Wohnen

Hunderte neue GBG-Wohnungen kommen in Mannheim bald auf den Markt

GBG-Chef Karl-Heinz Frings über die Großprojekte der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, drohende Mieterhöhungen und den einzigen Weg zur Entspannung des Mannheimer Wohnungsmarktes.

Von 
Martin Geiger
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„Ein besonderer Moment“: Das Richtfest im Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim war für GBG-Chef Karl-Heinz Frings einer der Höhepunkte des vergangenen Jahres. © Markus Prosswitz

Mannheim. Herr Frings, im Januar darf man noch zurückblicken: Wie war das Jahr 2024 für die GBG?

Karl-Heinz Frings: Es war ein sehr schwieriges Jahr für unsere Branche. Die krisenhaften Entwicklungen - egal ob Materialverfügbarkeit, Lieferketten, Handwerkerverfügbarkeit, Zinssteigerung oder Baukostensteigerung - haben sich zwar abgeflacht, sind aber nicht weg. Daher ist für mich herausragend, dass es uns gelungen ist, neue Projekte voranzutreiben und weiter neu zu bauen; dass also die schwierige Situation uns nicht daran gehindert hat, unseren Auftrag zu erfüllen.

Was waren dabei die Höhepunkte?

Frings: Beim Wohnungsbau sicherlich der Spatenstich für die 90 geförderten Wohnungen in der Rastenburger Straße im Nordwesten der Schönau. Die zwei Gebäude dort, die bis Herbst 2026 fertig sein werden, ermöglichen es uns, neue Angebote in diesem Quartier zu machen, beispielsweise mehr barrierefreie Wohnungen und deutlich mehr Vier-Zimmer-Wohnungen für Familien. Dass uns solche Neubauprojekte noch gelingen, macht mich sehr froh. Aber auch das Richtfest am Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim war nach dem langen Vorlauf ein besonderer Moment. Nach der Modernisierung von großen Teilen der Bestandsgebäude sind wir dort nun in der Neubauphase. Im Frühjahr werden wir 114 Wohnungen, davon 40 gefördert, an den Markt bringen. Dabei ist es uns gelungen, den Parkcharakter des Quartiers zu erhalten, so dass es für die künftigen Bewohner ein gutes Stück Heimat sein wird. Unser Mega-Projekt ist aber natürlich nach wie vor Franklin.

Wie viele Wohnungen hat die GBG dort mittlerweile?

Frings: Durch den Kauf der insgesamt 361 seriell gefertigten Wohnungen auf Sullivan sind es rund 860. Dazu kommen die 113 im E-Hochhaus, die wir gebaut haben und verkaufen werden. Das heißt, von den knapp 5000 Wohnungen, die es im Endausbau auf Franklin geben wird, gehen knapp 1000 auf unser Konto: Damit haben wir einen sehr großen Beitrag zur Entstehung des Stadtteils geleistet.

Haben Sie damit bereits Ihr 20 000 Wohnungen-Ziel erreicht?

Frings: Fast. Wir liegen jetzt bei etwa 19 500 und werden es spätestens übernächstes Jahr erreichen.

Warum ist das eigentlich wichtig?

Frings: Weil Mannheim eine wachsende Stadt ist. Und wenn unser dämpfender Einfluss auf den Wohnungsmarkt nicht kleiner werden soll, müssen wir mitwachsen, um unseren Marktanteil zu halten. Nur so können wir unserem Auftrag gerecht werden und vielfältigen, bezahlbaren Wohnraum anbieten.

Lassen Sie uns kurz bei Franklin bleiben: Wie läuft es bei Ihren beiden Buchstaben-Hochhäusern?

Frings: Gut, das H wird Mitte des Jahres fertig sein. Wir werden also im Frühjahr mit der Vermietung der 122 Wohnungen beginnen. Beim E spüren wir die Auswirkungen der aktuellen Krise in der Form, dass wir die Wohnungen nicht so schnell veräußern können, wie wir gedacht hatten. Momentan ist etwa ein Drittel der 113 Wohnungen verkauft. Weil wir die anderen aber nicht leer stehenlassen wollen, haben wir uns dazu entschlossen, sie jetzt zusätzlich auch zur Vermietung anzubieten und dann nach und nach zu verkaufen.

Warum nennen Sie den Investor des M immer noch nicht?

Frings: Wir haben als MWSP mit ihm vereinbart, dass wir erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn der Vertrag unterschrieben ist. Das dauert aber länger bei einem solchen Großprojekt, weil mit dem Vertrag die konkrete Planung des Gebäudes verbunden ist - an deren Feinabstimmung wir noch arbeiten. Das ändert aber nichts daran, dass ich fest davon überzeugt bin, dass der Investor das M bauen wird.

Und wie laufen die Arbeiten an der Grünen Mitte, dem Einkaufszentrum, das von einem begrünten Hügel überwölbt sein wird?

Frings: Wir liegen ganz gut im Zeitplan und rechnen damit, dass wir sie Mitte 2026 fertigstellen können.

Liegen Sie auch im Kostenplan?

Frings: Dazu können wir uns erst nach der Fertigstellung äußern.

Plant die GBG in diesem Jahr ebenfalls größere Neubauprojekte?

Frings: 2025 wird eher das Jahr der Fertigstellungen und Neuvermietungen: Über das H und den Damaschke-Ring haben wir bereits gesprochen. Und bei den 167 seriell gefertigten Wohnungen auf Sullivan hat die Vermarktung bereits begonnen, es folgen 200 weitere im zweiten Bauabschnitt: Es ist also von gefördertem Wohnraum bis zu hochwertigem für jeden und jede was dabei.

Wird das laufende Jahr ebenso schwierig wie das vergangene?

Frings: Wir werden weiterhin mit einem relativ hohen Zins arbeiten müssen. Die Baukosten haben sich zwar stabilisiert, sie gehen aber auch nicht mehr auf das Vorkrisenniveau zurück. Und die Personalverfügbarkeit ist ein Thema, das uns noch auf Jahre hinaus beschäftigen wird. Das sind jedoch alles Dinge, mit denen wir umgehen können.

Es klingt trotzdem so, als käme gleich das Aber . . .

Frings: Mein Lieblingsthema ist der Aufwand, den wir betreiben müssen, um überhaupt bauen zu können: also die Bürokratie. Da bin ich mittlerweile alle Illusionen los: Weder auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene sehe ich da Ansätze, um wieder zu einer radikalen Vereinfachung zu kommen. Das wäre aber der entscheidende Hebel, um wieder zu deutlich mehr Wohnungsbau zu kommen. Und das wiederum ist meiner Meinung nach der einzige Weg, der zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führt.

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Momentan sind wir davon weit entfernt: Zuletzt ist laut Mietspiegel der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Mannheim von 8,48 auf 9,19 Euro gestiegen. Müssen auch die GBG-Mieter mit einer Erhöhung rechnen?

Frings: Der neue Mietspiegel-Wert gibt natürlich auch uns etwas mehr Luft für Erhöhungen - wir nutzen diesen Spielraum aber nie vollständig aus. Momentan liegen wir bei einem durchschnittlichen Mietpreis von 7,55 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Nächstes Jahr werden es vielleicht 7,80 oder 7,90 Euro sein. Die entscheidenden Kennziffern sind für uns jedoch andere: 97 Prozent aller GBG-Wohnungen liegen unter dem mittleren Mietspiegelwert. Und der Abstand unserer Durchschnittsmiete zu der des Mietspiegels soll eher größer als kleiner werden: Daran orientieren wir uns, weil diese beiden Parameter zeigen, ob wir unserem Auftrag gerecht werden, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Zum Schluss noch ein Thema, das sehr viele Bürgerinnen und Bürger derzeit beschäftigt: Wie sehr trifft Sie die 2035 geplante Stilllegung des Erdgas-Verteilnetzes?

Frings: Fast gar nicht. Mehr als 95 Prozent unserer Wohnungen hängen jetzt schon am Fernwärmenetz. Und wo es geht, nutzen wir Modernisierungen, um weitere Gebäude anzuschließen. Am Ende werden also nur etwa 400 Wohnungen übrig bleiben, für die wir individuelle Lösungen brauchen. Das Problem ist für uns also keines.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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