Bundesgartenschau

Welche Botschaft der Erntedankgottesdienst auf der Buga hatte

Dankbarkeit aus verschiedenen Perspektiven und ein besonderer, singender Pfarrer - das haben rund 900 Gläubige beim Erntedankgottesdienst auf der Mannheimer Buga erlebt

Von 
Peter W. Ragge
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Dankbarkeit aus verschiedenen Perspektiven: v.l. Nina Roller, Michael Schnellbach, David Graffeo, Susanne Kammer, Wolfgang Moritz und Barbara Kraus beim Erntedankgottesdienst auf der Hauptbühne der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Mannheim. Sie machen es sofort, schon bei den ersten Tönen. „Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehen, voneinander lernen, miteinander umzugehen“, stimmt Clemens Bittlinger das von ihm geschriebene Kirchenlied an, und die Menschen stehen auch prompt auf. Der bekannte Pfarrer, Buchautor und Liedermacher singt – dank der Stiftung Christuskirche-Kirche Christi – auf der Bundesgartenschau beim Erntedankgottesdienst auf der Hauptbühne, und rund 900 Gläubige singen mit.

Erntedankgottesdienst auf der Buga in Mannheim: Fest der Dankbarkeit

„Die Buga erstrahlt auf den letzten Metern im herbstlichen Glanz“, begrüßt Pfarrerin Nina Roller die Gäste bei strahlendem Sonnenschein. Und die Bundesgartenschau sei doch ein „guter Ort, ein Fest der Dankbarkeit zu feiern“, meint sie – gestaltet von ihr, der katholischen Gemeindereferentin Barbara Kraus, den Musikern sowie einem von Karoline Vogt geleiteten Chor aus den Reihen der „Möglichmacher“, wie sich die 107 ehrenamtlichen Helfer der Kirche auf der Buga nennen.

„Die Saat ist aufgegangen“ – diesen Satz, der die Erleichterung über eine gelungene Saison, eine erfolgreiche Ernte ausdrückt, bezieht Nina Roller dabei auch ganz ausdrücklich auf die Bundesgartenschau. An einer „DankBar“ genannten Runde versammelt sie Menschen um sich, die das genauso sehen und den Morgen zu einem stilvollen Moment des Innehaltens, der Nachdenklichkeit und der Dankbarkeit machen.

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Besonders dankbar äußert sich etwa Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau, nun zum Ende der Großveranstaltung. „Da schwingt jeden Tag auch ein Stück Wehmut mit“, gesteht er. Aber bis auf einige verregnete Wochen („Die haben uns Zuschauer gekostet, aber die Natur hat es gebraucht“) habe man großes Glück mit dem Wetter gehabt. Und bei allem anfänglichen Zweifel, ob das neue Konzept der Bundesgartenschau ankomme, sei es nun ein besonderes Gefühl, „so viele Menschen glücklich zu machen“, so Schnellbach mit Blick auf die positive Besucherresonanz. „Wir haben uns am Anfang selbst nicht vorstellen können, dass so gut funktioniert“, gesteht er. Inzwischen sei die Stimmung „großartig, da ist auch wunderbar viel Dankbarkeit zurückgekommen“, so der Geschäftsführer, „aber anfangs wussten wir auch nicht, ob wir ernten können“, zieht er Parallelen zur Landwirtschaft.

Aus der berichtet Gemeindereferentin Barbara Kraus, aufgewachsen in einer Winzerfamilie. Das ganze Jahr habe der Vater die Rebstöcke gepflegt, und „wir Kinder mussten im Sommer die Brennnesseln entsorgen“, erinnert sie sich. Aber einmal, an einem Abend Ende August in den 1980er Jahren, sei binnen einer halben Stunde durch ein Gewitter mit Hagel die ganze, fast reife Ernte vernichtet worden, die Arbeit eines Jahres vergeblich gewesen. „Ich habe meinen Vater selten weinen gesehen, aber da.“ In dem Moment sei allen wieder klar geworden: „Wir können säen, aber die Ernte haben wir nicht in der Hand!“

„Es ist genug da für alle“ - aber die Verteilungsgerechtigkeit klappt nicht

Dass es aber eigentlich auf der ganzen Welt ausreichend Nahrung für alle gibt, ist die Botschaft von Susanne Kammer, Geschäftsführerin des Eine-Welt-Forums Mannheim und auf der Bundesgartenschau für den Weltacker mitverantwortlich. „Es ist genug da für alle, es gibt genug fruchtbaren Ackerboden, aber die Verteilungsgerechtigkeit klappt nicht“, so Kammer. Und da könne jeder bei sich anfangen, etwa Lebensmittelverschwendung vermeiden. Und noch einen anderen Weg zeigt Wolfgang Moritz auf, Vorstand von „LaMa – dein Lastenvelo Mannheim“. Der Verein will für jeden Stadtbezirk ein Lastenfahrrad anschaffen und dann kostenlos verleihen. „Wir wollen zeigen, dass niemand ins Auto steigen muss, um etwas zu transportieren“, so Moritz. Damit wolle der Verein „die Verkehrswende vorantreiben und einüben, dass man Güter auch gemeinschaftlich nutzen kann“, so Moritz: „Nicht jeder braucht ein Lastenrad.“ Bewusst habe man der Kirche auf der Buga ein solches Lastenrad zur Verfügung gestellt – was das Team sehr gern nutzt“, wie Barbara Kraus dankbar ergänzt.

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Einen sehr ermutigenden Akzent setzt in der Runde David Graffeo, einer der jungen „Möglichmacher“. Man müsse „positiv in die Zukunft sehen“, meint er. Das sei doch besser, „als wenn man eine negative Einstellung hat und nur das Schlechte sieht“. Und dazu passend hat Babara Kraus auch eine sehr positive Nachricht: Die Kollekte während aller bisherigen Buga-Gottesdienste ergab 10 000 Euro, mit denen das Internationale Katholische Missionswerk „missio“ ein ökumenisches Bildungsprojekt im Pazifik finanzieren kann. „Das macht uns sehr froh, und wir hoffen, dass wir den Betrag bis zum Ende der Buga noch erhöhen können“, so Barbara Kraus.

Bei aller Dankbarkeit, die Roller und Kraus formulieren, lobt schließlich Moritz „unsere beiden Buga-Pfarrerinnen, die etwas Tolles ökumenisch auf die Beine gestellt haben“, und fügt schmunzelnd hinzu: „Wer katholisch unterwegs ist, weiß, welche Brisanz in dem Satz steckt.“ Schließlich ist Barbara Kraus „nur“ Gemeindereferentin.

Redaktion Chefreporter

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