Das Großkraftwerk bis 2030 abschalten – das fordern die Stadträte Deniz Gedik und Patrick Haermeyer von den Grünen als Reaktion auf die am Montag vorgestellte Energierahmenstudie (wir berichteten), die der Energieversorger MVV beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in Auftrag gegeben hat. Unisono mit FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund erklären Gedik und Haermeyer: „Die Studie ist ein wichtiger erster Schritt zur klimaneutralen Stadt.“ Schon 2019, so Reinemund weiter, habe die FDP gefordert, eine städtische CO2-Eröffnungsbilanz vorzulegen, um die angestrebte Reduktion von Treibhausgasen „verlässlich zu beziffern“.
Außerdem brauche es einen Blick auf die Emissionsursachen nicht nur im Verbrauch, sondern auch in der Herstellung, so die Liberalen: „Hier lässt die Studie noch einige Fragen offen.“ So sei beispielsweise bei der prognostizierten Umstellung des Autoverkehrs nicht die CO2-Bilanz der Produktion batterieelektrischer Fahrzeuge im Vergleich zu anderen Antrieben berücksichtigt.“
Kritik an Buga-Bautätigkeit
Stadtrat Volker Beisel weist in diesem Zusammenhang auf die Bautätigkeit der Stadt hin: „Flächenverbrauch und CO2-Belastung in der Bauphase dieser privaten und städtischen Projekte werden jedoch in der Verwaltung bisher ausgeblendet. Auch die Bautätigkeit für die angeblich klimaneutrale Bundesgartenschau 2023 fehlt in der gesamtstädtischen Betrachtung.“
So habe beispielsweise „noch niemand dargestellt, wie die CO2-Bilanz für die mehrere hundert Tonnen Stahl für den am Hochgestade des Landschaftsschutzgebiets Feudenheimer Au geplanten Panoramasteg ausgeglichen werden soll“, wie Beisel kritisiert. Die FDP/MfM-Stadträte fordern die Verwaltungsspitze deswegen auf, „endlich eine vollständige Klimabilanz der Stadt Mannheim vorzulegen und diese regelmäßig fortzuschreiben“, so die Freien Demokraten.
Die Grünen sehen als Hauptursache der Kohlendioxid-Belastung klar das Großkraftwerk. Die Studie zeige, dass 90 Prozent der CO2-Emissionen auf das GKM zurückgehen. Die Ergebnisse seien daher ein „klarer Auftrag an uns, schnellstmöglich die aufgezeigten erneuerbaren Energiepotenziale auszubauen und damit die Abschaltung des GKM spätestens bis 2030 zu erreichen.“ Haermeyer: „Andernfalls werden wir das 1,5-Grad-Ziel verfehlen.“
Fördertopf bereits jetzt leer
Gedik ergänzt: „Die Zahlen liegen auf dem Tisch, nun müssen die Taten folgen. Eine tragende Säule spielt hierbei die Solarenergie. Hier müssen wir mit verschiedenen Maßnahmen unseren derzeitigen Ausbau von Dachflächen-Photovoltaik vervierfachen. Auch die energetische Sanierungsquote von Gebäuden muss im Stadtgebiet massiv gesteigert werden. In beiden Fällen wird der Klimaschutzagentur durch ihre diversen Beratungs- und Förderprogramme eine zentrale Rolle zukommen. Dies muss sich auch in den nächsten Etatberatungen deutlich widerspiegeln.“
Der Fördertopf für Photovoltaik-Anlagen der städtischen Klimaschutzagentur, aus dem private und gewerbliche Hausbesitzer Zuschüsse beim Einbau von Solarzellen erhalten können, war in diesem Jahr bereits Mitte Februar – so früh wie nie – ausgeschöpft. 180 000 Euro für Solardächer sind bereits ausgegeben oder zugesagt. Die MVV hat daher weitere 50 000 Euro in das Programm gegeben – so dass für Interessierte noch eine Chance besteht, 2021 noch an Zuschüsse zu kommen. Förderanträge nimmt die Klimaschutzagentur entgegen. lang
Info: Infos unter: www.klima-ma.de
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