Mannheim. Den Verkehrswert für die Immobilie auf dem Mannheimer Turley-Areal hat ein Gutachter auf 900 000 Euro beziffert. Bei der Zwangsversteigerung am Donnerstag im Kulturhaus Käfertal wird dieser Wert nicht ganz erreicht. Für 801 000 Euro bekommt eine Bietergemeinschaft aus drei Geschäftspartnern den Zuschlag für das Gewerbegebäude auf dem Gelände, in dem sich derzeit eine Tanzschule als Mieterin befindet.
Damit ist um 9.43 Uhr die erste Immobilie der Frankfurter Tom Bock Group (TBG) auf dem Mannheimer Turley-Gelände versteigert. Drei weitere Objekte werden es an diesem Donnerstag sein, weitere fünf sollen bis zum kommenden Frühjahr unter den Hammer kommen. Der Gesamt-Verkehrswert beläuft sich auf mehr als 36 Millionen Euro. In allen Fällen hat die Sparkasse Rhein Neckar Nord als Gläubigerin die Zwangsversteigerungen beantragt.
Investor Bock bleibt schweigsam
Die Nachricht, die an diesem Donnerstagmorgen im Käfertaler Kulturhaus für das größte Aufsehen sorgt: Investor Tom Bock ist selbst vor Ort. In einem schwarzen Mantel, mit einer schwarzen Mütze und mit einer schwarzen FFP2-Maske betritt er den Saal, in dem auf den Wegen eine Maskenpflicht angeordnet ist. Begleitet wird er von einem anderen Mann. Fragen von Reportern will Bock nicht beantworten.
Die vielen Tischreihen im Kulturhaus werden gar nicht benötigt, es sind inklusive der zahlreichen Journalisten insgesamt nur rund 30 Personen bei der ersten Versteigerung da. Die Vertreterin des Amtsgerichts, die die Zwangsversteigerung vornimmt, liest zunächst die Grundbucheinträge für die erste Immobilie vor. In ihrem Vortrag ist unter anderem zu erfahren, dass die Sparkasse als Gläubigerin 970.000 Euro plus die seit 2016 fällige Zinsen geltend macht. Als weitere Gläubigerin wird zudem die Stadt Mannheim genannt, die Grundsteuerzahlungen und Entwässerungsgebühren in Höhe von knapp 5000 Euro fordert.
Sparkasse muss als Gläubigerin zustimmen
Dann geht die Versteigerung los. Und als erster meldet sich Tom Bock. Er gibt eine Erklärung ab, mit der er fordert, dass der Ersteher die Umsatzsteuer zahlen müsse. Der Begleiter von Bock gibt dann auch das erste Gebot ab: 50 000 Euro. Dann tut sich erstmal lange gar nichts im Saal. Mit einem solchen Gebot könnte man bei der Versteigerung allerdings auch nicht erfolgreich sein.
Liegt das Gebot unter der Hälfte des Verkehrswertes, gibt es keinen Zuschlag, die Versteigerung geht dann an einem anderen Termin in eine zweite Runde. Bei einem Gebot unter 70 Prozent des Verkehrswerts ist ein Zuschlag nur dann möglich, wenn die Gläubigerin - also die Sparkasse - zustimmt.
Aber diese Grenze - in diesem Fall wären es 630 000 Euro - wird am Ende deutlich überschritten sein. Eine GmbH ruft 451000 Euro auf. Die Sparkasse, die ebenfalls mitbieten darf, erhöht umgehend auf 452000 Euro. Dann schaltet sich die Bietergemeinschaft ein und ruft 460 000 Euro auf. Die GmbH bietet 500 000 Euro, die Sparkasse 501 000 Euro. Die Bietergemeinschaft ruft 560 000 Euro auf, die Sparkasse 561000 Euro. So geht es weiter. Die Namen von GmbH und Bietergemeinschaft werden im Saal immer nur mündlich aufgerufen - es sind keine bekannten Namen, die man als Laie schon mal gehört hätte.
Welche Pläne haben die neuen Besitzer auf Turley?
Die Sparkasse steigt bei 646 000 Euro aus, und die Bietergemeinschaft und die GmbH liefern sich einen Wettbewerb. Am Ende ruft die Bietergemeinschaft mit 801 000 Euro den höchsten Betrag auf und bekommt den Zuschlag. Auf die Frage, wer sie sind und was sie mit dem ersteigerten Gebäude jetzt vorhaben, wollen die drei Männer in diesem Moment nichts sagen.Bei der zweiten Versteigerung füllt sich der Saal dann stärker. Das könnte daran liegen, dass gleichzeitig mit einem zur Büroimmobilie umgebauten Kaiserzeit-Gebäude (Verkehrswert vier Millionen) auch ein unbebautes Turley-Grundstück der TBG unter den Hammer kommt. Für die Fläche mit 517 Quadratmetern sind 60 000 Euro angesetzt, vergleichsweise ein Schnäppchen, bei dem viele Privatpersonen mitsteigern. Am Ende bietet die GmbH, die beim ersten Gebäude nicht zum Zug kam, für das Paket aus Gebäude und Grundstück mit 4 060 000 Euro exakt den Verkehrswert.
Am Nachmittag findet dann noch ein entkerntes, denkmalgeschütztes ehemaliges Militärgebäude mit ergänztem Neubau (im Rohbauzustand) für den Verkehrswert von knapp 1,3 Millionen Euro einen neuen Besitzer – eine Privatperson.
Die für die Entwicklung der Ex-Militärflächen wie Turley zuständige städtische Gesellschaft MWSP kündigte am Donnerstag in einer Mitteilung Gespräche mit den neuen Eigentümern an. Sie setze darauf, dass diese Investoren die Entwicklung auf Turley „auch an den Stellen beschleunigen, wo sie bisher noch stockt“. Die MWSP nennt dabei explizit den Bereich mit den denkmalgeschützten Gebäuden. Sie betont allerdings auch, dass viele Investoren auf Turley ihre Vorhaben wie geplant umgesetzt hätten und derzeit rund 800 Menschen dort lebten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Chance auf Besserung auf Mannheims Turley-Gelände!