Mannheim. Es ist nicht der eine Investor aufgetaucht, der sich bei der Zwangsversteigerung der ersten Turley-Gebäude der Tom Bock Group (TBG) am Donnerstag gleich alle Immobilien im Paket geholt hätte. Stattdessen haben drei unterschiedliche Bieter den Zuschlag erhalten: Von der Kölner Firma mit Verbindungen nach Kuwait bis hin zum Mannheimer Immobilien-Unternehmer. Wir erklären, was bislang bekannt ist.
Was weiß man über die Käufer der Immobilien?
Insgesamt noch nicht allzu viel. Die skurrilste Konstellation gibt es sicherlich beim Kauf des Bürogebäudes, das aus einem Kaiserzeit-Haus mit Neu-Anbau besteht (Punkt 5 in der Grafik) und im Paket mit einem unbebauten Grundstück (7) den Besitzer wechselte. Den Zuschlag erhielt für etwas mehr als vier Millionen Euro die in Köln ansässige Al-Radwan GmbH & Co. KG. Eine schnelle Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen war am Freitag nicht möglich, im Internet findet sich lediglich eine Postadresse. Nach „MM“-Recherchen ist einer der Geschäftsführer ein gewisser Mohammed A. Al-Radwan. Er ist gleichzeitig auch Chief Exekutive Officer (CEO) der Ali Al-Radwan & Sons General Trading, eine Holding- und Investmentgesellschaft mit Sitz in Kuwait. Die führt auf ihrer Internetseite eine 50-Prozent-Beteiligung an der Tom-Bock-Firma Prince&Wooster auf. Das wiederum ist exakt die Firma, der das Gebäude gehört hatte, das die in Köln ansässige Al-Radwan GmbH jetzt ersteigerte.
Was weiß man über die Käufer des Gebäudes, das an die Ballettschule vermietet ist?
Dieses Gebäude (6) hat wie berichtet eine Bietergemeinschaft aus drei Personen für rund 800 000 Euro ersteigert. Die drei wollten sich nach der Versteigerung am Donnerstag auf „MM“-Anfrage nicht zu der Frage äußern, wer sie seien und was sie mit der Immobilie vorhätten. Bei einem der Männer soll es sich nach Recherchen dieser Redaktion um einen Mannheimer Baustoffhändler handeln. Er ließ am Freitag eine Anfrage dieser Redaktion unbeantwortet. Ein anderer ist nach „MM“-Informationen ein Bauleiter, der für eine auf Turley tätige Baufirma arbeitet.
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Was ist mit dem früheren Militärgebäude mit Rohbau-Anbau (2), das ein Hotel werden sollte?
Dieses Gebäude hat der Mannheimer Immobilien-Unternehmer Tamer Baklan ersteigert. Auch er ließ am Freitag eine „MM“-Anfrage, was er mit der Immobilie vorhat, unbeantwortet.
Was sagt die Sparkasse Rhein Neckar Nord zur Versteigerung?
Sie hatte die Zwangsversteigerung der TBG-Gebäude auf Turley beantragt - und ist „zufrieden“ mit dem bisherigen Verlauf, wie eine Sprecherin erklärt. „Im Sinne der Stadtentwicklung hoffen wir, dass nun wieder Bewegung in die Sache kommt und die Ausgestaltung des Turley-Areals weiter voranschreitet.“ Am 20. und 27. Oktober sowie am 2. Februar 2023 lässt die Sparkasse fünf weitere TBG-Immobilien zwangsversteigern.
Was sagt die für die Konversionsflächen zuständige städtische Gesellschaft MWSP zur Entwicklung auf Turley?
Sie setzt nach eigenen Angaben darauf, dass die neuen Investoren die Entwicklung beschleunigen, die bei den TBG-Gebäuden zuletzt gestockt hatte. Sie betont allerdings auch, dass viele andere Investoren auf Turley ihre Vorhaben wie geplant umgesetzt hätten und bereits 800 Menschen dort lebten.
Wie sehen andere Akteure die Situation?
Günter Bergmann ist Mitglied des Mietshäusersyndikats und wohnt auf Turley. „Wir wünschen uns eine möglichst nachhaltige und gemeinwohlorientierte Nutzung hier“, sagt er. „Wir wollen keine Entwicklung, die den ohnehin schon teuren Wohnraum noch teurer macht.“ Er bedauert, dass es nicht mehr gemeinwohlorientierte Projekte auf Turley gibt.
Wie ist der Sachstand im Rechtsstreit von MWSP und TBG?
Die MWSP hatte der TBG die Kaiserzeit-Gebäude vor zehn Jahren verkauft. Weil die Sanierungsarbeiten ins Stocken gerieten, trat die MWSP im Sommer 2019 von allen Verträgen mit der TBG zurück. Seitdem läuft ein Rechtsstreit dazu, in dem die MWSP jetzt einen Zwischenerfolg verkündete: Ein Urteil bestätige die Position der MWSP. „Durch eingelegte Berufungen“ sei es aber noch nicht rechtskräftig. Auf die Gebäude in der Zwangsversteigerung hat das aber keinen Einfluss.
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