Mannheim. 7,21 Meter hoch ist der Turm, der architektonisch auf sich aufmerksam macht – doch sein Zweck hat damit nichts zu tun. Seit wenigen Tagen steht der Turm in der Feudenheimer Au und soll Fledermäusen ein Zuhause bieten. In dem Landschaftsschutzgebiet entsteht durch das geplante Augewässer ein neuer Nahrungsraum für einheimische Fledermäuse, teilt die Bundesgartenschau-Gesellschaft mit.
„Mit diesem besonderen Turm bieten wir den Fledermäusen direkt auf einer Insel im Augewässer ein Top-Quartier“, sagt Franziska Leyer. Es gebe immer weniger Fledermäuse und auch die Artenvielfalt gehe zurück, so die zuständige Projektleiterin. Weil das auch daran liege, dass die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere weniger geeignete Quartiere finden, soll der Turm der Entwicklung entgegenwirken. Obendrein stehe er in der Nähe einer Nahrungsquelle, sagt Leyer.
Entworfen wurde der Turm von Studierenden der Technischen Universität Braunschweig am Institut für Landschaftsarchitektur, betreut von Henri Greil. Ihr Entwurf erinnert an einen ausgehöhlten Baumstamm. Darin laufen Lamellen fächerartig zusammen. Alle Ansprüche, die Fledermäuse an ihre Behausung stellen – wie die Möglichkeit zum Bauch-Rücken-Kontakt, Absprunghöhe, Landebretter, Wassernähe, Schutz vor Fressfeinden, ein gutes Mikroklima – seien berücksichtigt worden und in das Design des Turmes eingeflossen.
„Einige der in Südwestdeutschland heimischen Arten wie Zwerg-, Mücken- und Rauhautfledermaus oder auch der Große Abendsegler bevorzugen Spaltenquartiere an Gebäuden und Bäumen. Weil jedoch Dachböden häufig ausgebaut werden und Häuser gedämmt, finden Fledermäuse immer weniger Spalten und Ritzen in Gebäuden, die ihnen als Unterschlupf dienen können“, erklärt Fledermaus-Sachverständiger Andreas Arnold. Im Innern des Mannheimer Turms sind etwa 30 unterschiedlich geformte Bretter derart aufgefächert eingebaut, dass zwei getrennte Spaltenquartiere entstehen, die verschiedenen Fledermausarten nutzen können.
Fundament des Stegs fertig
„Der Turm für die Buga 23 ist der erste seiner Art, der realisiert wird“, sagt Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach. „Dass Fledermäuse gerade in Städten immer weniger Lebensraum finden, ist ein Problem, dem wir mit diesem imposanten Turm entgegenwirken möchten. Darüber hinaus wollen wir die Menschen mit diesem architektonischen Meisterwerk an einer exponierten Stelle sensibilisieren.“
Gebaut wurde der Fledermausturm bereits Anfang des Jahres von der Mannheimer Schreinerei Bechtold mit Unterstützung von fünf Mitarbeitern der Mannheimer Filiale von CSD Ingenieure. Die Außenform besteht aus Lärchenholz, das ausreichend robust ist, um Umwelteinflüssen standzuhalten. Insgesamt werden zwei solcher Türme aufgestellt. Der zweite wird nächstes Jahr im Süden der Feudenheimer Au platziert. Die beiden Fledermaustürme stellen Ausgleichsmaßnahmen dar für die Radschnellverbindung und das Augewässer. Dort fanden im Vorfeld mehrfach Fledermauskartierungen statt.
Ein Zwischenziel wurde unterdessen auch am Panoramasteg erreicht: Nach rund fünf Monaten Bauzeit ist das Fundament fertig. Auf dem Steg können Besucherinnen und Besucher der Bundesgartenschau das Spinelli-Gelände mit Wiesenflächen, Biotopen, Habitaten für Eidechsen und Haubenlerchen sowie das Landschaftsschutzgebiet der Feudenheimer Au überblicken. Die Stahlkonstruktion wird elf Meter hoch sein. „Wenn man von dort unten nach oben blickt, ist das einwirklich erhebendes Gefühl“, beschreibt Projektleiter Farsad Tawakol, nachdem er auf dem Fundament stand.
Eine 115 Meter lange Erdrampe führt später einmal zum fertigen Steg. Der selbst ist 81 Meterlang, 43 Meter davon ragen über das Augewässer. Breit ist er acht Meter. Die Investitionssumme beträgt drei Millionen Euro. Bis zum kommenden Sommer soll der Stahlbau montiert sein. Nach der Bundesgartenschau, dient der Steg als Brücke, um die Straße Am Aubuckel überqueren zu können, heißt es vonseiten der Buga-Gesellschaft.
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