Mannheim

Richtfest auf Turley: Was im Soho-Village entsteht

Auf Baufeld IV der ehemaligen Turley-Kaserne entstehen mehr Wohnungen, als ursprünglich geplant. Vorausgegangen war ein umstrittener Verkauf, damals ein großes Gesprächsthema in der Stadt.

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Valerie Gerards
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Richtfest auf dem Baufeld IV SoHo Village. Hier entsteht Raum für 267 Wohnungen auf dem Areal der ehemaligen Turley-Kaserne. © Valerie Gerards

Mannheim. Auf dem Turley-Areal in der Mannheimer Neckarstadt entstehen 267 Mietwohnungen und eine Tiefgarage: Jetzt wurde Richtfest im sogenannten SoHo Village gefeiert. „Spätestens im Herbst nächsten Jahres sind wir fertig, die ersten Mieter können voraussichtlich im ersten Quartal 2024 das neue Stadtviertel beziehen“, sagte Frank Körmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Fortoon Development. Damit entstehen 70 Wohnungen mehr als der ehemaligen Investor auf diesem Baufeld IV - die Tom Bock Gruppe - mit ihren ursprünglich geplanten Luxus-Eigentumswohnungen bauen wollte. 50 vergünstigte Wohnungen entsprechen außerdem der Sozialquote, werden also zu einer vergünstigten Miete abgegeben.

Im Quartier sollen zahlreiche ökologische Aspekte umgesetzt werden. E-Ladestationen in der Tiefgarage, Car-Sharing-Stellplätze, ein Lastenfahrräder-Verleih und eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt sollen für die Anwohner Anreize schaffen, eine umweltschonendere Mobilität zu leben. In der Tiefgarage sind nur 0,8 Stellplätze pro Wohnung vorgesehen. „Wir wollen nicht den Trend zum Drittauto fördern“, betonte Körmann. Erstmalig hat der Hamburger Bauherr im Soho Village einen digitale ÖPNV-Abfahrtsmonitor aufgebaut, um die Nutzung der nahegelegenen Straßenbahnhaltestelle zu stärken. Mehrere DHL-Packstationen im Quartier sollen das mehrmalige Anfahren des Paketdienstes unnötig machen.

Umstrittener Verkauf

Michael Grötsch, Bürgermeister der Stadt Mannheim für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur, unterstrich die Bedeutung des Bauprojekts für den Mannheimer Green Deal. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns Mannheimer, dass unsere Lebensweise und unser Wirtschaften so ausgerichtet sind, dass auch kommende Generationen gut leben können.“ Neben der modernen Mobilität würden auch die extensive Dachbegrünung und das umweltfreundliche Versickern von Regenwasser auf dem Grundstück ihren Teil dazu beitragen.

Die beiden Baufelder hatte der bisherige Investor Tom Bock Gruppe für insgesamt 36 Millionen Euro an Fortoon Development verkauft - das Sechsfache des Preises, den die Gruppe ein paar Jahre davor an die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP gezahlt hatte. „Wir haben die 22 000 Quadratmeter großen Baufelder 2018 zu einem marktüblichen Preis gekauft“, sagt Körmann zu der Vorgeschichte, die vor vier Jahren ein großes Gesprächsthema in Mannheim gewesen ist.

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Blickt man aufs gesamte Turley-Gelände, so ist der Großteil der Wohnbebauung inzwischen realisiert, wie die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP auf Anfrage erklärt. Zuletzt wurden das Quartier HOMERUN des Investors Deutsche Wohnwerte, die denkmalgeschützten Eckgebäude und die drei Neubauten in der Fritz-Salm-Straße 1-3 der Verlegerfamilie Wipfler abgeschlossen. Die städtische Kindertagesstätte dort hat seit Mitte Mai geöffnet und soll bis September die Vollbelegung erreichen.

Wipfler Turley Immobilien hat auch das letzte zu entwickelnde Grundstück auf dem Turley Areal in der Fritz-Salm-Straße 18 erworben und wird dieses Jahr noch mit den Bauarbeiten starten. Hier entsteht ein Gebäude mit 100 Prozent geförderten, also preisgünstigen Mietwohnungen und einer weiteren Kindertagestätte für rund 90 Kinder.

Mittlerweile 800 Bewohner

Die 72 Wohnungen und acht Geschäftsräume in den Häusern auf Baufeld V sind ebenfalls bezugsfertig. Im Erdgeschoss sollen eine Bäckerei, ein Blumengeschäft und Freiberufler oder Dienstleister hier einziehen. Die Fortoon Development kann aber erst vermieten, wenn die MWSP die Straßen und Gehwege mitsamt Leitungen fertiggestellt hat. Damit rechnet sie im September oder Oktober diesen Jahres. Insgesamt wohnen laut MWSP mittlerweile 800 Menschen auf Turley, 250 Arbeitsplätze wurden realisiert.

Die Rohbauarbeiten der MWSP am denkmalgeschützte Casino sind weitgehend abgeschlossen, die Dacharbeiten haben bereits begonnen. Mit einer Gastronomie, einem Veranstaltungsraum, einer Tagesstruktureinrichtung der bereits auf Turley ansässigen Johannes Diakonie und zwei Gewerbeeinheiten wird es im Jahr 2023 als Gemeinschaftshaus eröffnet. Viele Turley-Bewohner warten schon lange auf diesen Moment.

In den Sommerferien soll die Herstellung des Anschlusses an die Friedrich-Ebert-Straße erfolgen. Die Öffnung für den Verkehr könne jedoch erst nach Fertigstellung der Erschließung, voraussichtlich im April 2023, erfolgen, informierte MWSP-Sprecherin Kristina Schwarz.

Stillstand herrscht derzeit nur bei den Gebäuden in der Turleystraße. Sie sind Teil des Gerichtsverfahrens, das die städtische Projektentwicklungsgesellschaft mit dem ehemaligen Investor Tom Bock führt. „Alle Betroffenen hoffen auf eine schnelle Klärung“, sagte Schwarz.

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Freie Autorin

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