Klimaschutz, Kohleausstieg und die Zukunft der Fernwärme – das alles beschäftigt nicht nur die Bürgerinnen und Bürger Mannheims, sondern auch die Stadträte. Darum standen MVV-Chef Georg Müller und Technik-Vorstand Hansjörg Roll nun dem Hauptausschuss Rede und Antwort. Die Zusammenfassung im Überblick.
Warum wird über die Zukunft der Fernwärme eigentlich diskutiert?
Weil sie zum größten Teil zurzeit noch vom Grosskraftwerk Mannheim (GKM) erzeugt wird. Dieses muss aufgrund des Kohleausstiegs jedoch spätestens 2033 den Betrieb einstellen – weshalb Ersatzlösungen für die rund 160 000 angeschlossenen Haushalte in Mannheim und der Region gesucht werden.
Bis wann müssen die Alternativen einsatzfähig sein?
Das GKM geht davon aus, dass es aufgrund des Kohleausstiegsgesetzes spätestens 2033 den Betrieb einstellen muss. Allerdings hat Deutschland erst vor Kurzem seine Klimaschutzziele verschärft. Darum erwartet MVV-Chef Müller nun eine Überarbeitung dieses Gesetzes – mit der Folge, dass das GKM früher vom Netz gehen muss. „Wir müssen davon ausgehen, dass das GKM 2030 nicht mehr da ist“, sagte Müller im Ausschuss. Entsprechend müssten die Alternativen „in sicherem Abstand vor 2030“ zur Verfügung stehen – also Ende der 2020er Jahre.
Welche Ersatzlösungen gibt es schon oder sind konkret geplant?
Im vergangenen Jahr hat die MVV bereits die Müllverbrennungsanlage auf der Friesenheimer Insel an das Fernwärmenetz angeschlossen. Damit kann diese bis zu 30 Prozent des Jahresbedarfs abdecken. 2024 soll auch das benachbarte Biomassekraftwerk angeschlossen werden. Zusammen mit weiteren technischen Verbesserungen seien dadurch fast 50 Prozent der benötigten Leistung abgedeckt, so Roll.
Und woher sollen die rest-ichen 50 Prozent kommen?
Konkret geplant ist bereits der Einsatz einer Flusswärmepumpe, die dem Wasser Wärme entzieht, mit einer Leistung von 20 Megawatt am GKM. Durch den Einsatz weiterer Pumpen ließe sich dieser Wert Roll zufolge innerhalb von zwei Jahren auch noch vergrößern. Da diese Option jedoch nicht die wirtschaftlichste sei, hänge die Realisierung von den Ergebnissen der Untersuchung weiterer Technologien ab.
Welche Technologien prüft die MVV noch?
Einen ganzen „Strauß an Möglichkeiten“, wie Roll erklärte. Dazu zählen der Bau eines weiteren Biomassekraftwerks, einer Biomethan-Anlage und die Errichtung von bis zu drei Geothermieanlagen zwischen Mannheim und Reilingen. Entscheidungen würden jedoch erst getroffen, wenn weitere Untersuchungsergebnisse vorlägen und die „regulatorischen Rahmenbedingungen“ – also Fördermöglichkeiten und Abgaben – klarer seien. Roll gab sich jedoch zuversichtlich: „Wir werden ausreichend Fernwärme haben.“
Ist tiefe Geothermie nicht sehr umstritten?
Doch, da das vorhandene Potenzial in der Region jedoch als sehr gut gilt, will die MVV zusammen mit der EnBW diese Möglichkeit dennoch untersuchen. „Tiefe Geothermie, wenn man es richtig macht, ist eine sichere und vertretbare Technologie“, sagte Roll. Müller warb dafür bei den Stadträtinnen und -räten um Unterstützung, sagte aber auch „gegen dezidierten Bürgerwiderstand“ werde man die Pläne nicht durchsetzen.
Wie wird sich der Fernwärmepreis in Zukunft entwickeln?
„Das Preisniveau wird sich erhöhen“, sagte Roll, ohne konkreter zu werden. Müller betonte, dass man die künftigen Preise aber auch nicht mit den früheren vergleichen dürfe: weil es die bisherigen, günstigeren Erzeugungsoptionen in Zukunft schlicht nicht mehr geben werde.
Kann Wasserstoff nicht bei der Wärmewende helfen?
Diese Frage sei noch offen, so Roll. In absehbarer Zeit rechne er aber nicht damit. Denn primär werde dieser zukünftig wohl dort eingesetzt, wo es keine anderen Alternativen gebe, etwa in der Chemie- und Stahlindustrie. „Wir brauchen ihn für die Fernwärme in Mannheim nicht“, fügte er an. Denn spätestens Anfang der 2030er Jahre stehe Biomethan aus MVV-eigener Erzeugung als „grünes“ Gas zur Verfügung.
Wie reagierten die Gemeinderäte auf die Ausführungen?
Sie stellten einige konkrete Nachfragen und kritisierten insbesondere, dass ihnen die Perspektive der rund 550 GKM-Mitarbeiter in der ganzen Debatte zu kurz komme. Reinhold Götz von der SPD monierte zum Beispiel: „Was ich vermisse, ist, dass man sich auch nur ansatzweise Gedanken macht über das Thema GKM und Beschäftigte im GKM.“ MVV-Chef Müller entgegnete, dass entsprechende Gespräche über einen Sozialtarifvertrag für den Kohleausstieg liefen und für die Wärmewende „gut ausgebildete Leute händeringend gesucht werden“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Früheres Aus für das Grosskraftwerk wirft viele Fragen auf