Oberbürgermeisterwahl

Fojkar verzichtet auf erneute Kandidatur

Der Mannheimer Grünen-Politiker zieht sich aus dem Rennen um die Rathausspitze zurück. Eine Empfehlung für die Stichwahl am 9. Juli gibt er aber nicht.

Von 
Sebastian Koch und Steffen Mack
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Mannheim. Der Kandidat der Grünen für die Oberbürgermeisterwahl in Mannheim, Raymond Fojkar, verzichtet auf eine Kandidatur im zweiten Wahlgang am 9. Juli. Das geht aus einem Schreiben des Kreisverbandes an seine Mitglieder hervor, das dieser Redaktion vorliegt. Demnach habe man am Dienstagabend das weitere Vorgehen beraten. „Aus Respekt vor beiden Kandidaten hat Raymond entschieden, nicht nochmal anzutreten“, heißt es im Schreiben. Bereits am Mittwochmorgen hatte auch die parteilose Tanja Krone auf eine erneute Kandidatur verzichtet.

Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte Fojkar, für ihn gehe es nun darum, sich als Bürger eine „eigene Meinung“ über die politischen Programme von Christian Specht (CDU) und Thorsten Riehle (SPD) zu bilden. Der erste Wahlgang am vergangenen Sonntag habe ihm ein eindeutiges Ergebnis beschert. „Als Chancenloser im zweiten Wahlgang zu kandidieren, wäre eine Verzerrung des Wählerwillens“, sagte er. Zuletzt hatte Fojkar sich stets alle Optionen offengehalten.

Im zweiten Wahlgang gewinnt – anders als noch im ersten – der Kandidat, der die meisten Stimmen auf sich vereint. Eine absolute Mehrheit ist nicht mehr nötig. „Aus Respekt vor den Wählerinnen und Wähler gehört es sich für mich nicht, ihnen eine Empfehlung für die Wahl zu geben“, erklärte Fojkar, der auf einen genauso fairen Wahlkampf hofft wie vor dem ersten Wahlgang.

Unklar ist weiterhin, wie sich der Kreisverband und die Fraktion politisch verhalten werden. Dem Vernehmen nach gibt es große Diskussionen über die Frage, ob die Grünen eine Wahlempfehlung aussprechen sollen und wenn ja, für welchen der beiden Kandidaten: den bürgerlichen Specht oder den Sozialdemokraten Riehle.

Partei braucht noch Zeit

Grünen-Kreisverbandssprecher Nils-Olof Born hält diese Diskussionen für „absolut verständlich“. Es gehe politisch schließlich um viel. „Wir haben mit allen demokratischen Parteien gute Gespräche geführt.“ Um diese Gespräche „gut“ und „differenziert“ zu bewerten, brauche die Partei nun noch Zeit, heißt es im Schreiben. Demnach soll die „finale Entscheidung“ am Freitag fallen.

Fojkar hatte am Sonntag im ersten Wahlgang 13,8 Prozent der Stimmen geholt und damit das beste Wahlergebnis der Grünen bei einer Oberbürgermeisterwahl in Mannheim erreicht. Weil der erfahrene Stadtrat selbst formuliert hatte, Oberbürgermeister werden zu wollen, und die Grünen darüber hinaus die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellen, ist das Ergebnis allerdings als eher schwach einzuordnen. Wahlforscher Matthias Jung hatte im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ gar von einem „katastrophalen Ergebnis“ gesprochen.

Der SPD-Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei teilte auf Anfrage zu Fojkars Verzicht mit: „ Wir nehmen als SPD die Entscheidung von Raymond Fojkar mit Respekt zur Kenntnis. Ich kann bestätigen, dass es gute, vertrauensvolle Gespräche gab. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass sie jetzt noch Zeit brauchen, eine solch weitreichende Entscheidung zu treffen und ihre Mitglieder dabei einzubeziehen.“

Auch CDU-Kandidat Specht zollte Fojkar großen Respekt. Er habe den Grünen-Kandidaten „als fairen, integren und fachlich starken Mitbewerber kennengelernt“.

Nachdem am Mittwoch die Frist dafür um 18 Uhr abgelaufen ist, gibt es noch fünf Bewerbungen für den zweiten Durchgang. Über die offizielle Zulassung wird an diesem Donnerstagmorgen der Gemeindewahlausschuss entscheiden.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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