Mannheim

Grüße aus dem grünen Herz - Blumenschau aus Thüringen auf der Buga

Die Bundesgartenschau in Mannheim geht in einer Woche zu Ende. Die letzte Blumenschau in der Halle Gartenbau haben Gärtner aus Thüringen gestaltet – mit gutem Grund

Von 
Peter W. Ragge
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Gemüse wie gemalt – ein Höhepunkt der Abschiedsausstellung in der Gartenbauhalle der Bundesgartenschau in Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Man will fast hinlangen und zubeißen, so gut, frisch und knackig sieht das alles aus. Kohlrabi, Brokkoli, Zier- und Speisekürbis, Knollen-Sellerie sind aufgetürmt und in Kisten oder auf Regalen präsentiert – lauter Musterexemplare von Gemüse, als wären sie gemalt. Dazu ungewöhnliche Gemüseraritäten, von Süßkartoffeln über Hagebutten bis zur Erdnuss oder Esskastanie, nicht zu vergessen eine ungewöhnliche Vielfalt von Apfelsorten. Und auch die ganze Ausstellung ist ungewöhnlich, die der Landesverband Gartenbau Thüringen hier unter Leitung der Landschaftsarchitektin Ingrid Theurich und mit Hilfe des Aufbauteams der Erfurter Garten-und Ausstellungs gGmbH(ega) präsentiert. Sie zeigen, warum man Thüringen auch das grüne Herz Deutschlands nennt.

Erfurt einst wichtiges Anbaugebiet für Färberpflanze Waid

Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert ist Erfurt – neben dem französischen Toulouse – das wichtigste europäische Waid-Anbaugebiet, die erste Anpflanzung für 1248 belegt und die Stadt Schauplatz vom größten Waid-Markt Mitteleuropas. Der Export der Färberpflanze und die geografisch günstige Lage an den wichtigsten Fernhandelsrouten sorgt für einen Aufschwung des Handels. Neben Waid werden zudem auf den fruchtbaren Böden viel Obst, Gemüse und Kräuter angebaut. Der spätere Reformator Martin Luther, zunächst Student und Lehrer der Universität sowie dann Mönch im Erfurter Augustinerkloster, bezeichnet die Erfurter daher als „des Heiligen Römischen Reichs Gärtner“.

Das Rosenwunder der Elisabeth von Thüringen. © Michael Ruffler

Der billig importierte Indigostrauch macht dem Färberwaid Konkurrenz, ab Ende des 19. Jahrhunderts zudem die chemische Industrie, die Indigo synthetisch erzeugt. Zwar haben die Erfurter Gärtner ohnehin nie auf reine Monokulturen gesetzt, sondern sind früh auch für Hülsenfrüchte („Puffbohnen“) und Wein bekannt, doch nun müssen sie stark auf den Anbau anderer Pflanzen ausweichen.

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Motor dieses Wandels ist ein Mann, dem die Erfurter – obwohl weder Feldherr noch Fürst – 1867 ein steinernes Denkmal gesetzt haben und den sie jetzt auch in der Ausstellung vorstellen: Christian Reichart. Er gilt als der berühmteste deutsche Gärtner, obwohl reiner Autodidakt. Als er wegen eines Schlaganfalls seines Stiefvaters die Güter der Familie übernehmen muss, bringt er sich selbst alles bei, was man im Gartenbau wissen muss – und schreibt es auf. Seine Schriften gelten heute noch als Standardwerk der Branche. Besonders setzt Reichart auf Gemüseanbau, er begründet die große Tradition der Erfurter Brunnenkresse sowie von Blumenkohl, Wurzel- und Zwiebelgemüsearten, Obstanbau sowie die Züchtung von Samen und Gehölzen.

Auch prachtvolle Rosen dürfen bei der Ausstellung auf der Buga nicht fehlen

Aber Erfurts Gartenkünste gehen über das Gemüse weit hinaus. So sind Kakteen und andere seltene Sukkulenten zu sehen, Chrysanthemen in allen Farben, Prachtkerzen, Laubgehölze und Dahlien. Man ist auch stolz auf die Dahlienstadt Bad Köstritz – und natürlich auch auf das Bier, das dort seit 1543 gebraut wird, was bei der floristischen Umsetzung der „Geraer Höhle“ mitberücksichtigt wurde. Zudem macht die Ausstellung Lust auf einen Besuch im Deutschen Gartenbaumuseum. Auf drei Stockwerken präsentiert es eine eigens zur Bundesgartenschau Erfurt 2021 aufwendig entwickelte, seither erhaltene informative wie interaktive Dauerausstellung sowie eine Zeitreise durch die Gartenbautradition von Thüringen und ganz Deutschland.

Aber auch prachtvolle Rosen dürfen nicht fehlen – wunderbar arrangiert in Erinnerung an das „Rosenwunder“, eine Legende im Zusammenhang mit der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Sie war einst mit dem verschwenderischen Lebensstil auf der Wartburg nicht einverstanden und verschenkte heimlich Brot an die Armen. Als sie dabei von ihrem Mann erwischt und gefragt wurde, was denn in ihrem Korb sei, antwortete sie mit „Rosen“. Zum Beweis musste sie das Tuch heben, und zu ihrer Rettung – und Überraschung – befanden sich tatsächlich Rosen darin.

„Ein wundervolles Erlebnis und ein atemberaubender Eindruck“, lobt daher nicht ohne Grund ein Besucher im Gästebuch der U-Halle. „Wunderbare Arrangements“ und „wie immer top“ heißt es da, „eine sagenhaft tolle Mischung“ wird gelobt sowie „ein Balsam für die Augen und für die Seele“. „Wunderbar – viel mehr Worte braucht es nicht“, hat jemand hinterlassen, und einmal heißt es „Ein würdiger Abschluss“. Erneut zeigen die Gästebuch-Einträge den großen Einzugsbereich der Buga. So stammen Besucher, die sich in dem Buch verewigen, vom Bodensee ebenso wie aus Bamberg oder gar Berlin. Und einer schreibt gar, er käme aus Ohio, da sein Opa einst hier in der Kaserne stationiert gewesen sei.

Redaktion Chefreporter

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