Mannheim. Olaf Ebling ist zufrieden mit seiner Bilanz. „Durch die von mir empfohlenen und umgesetzten energetischen Maßnahmen in den letzten zwei Jahren wurden der CO2-Ausstoß um 615 Tonnen reduziert“, bilanziert er nicht ohne Stolz. Der Mannheimer Gas- und Wasserinstallateurmeister arbeitet seit 15 Jahren als Gebäudeenergieberater.
Wer Heizkosten und Kohlendioxid-Ausstoß reduzieren möchte, kann den energetischen Zustand seines Haus mit Hilfe eines individuellen Sanierungsfahrplans überprüfen und sich zeigen lassen, wie das Gebäude in fünf Sanierungsschritten in einen energetisch sehr guten Zustand gebracht werden kann. Denn Gebäude mit schlecht gedämmten Wänden und Fenstern sowie veralteten Heizungsanlagen sorgen für mehr Kohlendioxid als sanierte Häuser. Ebling erstellt solche Sanierungspläne.
Macht man die eigenen vier Wände energieeffizienter, kann sich das lohnen. Denn die Kosten amortisieren sich nach einiger Zeit. Zudem gibt es staatliche Zuschüsse für Einzelmaßnahmen wie die Heizungssanierung. Der Staat fördere das, weil einerseits Energie eingespart werde, erklärt Ebling. Anderseits sei es ein Marktanreiz für Handwerker, die die Arbeiten umsetzten, was wiederum die Wirtschaft ankurble. Die KfW hat allerdings kürzlich ihre Förderung für Sanierungen zum Effizienzgebäude zum 24. Januar vorübergehend gestoppt, da die finanziellen Mittel ausgeschöpft sind.
Mit der Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans stellen Energieberater wie Ebling den Zustand des Gebäudes fest und führen den energetischen Sanierungsbedarf auf, samt den Kosten. Aus einem solchen Sanierungsfahrplan entstehe kein Zwang, betont. Ebling. Allerdings erhöhe er den staatlichen Zuschuss im Fall einer Sanierung um fünf Prozent.
So unterstützt der Staat bei der Sanierung
Olaf Ebling erklärt: „Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt es Zuschüsse von 20 Prozent (plus fünf Prozent mit Sanierungsfahrplan) auf die Gebäudehülle (zum Beispiel Fenster, Fassadendämmung, Dach, Kellerwände). Für die Heizungsanlage gibt es – je nachdem welche eingebaut wird – 20 bis 35 Prozent.“ Wird eine alte Ölheizung entfernt, gibt es noch mal ein Plus von zehn Prozent, auch hier gibt es den Sanierungsfahrplan-Bonus von fünf Prozent.
Wer eine alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe ersetzt und einen Sanierungsfahrplan hat, bekommt 35 plus zehn plus fünf gleich 50 Prozent Zuschuss – nicht nur auf Wärmeerzeuger, sondern auf alle Folgekosten, also ein neues Leitungsnetz oder den Einbau einer Fußbodenheizung.
Die genauen Kosten für die Sanierung sind individuell. „Ich setze für meine Berechnung immer Quadratmeter-Preise an und rechne bei Fenstern mit 600 Euro pro Quadratmeter, bei Fassaden 130 Euro und bei Dächern 300 Euro.“ cap
Pro Wohneinheit und Jahr kann man dem Energieberater zufolge Investitionen von 60 000 Euro fördern lassen. Die richtige Reihenfolge sei wichtig für die Förderung, sagt Ebling. „Alle Aufträge, die bereits vergeben sind, werden nicht mehr gefördert.“ Daher müsse der Antrag für Förderung samt Sanierungsfahrplan, falls vorhanden, vorher eingereicht werden.
Eblings Firmensitz befindet sich im Mannheimer Stadtteil Waldhof, zu dem er meist von seiner Wohnung in der Innenstadt mit dem Fahrrad fährt - also CO2-neutral. An diesem Vormittag macht der Experte eine Vor-Ort-Analyse bei Christian Nürenberg, der mit Frau und Kind in einem Einfamilienhaus im Mannheimer Stadtteil Rheinau lebt. „Wir wohnen seit drei Jahren hier“, sagt der 35-Jährige. Er wird eine neue Heizungsanlage einbauen lassen. „Denn wir möchten auf Fernwärme umsteigen.“ Die Gasheizung soll weichen.
Die Gründe dafür seien der Umweltgedanke und die Hoffnung, durch mehr Energieeffizienz Geld zu sparen. Der Sanierungsfahrplan schlägt für ein Ein- oder Zwei-Familienhaus mit 1700 Euro zu Buche. Bezahlen müsse der Kunde allerdings lediglich 400 Euro, da der Plan bezuschusst werde, so Ebling.
Los geht es im Keller, wo die Heizungsanlage untergebracht ist, die der Energieberater mit konzentriertem Blick begutachtet und fotografiert - „als Gedächtnisstütze.“ Ein Messgerät benötigt Ebling bei Familie Nürenberg nicht. Stattdessen kann er die Werte anhand der Bauweise und Gebäudetypologie für seine Berechnung zugrunde legen.
Weiter geht es ins Badezimmer. Dort wirft Ebling auch einen Blick aufs Fenster. Tendenziell werde im Bad stärker geheizt als in anderen Räumen, so der Energieberater. Eine wichtige Komponente sei der Wärmedurchgangskoeffizient, der sogenannte U-Wert. Je geringer der U-Wert von Fenstern ist, desto weniger Wärme geht verloren. „Das Fenster darf den U-Wert von 0,95 nicht überschreiten, um später förderfähig zu sein“, sagt Ebling. „Und der U-Wert der Fenster darf nicht besser sein als der U-Wert der Fassade. Sonst verschiebt sich der Feuchteanfall vom Fenster in die Wand, und es entsteht Schimmel.“
Im Wohnzimmer hält Ebling ein brennendes Feuerzeug vor das Glas der Balkontüre „Wenn die Flamme gleichfarbig doppelt gespiegelt wird, weiß man, dass es unbeschichtetes Doppelglas ist.“ Im Fensterrahmen kann Ebling einen Code ablesen, der ihm Alter und Herkunft des Fensters verrät. Auch auf dem Dachboden, wo keine Heizung ist, begutachtet Ebling die Fenster, die Nürenberg erst kürzlich ausgewechselt hat. Schließlich macht der Energieberater noch Fotos der Außenfassade.
Christian Nürenberg möchte wissen, wie hoch die Einsparungen sein werden. Ebling schätzt, dass sich 20 bis 70 Prozent Primärenergie erreichen lassen - was die Heizkosten um den gleichen Faktor senke. Je nachdem, wie viele und welche Maßnahmen umgesetzt werden.
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