-Neckar-Delta. Ihre Ziele: Wohnungspolitische Probleme zu diskutieren, auf sie aufmerksam zu machen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten.
- Dabei steht der Begriff „gemeinwohlorientiert“ im Mittelpunkt, betont Günter Bergmann, der im Organisationsteam das Mietshäuser Syndikat vertritt. Dieser Aspekt komme in der Wohnungspolitik häufig zu kurz. Stattdessen profitierten meist einige wenige von Immobiliengeschäften. „Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum betrifft nicht nur Randgruppen“, sagt Philip Gerber, Geschäftsführer des Drogenvereins, „sondern große Teile der Gesellschaft, weil das Problem mittlerweile bis in die Mittelschicht hineinragt.“
- Das Forum sei offen für alle. „Das ist eine zivilgesellschaftliche Geschichte“, sagt Bergmann. „Jeder, der wohnungspolitisch interessiert ist, kann hier rein und mitreden – und zwar auf Augenhöhe.“ Ab Februar sind drei Online-Veranstaltungen zum Thema „Wohnen und Soziales“ geplant. Danach will sich das Netzwerk mit der Flächenvergabe und der Evaluierung des „12-Punkte-Programms“ befassen.
Mit Spinelli nimmt nach Turley, Taylor und Franklin das vierte Konversionsprojekt in Mannheim langsam Formen an. Der Bau des neuen Wohngebiets ist in zwei Abschnitte unterteilt: Der erste umfasst nach Angaben der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, die für das Vorhaben verantwortlich zeichnet, insgesamt 500 Wohnungen sowie 91 Zimmer für Studierende – und soll pünktlich zur Eröffnung der Bundesgartenschau im April nächsten Jahres fertig sein. Dann werden auch die meisten Bewohner bereits eingezogen sein, verspricht Eisenhauer: „Die Leute leben an und auf der Buga.“
Mit dem zweiten, deutlich größeren Bauabschnitt werde 2024 oder 2025 begonnen, sagt der Bürgermeister. In dieser Phase sind bis zum Jahr 2029 weitere 1300 Wohneinheiten geplant. Neben Miet- und Eigentumswohnungen wird es auf Spinelli auch Einfamilienhäuser geben. Zusätzlich zu privaten Investoren engagieren sich dort auch Genossenschaften und gemeinschaftliche Wohnprojekte.
Das neue Areal soll kein reines „Schlaf-Quartier“ sein, sondern ein lebendiges Viertel: In den Erdgeschosslagen sind Einzelhandelsflächen und Gastronomie vorgesehen. Zudem sind eine Grundschule, drei Kindergärten, eine große Quartiersgarage und ein öffentlicher Platz, der Chisinauer Platz, geplant.
Auch eine Stadtbahnlinie, die vom Rott durch das neue Wohngebiet in Richtung Innenstadt führt, werde es geben, erklärt Eisenhauer. Wann diese fertiggestellt sein und wo genau sie im Westen an das bestehende Netz anknüpfen wird, lasse sich jedoch noch nicht sagen.
Fest steht dagegen, dass das neue Wohngebiet nördlich des Gartschau-Geländes nicht das einzige bleiben wird: Auch südlich des Areals, also angrenzend an Feudenheim, werden neue Wohnungen geschaffen. Diese Fläche gehört der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG, die in den dortigen Bestandsgebäuden bereits ein Wohnheim für Auszubildende, eine von der Stadt angemietete Flüchtlingsunterkunft sowie ein an die Buga-Gesellschaft vermietetes Bürogebäude eingerichtet hat.
Daran angrenzend wird die GBG nach der Buga ein Wohngebiet entwickeln, erklärt Sprecher Heiko Brohm. Zurzeit werde noch geplant, vorgesehen seien gut 180 Wohneinheiten. Anfang 2025 solle mit den Bauarbeiten begonnen werden – die Fertigstellung könnte demnach also 2027 erfolgen.
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