Personalien

Paukenschlag: GKM Mannheim wechselt Führungsspitze aus

Das große Stühlerücken beim Grosskraftwerk Mannheim sorgt für große Unruhe in der Belegschaft. Warum der Aufsichtsrat gerade jetzt Tabula rasa im Unternehmen gemacht hat

Von 
Walter Serif
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Das GKM Mannheim steht vor großen Aufgaben. © GKM/Michael MUss/Bernhard Zinke

Mannheim. Ein solches Tabula rasa wie an diesem Donnerstag gibt es sonst nur beim Fußball. Mit einem Paukenschlag trennt sich das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) von seiner über Jahre hinweg eingespielten Doppelspitze Holger Becker und Gerard Uytdewilligen. Doch damit nicht genug: Auch der Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Ümit Lehmici verliert nach Informationen dieser Redaktion seine Posten. Auf der Homepage des GKM taucht sein Name nicht mehr auf.

Belegschaft völlig überrascht

Dem Vernehmen nach zog der Aufsichtsrat die Notbremse, weil er genug von der großen Unruhe hatte, die im Unternehmen herrschte. Es gab zwischen Betriebsrat und Vorstand atmosphärische Störungen und Differenzen, die die strategische Neuausrichtung erschwerten. Der Aufsichtsrat setzt jetzt ein Signal: Der Transformation des Unternehmens zu einem kohlefreien Erzeugungsstandort haben sich alle Führungskräfte unterzuordnen. Ausreden gibt es keine mehr.

Holger Becker © GKM

Doch der Reihe nach: Am Mittwoch tagte der Aufsichtsrat und informierte den Vorstand über die bahnbrechenden Beschlüsse. Die Führungsriege wurde bis Donnerstag zum Stillschweigen verdonnert. Erst kurz vor Mittag wurden die völlig überraschten Beschäftigten in einer flugs anberaumten Belegschaftsversammlung informiert. Demnach wird der kaufmännische Vorstand Holger Becker zum 30. November seinen Schreibtisch räumen und sich dann „neuen Aufgaben außerhalb des GKM widmen“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Gefeuert? Trennung im gegenseitigen Einvernehmen? Natürlich halten sich die Protagonisten bedeckt.

Bereits zum 1. Oktober wird Kerstin Böcker beim GKM als neue Vorständin anfangen. Sie war zuletzt bei der Deutschen Flugsicherung Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin . Die Managerin soll nach Beckers Ausscheiden dessen Ressort übernehmen. Dieses wird aufgewertet und unter dem Titel Personalmanagement und Services geführt. Der Posten des technische Vorstands soll altersbedingt neu besetzt werden. Bis dahin wird Uytdewilligen die Geschäfte weiterführen.

Dass zusätzlich eine Frau als Vorständin berufen werden könnte - darüber gab es beim GKM seit längerem Spekulationen. Dass die Neue Becker ersetzen und auch Uytdewilligen seinen Posten verlieren würde - davon war natürlich nie die Rede gewesen. Entsprechend groß war jetzt der Überraschungseffekt.

Gerard Uytdewilligen © Michelle Muus

Klar ist aber, dass die Personalpläne von langer Hand vorbereitet wurden. Auch im Management herrscht Fachkräftemangel. Die promovierte Juristin und Diplom-Kauffrau Böcker startete ihre Laufbahn 1993 bei der damaligen Daimler-Benz-Gruppe. Ab 2004 übernahm sie Führungspositionen im Personalbereich bei Infineon und im Thyssenkrupp-Konzern. Der Energiebereich ist für sie also Neuland.

Der bisherige Betriebsratschef und Aufsichtsrat Lehimci betonte, dass auch nach den Personalbeschlüssen „keine Weltuntergangsstimmung im Betrieb“ herrsche. „Es war eine Entscheidung im Aufsichtsrat, das haben wir so abgesprochen“, sagte er und sprach von seinem „Neuanfang für die Transformation“. Zu seiner Person selbst wollte Lehimci nichts sagen. „Aktuell gilt die Pressemitteilung. In den nächsten Tagen schauen wir weiter“.

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Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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