Mannheim. Mannheims Grüne empfehlen, bei der Oberbürgermeisterwahl am 9. Juli den Sozialdemokraten Thorsten Riehle zu wählen. Das hat diese Redaktion am sehr späten Donnerstagabend aus Parteikreisen erfahren. Kreisverbandssprecherin Sophia Dittes bestätigte diese Information dem "Mannheimer Morgen" am sehr späten Abend auf Anfrage.
"Wie wir hättet Ihr euch sicherlich auch ein besseres Ergebnis bei dieser Wahl gewünscht. Für dieses Ergebnis gibt es sicher viele Ursachen und wir werden diese in den kommenden Monaten mit euch analysieren, um die richtigen Rückschlüsse für die kommenden Wahlen daraus zu ziehen", heißt es in einem Schreiben an die Mitglieder des Kreisverbandes, in dem der Vorstand Raymond Fojkar für dessen Kandidatur "ganz besonders" dankt und für seinen Schritt, von einer neuerlichen Kandidatur zurückzutreten, Respekt zollt. Das Schreiben, das gegen Mitternacht verschickt worden ist, liegt dieser Redaktion vor.
Grüne: "SPD ist uns deutlich entgegengekommen"
Man habe schon vor der Wahl mit Kandidat Raymond Fojkar, den Fraktionsvorsitzenden Stefanie Heß und Nina Wellenreuther, den Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene Elke Zimmer, Susanne Aschhoff und Melis Sekmen sowie den Dezernenten Diana Pretzell und Dirk Grunert "inhaltliche Schwerpunkte definiert, in denen aus Grüner Sicht in der Legislatur des nächsten OB deutliche Fortschritte erzielt werden müssen", heißt es darin weiter.
Nach Gesprächen mit Riehle und dessen Konkurrenten Christian Specht aus dem bürgerlichen Lager habe man sich nach "intensiven Beratungen" nun dazu entschieden, den Sozialdemokratien zu unterstützen. "Die SPD und Thorsten Riehle ganz persönlich sind uns in den Gesprächen in den Kernanliegen der Grünen deutlich entgegengekommen", heißt es in dem Schreiben. "Wir sind uns sicher, dass er Mannheim in nächsten acht Jahren noch lebenswerter machen wird." Specht hatte den ersten Wahlgang mit knapp 46 Prozent der abgegebenen Stimmen deutlich für sich entschieden, Riehle kam auf 30,2 Prozent.
"Wir konnten uns auf konkrete, in den kommenden Jahren umsetzbare Maßnahmen im Klima- und Umweltschutz, in der Verkehrspolitik und im Bereich Bildung und Soziales einigen und werden diese in Kürze zusammen mit Thorsten Riehle unserem Kandidaten für den 2. Wahlgang am 9. Juli, präsentieren", heißt es in dem Schreiben weiter. Auch Kreisverbandssprecher Nils-Olof Born teilt in einer ebenfalls am Abend versandten Pressemitteilung mit, dass die SPD und Riehle den Grünen in Gesprächen "deutlich entgegengekommen" seien.
Auch Grüne Jugend unterstützte SPD-Mann
Auch am späten Abend hat die Grüne Jugend in einer Pressemitteilung ihre Unterstützung für Riehle bekanntgegeben. Nach Informationen dieser Redaktion stand dieser Entschluss aber schon längere Zeit fest. “Als Grüne Jugend Mannheim sagen wir: Ein weltoffenes, buntes, inklusives, grünes, kulturschaffendes und menschennahes Mannheim braucht eine Rathausspitze, die nicht im letzten Jahrtausend lebt", erklärt Sprecher Wanja Pasdzierny in der Mitteilung. "Deshalb unterstützen wir im zweiten Wahlgang Thorsten Riehle und rufen alle Menschen in Mannheim, denen etwas an einer sozialen und fortschrittlichen Stadt liegt, auf, ihn zu wählen.”
Fojkar verzichtee auf Wahlempfehlung
In den vergangenen Tagen ist viel über die Frage spekuliert worden, wen die Grünen im zweiten Wahlgang nach dem Verzicht ihres Kandidaten unterstützen werden. Fojkar hatte am Mittwoch seinen Rückzug aus dem Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters erklärt und auf eine eigene Wahlempfehlung ausdrücklich verzichtet. Dem Vernehmen nach gab es im Kreisverband und in der größten Fraktion des Gemeinderats verschiedene Meinungen zu und einen Streit über eine Wahlempfehlung.
Fojkar hatte am Sonntag im ersten Wahlgang 13,8 Prozent der Stimmen geholt und damit das beste Wahlergebnis der Grünen bei einer Oberbürgermeisterwahl in Mannheim erreicht. Weil der erfahrene Stadtrat selbst formuliert hatte, Oberbürgermeister werden zu wollen, und die Grünen darüber hinaus die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellen, ist das Ergebnis allerdings als eher schwach einzuordnen. Wahlforscher Matthias Jung hatte im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ gar von einem „katastrophalen Ergebnis“ gesprochen.
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